Kapitel 11

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"Aaalso", beginnt Theo, " Ich lese ihn dir jetzt vor. Und wenn es was wichtiges ist, was im Brief steht, bitte ich dich, mir ein Zeichen zu geben. Das ist vielleicht ne Dumme Idee, aber ich hoffe wirklich, dass du mich hörst und versuchst, wieder aufzuwachen. Du fehlst mir nämlich. Du fehlst uns allen. Mit deiner Öko-Art und allem drum und dran. Alle, mit denen ich bisher gesprochen habe, vermissen dich jetzt schon. Weil du wichtig bist. Und es tut uns leid, dass wir das nicht gezeigt haben. Aber naja. Ich lese jetzt den Brief. 

Liebe Tessa,
Vielleicht wird dich dieser Brief nicht erreichen und wahrscheinlich wirst du ihn zerreißen, nachdem du ihn gelesen hast. Weil ich ein Arschloch war. Ich habe dich einfach so abblitzen lassen, als du mir die 'drei Worte' geschrieben hast. Und ich Idiot war so überfordert damit, dass ich einfach nur 'ok' geantwortet habe.
Weil ich einfach schlecht darin bin, meine Gefühle auszudrücken. Und weil ich es nicht weiter aushalte mit diesem schlechten Gewissen zu leben, schreibe ich dir diesen Brief.
So ist das vielleicht nicht ganz so schwer.
Also: Ich liebe dich. Und das tue ich schon lange. Seit Emily versucht hat uns zu verkuppeln.
Und es tut mir unendlich Leid, dass nicht schon früher gesagt zu haben. Ich hoffe du verzeihst mir. Und wenn nicht, verstehe ich das auch. Ich würde mir selbst auch nicht verzeihen.
Also naja. Gib mir vielleicht Bescheid, ob du mir verzeihst. Ich hoffe es.
In Liebe, dein Leonard "

Oh. Mein. Gott. Ist das niedlich. Mein Herz läuft gerade Amok. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so was in der Art geschrieben oder gesagt bekomme. Nicht mal ansatzweise.
Theo hat anscheinend seine Sprache wiedergefunden. "Ach du Scheiße,ich wusste gar nicht, dass Leonard zu so was fähig ist. Das ist ja mal mega kitschig. Also an deiner Stelle würde ich ja jetzt aufwachen. Nur mal so", grinst er.
Er will weiterreden, aber ich kann überhaupt nichts mehr erkennen oder vernünftig hören. Plötzlich wird mir schwarz vor Augen.
Scheiße, nein! Ich will hören, was er noch sagt. Ich will wieder zurück in mein Leben!!!
Langsam begreife ich, dass mein Wunsch zu sterben überhaupt keine Bedeutung hat. Ich will nicht mehr sterben. Nicht, nachdem ich gehört habe, was ich manchen Menschen bedeute. Aber das kann ich wohl nicht mehr ändern. Ich füge mich meinem Schicksal und kämpfe nicht mehr gegen das Ohnmachtsgefühl, was mich gerade durchflutet. Das ist dann wohl mein Ende. Ich merke, wie das letzte Leben aus meinem Körper zieht.

Scheiße.

Soll ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt