Kapitel 13

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Als nächstes kommt die Krankenschwester, die gerade aus dem Raum gegangen ist, wieder herein. Gefolgt von meinen Eltern und meinem Bruder. Überglücklich kommt Theo auf mich zugerannt, um mich zu umarmen. "Ich hab solche Angst gehabt, als das Teil nur noch einen langen Piepton von sich gegeben hat. Ich glaub ich hab noch nie so viel geheult wie in den letzten zwanzig Minuten", teilt er mir mit. "Also immerhin einer, der mich vermissen würde", erwidere ich grinsend. "Also ich will dir ja ungern widersprechen, aber neben dir stehen gerade zwei Personen, die dich mehr als alles andere vermissen würden.", entgegnet mein Vater empört.
"Jaja, ist mir schon klar. Aber ich dachte halt wirklich, dass es für alle das Beste wäre, wenn ich nicht mehr da bin. Aber wie geht's jetzt weiter?", frage ich in den Raum. "Also erstmal müsstest du dich von einem Psychologen 'untersuchen' lassen. Und ich weiß nicht, ob es vielleicht das Beste wäre, in eine psychiatrische Einrichtung zu gehen", antwortet mir der Arzt. "Also in eine Psychiatrie?", hake ich nach, "Ich glaube das ist nicht nötig, ich komm schon so klar. Ich will nicht in so eine Anstalt gesteckt werden". "Wir werden sehen, was der Gutachter sagt. Außerdem ist es gar nicht so schlimm. Meine Frau war auch in einer Psychiatrie. Ich habe sie 2 Jahre lang besucht", antwortet mir der Arzt.
Im nächsten Moment geht die Tür wieder auf. Es kommen drei Personen zum Vorschein. Allen voran Nathan. Justus und Leonard folgen ihm. Alle drei sehen ziemlich glücklich aus. Leonard kommt auf mich zugestürmt. Er macht abrupt vor meinem Bett halt und sieht mich durchdringend an. Ich verliere mich natürlich sofort in seinen wundervollen Augen. Grau-Blau mit einem dunkelbraunen Fleck im linken Auge. Wunderschön. Doch bevor ich noch anfangen kann zu sabbern, kommt er auf mich zu und nimmt ganz behutsam meinen Kopf in seine Hände. Er lächelt mich etwas unsicher an und kommt mir immer näher. Dabei springt sein Blick immer wieder von meinen Augen zu meinen Lippen und zurück. Schließlich kann ich mich nicht mehr zurückhalten und ich überwinde die letzten Zentimeter. Seine Lippen sind leicht rau und ich bemerke, dass er ziemlich unsicher ist. Trotzdem löst dieser Kuss, der schon nach drei Sekunden zu Ende ist, in mir ein riesiges Feuerwerk aus. Gepaart mit Amok-Schmetterlingen.
Kurze Zeit später beginnt mein Bruder zu applaudieren und alle im Raum stimmen mit ein.

Als der Applaus wieder aufhört, grinst mich mein Bruder an, als hätte er gerade herausgefunden, dass ganz zufällig fünf Millionen Euro auf seinem Konto sind. "Was grinst du wie so'n Grenzdebiler?", frage ich ihn. "Die Situation  ist irgendwie ziemlich weird. Ich meine, du, der Arzt, die Krankenschwestern, unsere Eltern und Leonard stehen in deinem Krankenzimmer nachdem du dich umbringen wolltest und alle sind fröhlich. Aber das ist ja auch erstmal nebensächlich. Hauptsache du bist wieder glücklich!", lautet seine Antwort.

Wo er recht hat, hat er recht. Aber komische Situationen sind eh mein Spezialgebiet. Da macht mir keiner was vor.
"Theo? Schatz? Wir müssen noch zu Tante Undine. Sie wollte, dass wir vorbeikommen. Und ihr kennt sie: Da gibt es keine Widerrede. Wenn sie sagt, wir sollen um drei kommen, dann müssen wir um drei kommen. Und es ist schon kurz nach drei", sagt meine Mutter plötzlich.
Oh ja, Tante Undine kenne ich. Bei ihr gibt's wirklich nichts schlimmeres als zu spät kommen oder absagen.
Also verlassen alle den Raum, da der Arzt und die Krankenschwestern zum nächsten Patienten müssen. Aber erst nachdem sie sich verabschiedet haben. "Ich geh mal kurz die Cafeteria aufsuchen, hab seit heute morgen nichts mehr gegessen", meint Nathan noch und geht ebenfalls.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 26, 2017 ⏰

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