Leere. Das ist das einzige, was ich empfinde. Gähnende Leere und völlige Dunkelheit.
Schon komisch. Vor ein paar Tagen wollte ich noch unbedingt sterben und konnte nicht, jetzt will ich nicht mehr sterben und naja. Ich denke, das hier ist meine Ende.Und schon ist es wieder da. Das Licht. Das Licht so voller Wärme und Liebe. Mal wieder zieht es mich in seinen Bann. Und mal wieder bewege ich mich in Richtung des Lichts. Ich wehre mich nicht. Denn der Tod ist etwas angenehmes. Zumindest der Weg in den Tod. Er ist so voller Wärme und Liebe. So viel Liebe würde niemand auf der Erde geben können.
Ich bewege mich weiter ohne Angst auf das Licht zu. Die Angst vor dem Tod habe ich schon lange verloren.
Weil der Tod nichts böses ist, eher eine Art Erlösung. Und für mich bedeutet Tod auch Übergang in eine neue Existenzform. Vielleicht ist das völliger Quatsch, aber ich glaube daran und was man glaubt, kann keiner bestimmen. Denn Glaube ist etwas nicht beweisbares und deshalb bin ich der Meinung, man sollte niemandem seinen Glauben verbieten.Ich könnte ewig hier im Licht bleiben, aber trotzdem will ich aus irgendeinem Grund trotzdem wieder zurück ins Leben. Ich will plötzlich wissen, was sonst noch passieren kann. Meine gesamte Stimmung kippt gerade und ich beginne, gegen den Sog des Lichts anzukommen. Ich bin völlig verwirrt, warum ich jetzt so viel Lebenswillen habe, aber ich habe ihn. Und dieses Gefühl ist gerade noch schöner als das Gefühl des Todes.
Mit all meiner Kraft versuche ich, wieder zurück ins Leben zu finden.Dann spüre ich plötzlich ein starkes Zucken in meiner Brust. Als nächstes höre ich ein gleichmäßiges Piepen, gefolgt vom Lachen einer Person. Mich durchfährt eine Glückseligkeit, wie ich sie nie gespürt habe. Ich habe es geschafft: Ich bin dem Tod entronnen. Ich fühle mich lebendig.
Langsam beginne ich, etwas zu sehen. Erst sehe ich nur helles Licht einer Leuchtstoffröhre, doch dann erkenne ich allmählich Umrisse. Diese Umrisse werden immer deutlicher und ich kann einen Arzt sehen. Neben ihm stehen zwei Krankenschwestern. Alle drei schauen mich glücklich. Eine der Krankenschwestern beginnt zu Strahlen:"Wir haben es geschafft!! Sie lebt wieder. Endlich!!"
Glücklich läuft sie aus dem Zimmer.
Während sie die Tür öffnet, beginnt der Arzt zu reden: "Hallo Tessa, schön, dass du wieder aufgewacht bist. Du lagst eine Woche im Koma. Dann hattest du vor ungefähr einer halben Stunde einen Herzstillstand und dein Herz schlug 24 Minuten nicht mehr. Aber du hast dich wieder zurückgekämpft. Mit der Hilfe unseres Defibrillators hast du es geschafft. " Er beginnt zu lachen. Und ich muss auch anfangen zu grinsen. Die Lache dieses Arztes ist zu witzig. Irgendwas zwischen sterbendem Meerschweinchen und Möwe.
"Danke, dass Sie mich zurückgeholt haben. Sie werden bestimmt mitbekommen haben, dass ich mich umbringen wollte. Deshalb danke ich Ihnen noch mehr, weil sie trotzdem alles gegeben haben, um mich am leben zu behalten. Vielen Dank.", entgegen ich dem Arzt.
"Nichts zu danken", antwortet er, "Schließlich ist das mein Job. Und ich würde niemals ein Leben enden lassen, ohne alles getan zu haben."
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Soll ich?
Genç KurguWie konnte mich mein Leben innerhalb kürzester Zeit so zerstören? -Eine Frage, die sich Tessa immer wieder stellt. Eigentlich ist sie nur eine lebenslustige, erfolgreiche Jugendliche aus Wismar- äußerlich zumindest. Innerlich wurde sie vom Leben nie...