Vor circa zwei Stunden ist Justus wieder gegangen. Und ich hatte mal wieder gefühlt eine Ewigkeit Zeit, mir Gedanken zu machen. Weil ich dazu noch nicht genug Zeit hatte. Man bemerke die Ironie. Nachdenken kann einen Menschen echt irgendwann zerreißen, vor allem, wenn man über die Meinung anderer Menschen nachdenkt.
Aber glücklicherweise öffnet sich die Tür ein weiteres Mal für heute. Zum Vorschein kommt....Meine Familie. Mein Vater, meine Mutter und mein Bruder. Drei der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Alle drei sehen total übermüdet und traurig aus. Die drei schauen geschockt auf meinen Körper. Nach ein paar Schrecksekunden fängt sich mein Bruder als erster wieder. Er beginnt zu sprechen: " Hi Tessa. Ich hab dir was mitgebracht." Er holt einen Brief aus seiner Hosentasche, die total ausgebeult ist. Wahrscheinlich hat er mal wieder den halben Hausstand darin versteckt. Wie immer. Mein Bruder packt immer alles in seine Hosentaschen, was man eventuell irgendwann mal gebrauchen könnte. Seine Hosentaschen geben immer mehr her als jede Damenhandtasche.
Aber egal, jedenfalls legt er den Brief auf den Beistelltisch neben meinem Krankenhausbett. Meine Eltern schauen verwundert auf den Brief. Beide haben dieses Was-ist-das Gesicht. Aber nur mein Vater traut sich die Frage, die beiden auf den Lippen liegt, auszusprechen. "Theodor", beginnt mein Ernst, mein Vater, "Was ist das für ein Brief?" Seine Stimmlage kann ich nicht deuten. Es könnte sowohl besorgt als auch kurz vor dem ausrasten sein. Bevor ich weiter die Stimmlage meines Vaters analysieren kann, antwortet Theo:" Ich kann dir nicht sagen, was in dem Brief steht. Aber es ist nichts verbotenes. Aber könntet ihr bitte aus dem Zimmer gehen? Ich möchte Tessa den Brief vorlesen. Den hat mir ein Freund von mir vor unserer Reise gegeben. Er meinte, ich soll den Brief Tessa geben aber ich hab sie halt zwischendurch nicht gesehen. Ich hab ihn selbst noch nicht gelesen. Aber ich gehe davon aus dass er sehr private Dinge enthält. Und ich weiß nicht, was das Resultat dieses Briefes sein wird, deshalb denke ich, es wäre das Beste, den Brief Tessa vorzulesen, ohne dass jemand zuhört. Ist das für euch ok?", Fragt Theo an meine Eltern gewandt. Diese scheinen noch zu überlegen, was sie tun wollen. Und ich werde immer ungeduldiger. Ich will wissen von wem der Brief ist und worum es in ihm geht. Insgeheim hoffe ich ja auf einen Brief von Leonard. Aber ich denke nicht, dass er mir jemals einen Brief heimlich über meinen Bruder zukommen lassen würde.Meine Mutter beginnt zu reden:" Also Theodor. Wir werden jetzt raus gehen, aber nur unter einer Bedingung: falls es um etwas geht, was wir sollten, sagst du uns bitte Bescheid. Ich hoffe du missbrauchst dieses Vertrauen nicht. Ok?"
Theodor antwortet:" Geht klar. Danke für euer Verständnis. Falls etwas wichtiges in den Brief steht, werde ich euch auf jeden Fall informieren." Wie immer wenn mein Bruder etwas ernst meint, spricht er mal wieder sehr akkurates Deutsch. Ihm scheint wirklich etwas daran zu liegen, dass ich den Brief bekomme. Und natürlich wächst meine Anspannung jetzt noch mehr. Wenn ich nicht wie so ein Geist hier rumvegetieren würde, hätte ich meinen Bruder schon längst den Brief aus der Hand gerissen und ihn gelesen. Aber nein, ich muss ja im verdammten Koma liegen. So langsam beginne ich meine Situation immer mehr zu verteufeln. Ich kann einfach nichts machen. Wenn mein Leben bis jetzt nicht so scheiße gewesen wäre, würde ich alles dafür tun, um wieder aufzuwachen. Aber ich weiß, dass ich kein großer Verlust bin.
"Also, bevor ich jetzt anfange zu lesen, möchte ich dir was sagen. Bevor wir im Urlaub waren, hat mir Leonard diesen Brief gegeben. Er meinte, ich soll ihn dir bei der nächstbesten Gelegenheit geben. Aber da ich dich nicht nochmal gesehen habe, wollte ich dir den Brief nach dem Urlaub geben. Du liegst jetzt aber halt hier. Also dachte ich, ich lese ihn dir einfach vor. Eigentlich sollte ich ihn nicht lesen, aber ich denke es ist wichtig, dass du die Informationen erhältst, die im Brief stehen.
Also, dann fange ich mal an mit lesen."
Quälend langsam öffnet mein Bruder den Brief. Das ist die reinste Folter für mich. Er hat schon so lange geredet. Aber Naja, jetzt liest er mir den Brief ja vor. Mal sehen, was darin steht. Er ist ja von Leonard, was mein Herz schon ein wenig höher schlagen lässt.Btw: vielen Dank für die 111 reads, die diese Geschichte momentan hat.
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Soll ich?
Teen FictionWie konnte mich mein Leben innerhalb kürzester Zeit so zerstören? -Eine Frage, die sich Tessa immer wieder stellt. Eigentlich ist sie nur eine lebenslustige, erfolgreiche Jugendliche aus Wismar- äußerlich zumindest. Innerlich wurde sie vom Leben nie...