Der nächste Morgen war für A'kebur jedoch eher wie ein böser Traum. Er zwang sich, nicht daraus zu erwachen, um nicht erkennen zu müssen, dass es die Realität war und kein Traum. Er hätte sonst geschrieen, gekämpft und wie ein Berserker Blut vergossen. So sah er stoisch dabei zu, wie Etienne in einem funkelnden Regen verschwand.
Zwei Sicherheitsleute von Starfleet waren heruntergebeamt und hatten ihn abgeholt. Die Verabschiedung war kurz ausgefallen; was hätte sie auch sagen können?
Etienne hatte A'kebur kurz durch die Haare gestrichen und aufmunternd gelächelt, aber der Klingone hatte in seinem Partner die gleiche Verzweiflung gespürt, die auch ihn gefangen nahm. Als Etienne weg war, ging A'kebur mit steifen Bewegungen zurück ins Haus. Er presste die Lippen zusammen.
"Ich wünschte, ich wäre ein Vulkanier. Dann wüsste ich, was ich tun muss", sagte er leise zu sich selbst. "Einen Ausweg. Einen Weg!"
Shana, die ihm gefolgt war, zupfte ihn am Ärmel. "Wir finden etwas, ganz sicher. Ich werde noch mal alle betreffenden Gesetzestexte durchgehen und ..."
"Es steht in keinem Gesetz. Das Gesetz ist dagegen. Ich werde mit dir kommen, Shana. Ich habe hier nichts mehr."
"Vielleicht fällt Captain Lakon ja etwas ein. Ich habe noch nie erlebt, dass er auf eine Situation keine Antwort gewusst hätte. Und dann sollten wir bei der Verhandlung dabei sein. Irgendwas können wir sicher tun."
A'kebur schüttelte den Kopf. "Die Sovk wird noch eine ganze Zeit Station beziehen. Die Archäologen sind immer noch nicht fertig. Er wird nicht dabei sein. Und ob wir dabei sein können, ist fraglich."
"Doch, das zumindest wird Lial veranlassen können. Angehörige dürfen bei Gerichtsverhandlungen dabei sein, dass weiß ich", ließ Shana nicht locker, "komm, lass uns packen."
A'kebur wusste nicht, ob ihm der Anblick der Sovk willkommen war oder nicht. Er war ein anderer geworden. Er war nicht mehr der, der gegangen war. Aber gleichzeitig war er mehr als zu dem Zeitpunkt, als er das Schiff verlassen hatte. Wie gebannt schaute er auf die silberne Hülle. Gleichzeitig spürte er wie unter Zwang dem Band zwischen sich und Etienne nach. Doch er musste keine Sorge haben. Etienne ging es gut, bis auf den ständigen Drang wie ein gefangenes Raubtier herumzulaufen.
Man hatte diesen auf die Aequalitas gebracht, einem Gefangenentransportschiff, das für einige Zeit gefährliche Angeklagte beherbergte, bis über sie geurteilt und dann auf eine Strafkolonie gebracht oder anderweitig eingesperrt wurden. Sofern man sie natürlich nicht freisprach. Doch darauf brauchten weder Etienne noch A'kebur zu hoffen.
Aber der Drang war A'kebur selber nicht unbekannt. Besonders, da mit dem Anblick der Sovk auch Charon 7 wieder in sein Blickfeld kam. Der Planet trug ebenfalls einige unliebsame Erinnerungen für ihn. Shana hingegen schien das alles nicht zu stören. Sie war in ihrem Sessel eingedöst und wurde erst wieder munter, als sie die Durchsage erhielten, dass man sie zur Sovk hinüberbeamen würde. A'kebur nahm Shanas Gepäck und ging vor.
Die Andorianerin streckte sich. "Hey, danke", murmelte sie und folgte ihm, "ich freu mich jetzt schon auf mein kühles Quartier."
"Mhm", brummte A'kebur einsilbig.
Der Befehl zum Beamen wurde erteilt, und Sekunden später fanden sie sich im Transporterraum der Sovk wieder. Captain Lakon wartete bereits auf sie. "Willkommen zurück an Bord", begrüßte er sie.
"Danke Sir", riefen Shana und A'kebur gleichzeitig. Lakon entgingen die Wolken nicht, die auf dem Gemüt seines Neffen lasteten. Er war auch schon von Lial instruiert worden. Irgendwie gewann er den Eindruck, dass er sich wieder am Ausgangspunkt befand. Aber vielleicht irrte er sich auch. Shana wirkte gelöster und eindeutig zuversichtlich.
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Borderlands * Buch 2 ~ Seelenband
FanfictionAutoren: She Seya & Neko (aka Arcaniel hier bei wattpad) Bild: pixabay A'kebur kämpft ein Jahr gegen sich selbst, sein Temperament und darum seine Fähigkeit unter Kontrolle zu bekommen, um endlich von der Station Deep Space 13 verlassen zu können. E...