Am zehnten Tag hielten sie sich jedoch zurück. Das Ziel ihrer Reise war nicht mehr weit und sie wollten einen einigermaßen guten Eindruck machen, auch wenn Außenweltler nie an die Maßstäbe eines Vulkaniers heranreichten. Das Kloster, oder diese Trutzburg vulkanischer Logik, war ohne technische Ausstattung. Nicht einmal ein einfaches Funkgerät gab es dort.
Selbst die Vulkanier kannten diesen Ort kaum. Gefragt danach, konnten die wenigsten darauf eine Antwort geben. Trotzdem war, wenn man wusste, dass es so etwas geben musste, es möglich, die Koordinaten herauszufinden. Doch mehr auch nicht. Es gab keine Unterlagen über die Geschichte oder die derzeitigen Bewohner. Genauso wenig konnte man erfahren, welchen wirklichen Sinn dieses Kloster hatte. Auch von außen ließ sich nichts erahnen.
Ziemlich unvermittelt tauchte das große Gebäude mit Kuppeldach zwischen den rötlichen Felsformationen auf, als wäre es eher ein Teil von ihnen, weniger ein künstlich erschaffenes Stück Architektur. Ein großes, steinernes Eingangstor, an dem einige Glocken hingen, erinnerte Etienne an Bilder von asiatischen Tempeln im Himalaja auf der Erde. Und ähnlich verlassen und still war es hier auch.
Keine Menschen- oder besser Vulkanierseele ließ sich blicken. "Wohnt hier überhaupt jemand?", stellte A'kebur eine nicht unberechtigte Frage.
"Das sollten wir vielleicht mal herausfinden." Etienne stieg aus dem Gleiter, hustete etwas aufgrund der heißen, trockenen Luft und blinzelte. "Hast du eine Waffe dabei? Wenn wir Sehlats oder ähnlichem Viehzeug begegnen, will ich vorbereitet sein."
"Auf das Sehlat oder auf die Bewohner dieses was auch immer?"
"Sagen wir mal, ich bin am liebsten vorbereitet auf alles. Kann ja sein, dass man uns hier weniger freundlich begegnet." Etienne schirmte seine Augen gegen die Sonne ab, um das Gebäude besser betrachten zu können.
A'kebur kniff lediglich seine Augen zusammen. Seine Augen hatten sich sehr schnell an die Sonne gewöhnt gehabt. Er wusste, dass die meisten Außenweltler erheblich zu kämpfen hatten. Aber es hatte nur wenige Tage gebraucht, um sich in dem Klima wohl zu fühlen und keine Stunde, ehe er in der Sonne genauso gut sehen konnte, wie ein Vulkanier. "Lial sagte, ich soll keine Waffe mitnehmen. Tut mir leid, aber sie wird wohl die einzige Frau sein, auf die ich sofort höre. Shana war darauf neidisch." Er lächelte verhalten.
Etienne grinste zurück. "Na schön, dann geh du mal vor! Und wollen wir hoffen, dass alles hier so friedlich ist, wie es von außen aussieht."
"Erstaunlicher Pessimismus bei der Berufswahl", kommentierte A'kebur nur und ging vor.
"Kein Pessimismus, nur Vorsicht." Etienne folgte ihm und sah sich misstrauisch um.
A'kebur zeigte jedoch zu seinem Erstaunen - oder auch nicht, war sein Gefährte doch weniger mit Misstrauen geschlagen als er - keinerlei zögernde Gesten. Er erstürmte regelrecht das Tor und schien es eher erobern zu wollen, als zu warten, ob ihnen jemand öffnete. Etwas ratlos sah A'kebur hinauf, dann wandte er sich den Glocken zu. "Vermutlich klingeln", meinte er.
Die Tür, die ein paar Meter vor ihnen aus solidestem Holz gebaut war, ließ sich jedenfalls nicht von außen öffnen. Etienne zuckte mit den Schultern und bewegte probeweise die Glocken. Ein sanftes Klingeln ertönte. Ein paar Augenblicke geschah nichts, dann öffnete sich die Tür und eine Gestalt im rostroten Kapuzenmantel erschien. "Dies ist das Kloster T'Planahats. Wer begehrt Einlass?", fragte sie mit dumpfer Stimme, die verriet, dass es sich um einen Mann handeln musste.
"Ich bin A'kebur, Sohn von Ghors, Sohn von T'Leras. Ich begehre Einlass", rief A'kebur.
Der Torwächter oder was auch immer er war, rührte sich einen Moment lang nicht. "Ihr seid kein Vulkanier. Ich kann Euch keinen Einlass gewähren, ohne den Grund zu kennen, aus dem Ihr hier seid", wiegelte er dann das Begehren ab.
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Borderlands * Buch 2 ~ Seelenband
FanfictionAutoren: She Seya & Neko (aka Arcaniel hier bei wattpad) Bild: pixabay A'kebur kämpft ein Jahr gegen sich selbst, sein Temperament und darum seine Fähigkeit unter Kontrolle zu bekommen, um endlich von der Station Deep Space 13 verlassen zu können. E...