Kapitel 1

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Jetzt steh ich hier. Am Rand eines Hochhausdaches und überlege ob ich wirklich springen soll.Das ganze hätte ganz anders enden können. Wäre ich einfach mutiger gewesen. Mutiger, meine Gefühle zu zeigen. Mutiger, meine Persönlichkeit zu zeigen. Mutiger, anderen meine Gefühle zu gestehen. Mutiger, meine Träume wahr werden zu lassen. Mutiger, etwas zu ändern.

Aber nein, ich muss ja so schwach sein. Ich werde mich nie trauen, ihm zu sagen, was ich fühle. Ich werde nie wissen, ob er etwas für mich empfindet. Und genau deshalb werde ich jetzt springen. Entweder ich bringe mich jetzt um oder die Unwissenheit bringt mich um. Die Unwissenheit über seine Gefühle. Dieser eine Sprung. Er würde mich von allem erlösen. Von den Qualen. Von meinem Leben. Von allem.

Ich fange an zu lächeln. Dieser Gedanke ist toll. Aber... was ist, wenn er mich doch liebt. Wenn er etwas für mich empfidet? Nein, das kann nicht sein. Niemand kann sich in so jemanden wie mich verlieben. An mir ist nichts Gutes, geschweige denn, etwas Tolles. Wer sollte sich also in irgendetwas von mir verlieben. Vor allem nicht er. Er ist perfekt. Er zaubert mir immer ein Lächeln aufs Gesicht. Ein ehrliches Lächeln. Kein Falsches, was ich sonst immer trage. Er bringt mich zum Lachen. Ich liebe einfach alles an ihm. Wenn ich mich nur getraut hätte, ihm genau das zu sagen. Aber nein, ich muss ja zu viel Angst haben.

Was ist, wenn er doch etwas für mich empfindet? Ich will niemanden traurig machen. Vor allem nicht ihn.
Nein, schieb die Zweifel beiseite. Er liebt dich nicht und er wird dich auch nie lieben. Niemand wird dich je lieben. Wahrscheinlich ist es das Beste, einfach zu springen. Ich werde niemandem fehlen. Ich hole mein Handy aus der Hosentasche und verfasse eine letzte Nachricht: Hey, ich muss dir was sagen. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr leben. Sag bitte meiner Familie und allen anderen Bescheid, dass ich bald nicht mehr da bin.  Und eins noch. Ich liebe dich. Schon lange. Ich wollte es dir sagen, aber hab mich nicht getraut. Wahrscheinlich wird dir das egal sein. Aber ich liebe dich. Und das werde ich auch immer. Tschüss. <3.

Ich drücke auf absenden. Ein Häkchen erscheint auf dem Handybildschirm. Jetzt gibt es kein zurück mehr. Das wars dann wohl. Ist wahrscheinlich auch besser so. Jeder ist ohne mich besser dran. Ich merke, wie mir die Tränen kommen.

Sooo... das ist das erste Kapitel. Und übrigens: Keiner braucht sich in irgendeiner Weise sorgen um mich machen, das ist eine GESCHICHTE.
Ich hoffe trotzdem, dass sie sich jemand antut und dass ich irgendwem näher bringen kann, das Depressionen nicht nur Aufmerksamkeitsrufe sind, sondern auch ernst genommen werden sollten, ohne dass sich jemand darüber lustig macht.

Soll ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt