Borderlands II - Seite 17

11 1 0
                                    

Lials sah entsetzt auf. Sie raffte ihre Kleider und lief, so schnell sie konnte, in das Zimmer von Etienne. Sie fand die beiden Kinder in tiefer Versenkung vor. Vorsichtig setzte sie sich zu ihnen und berührte jeden an der Schläfe.

Noch war es zu keinen Schäden gekommen. Kurz überlegte sie, ob sie eingreifen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Beide Katra waren in so tiefem Rapport, dass jede Störung mehr schadete als helfen würde. Vielleicht waren sie doch stärker als angenommen. So begann sie der Verbindung zu assistieren, wie sie es in einer sehr viel größeren Zeremonie vorgehabt hatte.

Die Ungeduld der Jugend zu rügen, brachte in diesem Moment wenig. Aber im Grunde hatte sie damit gerechnet, als sie die beiden Männer, von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehend, gesehen hatte. Shanas Bemerkung war blumig aber treffend gewesen.

Jetzt galt es, Verletzungen der Seelen zu verhindern. Lial flocht das Band der Seelen, dass es die Männer band, aber nicht fesselte. Es war stark genug, um Belastungen zu tragen. Beruhigend strich sie über die Verletzungen Etiennes, die der erzwungenen Verbindung geschuldet waren. Sie würden heilen und A'kebur lehren, seinem Partner verantwortungsvoll zu begegnen.

Keiner der beiden nahm ihre Präsenz wirklich wahr; sie war eher wie ein sanfter Wind, der über ihre Gesichter strich und sie tröstete und ermutigte.

Kein Wort der Welt hätte ausgereicht, um wirklich zu beschreiben, wie A'kebur und Etienne sich fühlten. Keine Grenzen, kein Verstecken, keine Lügen. Nur Offenheit. Wärme. Vertrauen. Liebe.

All diese Dinge, die sie im wachen Zustand niemals hätten laut aussprechen können. Das und noch viel mehr. Ihnen wurde zeitgleich bewusst, dass dieser Zustand jedoch nicht für die Ewigkeit war. Die Trennung aber schmerzte nicht mehr. Sie zog das Versprechen nach sich, dass sie einander nicht mehr fern sein konnten. Niemals mehr.

Als jeder wieder in seinem Körper war, sahen sie sich verblüfft an. A'kebur riss sich von Etiennes Augen nur mit Widerwillen los. Er sah Lial verwirrt an. Jetzt erst spürte er sie. Aber er wusste, dass sie die ganze Zeit da gewesen sein musste.

Die alte Vulkanierin musterte ihre beiden Schützlinge und nickte zufrieden. "Es scheint, ihr habt weniger meine Hilfe gebraucht, als ich gedacht hatte", erklärte sie mit einer gewissen Zufriedenheit in der Stimme.

Etienne sah jetzt genauso verblüfft wie A'kebur aus. "Heißt das, wir haben es geschafft?", fragte er.

Lial nickte. "Das habt ihr. Ich werde eure Verbindung noch einmal überprüfen müssen, wenn etwas mehr Zeit vergangen ist. Aber ich denke, euer Band ist jetzt gefestigt. Ein Zurück gibt es nun nicht mehr." Sie erhob sich. "Seid zum Abendbrot fertig", meinte sie dann gewohnt bündig und verließ das Zimmer.

A'kebur sah an sich herab. Offenbar kannte seine Großmutter keine Zurückhaltung. Er wusste nicht, ob er jemals Vulkanier mögen würde. Aber sie nötigte ihm mehr als nur Respekt ab.

Etienne sah ihn an und zog dann auf sehr vulkanische Weise eine Augenbraue hoch, bevor er in Lachen ausbrach.

"Deine Urgroßmutter ist echt ein Unikat", schnaufte er. "Aber sie gefällt mir." Dann wurde er wieder ernst. "Wir sind jetzt also gänzlich verbunden, ja? Irgendwie..." Er versuchte sich auf das Band zu konzentrieren, dass er nun deutlich in seinem Inneren fühlte, um es zu testen.

"Lass das! Das kitzelt", beschwerte sich A'kebur und entzog ihm geistig den Teppich. "Du hast mir nicht geantwortet, ob du noch magst. Also! Noch mal oder gibst du auf?"

"Ich, aufgeben? Du träumst. Und ich denke, bis zum Abendessen ist noch mehr als genug Zeit. Schließlich haben wir so etwas wie eine Hochzeitsnacht", grinste Etienne.

Borderlands * Buch 2 ~ SeelenbandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt