Das nächste, was ich spüre, ist nichts. Das hört sich zwar extrem komisch an, aber es ist so. Ich stehe in einem kahlen, weißen Raum. Vor mir ist ein Bett, was sehr an ein Krankenhausbett erinnert. Darin liegt jemand. Ich will zum Bett hingehen, aber ich kann mich nicht bewegen. Es fühlt sich an, als hätte ich keine Muskulatur mehr. Ich kann mich wirklich nicht bewegen. Nur meinen Blick konnte ich durch den Raum schweifen lassen. Ich bemerke, dass ich gar nicht stehe, sondern kurz über dem Boden schwebe. Ich blicke nach links. Dort sind zwei Fenster zu sehen. Hinter den Fensterscheiben ist ein Parkplatz zu sehen. Dahinter sind Häuser einer Stadt. Ich erkenne, dass es Wismar ist. Aber wo in Wismar bin ich? Auf dem Parkplatz entdecke ich ein Schild. Nur mit Mühe kann ich lesen, was darauf steht, denn das Schild ist zu weit weg, um es genau erkennen zu können. "Sana HANSE-Klinikum" steht darauf. Das ist das Krankenhaus von Wismar. Aber was zum Teufel mache ich hier? Ich sollte doch tot sein nach dem Sprung. Das Hochhaus war doch hoch genug, oder? Aber warum stehe, nein schwebe, ich in einem Krankenhauszimmer?
Vielleicht ist das so, wenn man tot ist. Aber wer liegt da im Bett? Bin ich so etwas wie ein Schutzengel und soll auf die Person im Krankenbett aufpassen? Das wäre zumindest eine Erklärung. Wäre zwar extrem klischeehaft, wie in einer deutschen Komödie mit Til Schweiger in er Hauptrolle. Gott, wie ich Til Schweiger als Schauspieler hasse. Er kann einfach nur eine Rolle spielen und das nicht mal gut. Halt, Stop. Warum denke ich jetzt darüber nach? Ich vergleiche mich jetzt nicht ernsthaft mich Til Schweiger! Bin ich wirklich so tief gesunken? Schnell beantworte ich meine Frage mit Ja, sonst hätte ich mich nicht umgebracht, wenn ich wirklich tot bin. Irgendwie habe ich nämlich das Gefühl, dass ich es gar nicht bin. Ich habe zwar keine Ahnung, wie sich der Tod anfühlt, aber so habe ich ihn mir auf jeden Fall nicht vorgestellt. Ach keine Ahnung.
Um mich auf andere Gedanken zu bringen, versuche ich nochmal die Person im Bett zu identifizieren. Es ist eine weibliche Person, wahrscheinlich so zwischen 12 und 16. Das Mädchen hat relativ lange, blonde Haare. Genau wie ich. Moment mal, das Mädchen hat ziemliche Ähnlichkeit mit mir, oder?! Aber wie kann das sein. Das kann nicht ich sein! Aber sie sieht so verdammt nach mir aus. Nur viel blasser. Und glücklicher. Und zerbrochener. Oder sah ich auch so aus? Naja... Glücklich würde zu meiner letzten Emotion, die ich hatte, passen. Blasser, naja kann auch sein, da ich im Krankenhausbett liege. Und zerbrochen war ich auch. Sonst hätte ich mich nicht umgebracht. Wenn ich überlege, wie zerbrochen ich wirklich war, sieht dieses Mädchen wirklich nach mir aus. Und ich frage mich, wie mich noch keiner eingewiesen haben kann, wenn ich schon eine Weile so aussehe. Wahrscheinlich hat mich einfach keiner so genau beobachtet.
Ich reiße meinen Blick los, um das Zimmer weiter zu inspizieren. Rechts von mir befinden sich zwei Türen. Eine davon führt vermutlich zum Badezimmer und die zweite wahrscheinlich auf den Flur. Sonst gibt es in dem Zimmer nicht viel zu sehen, außer den piependen Apperat neben mir, also neben dem ich im Krankenhausbett. Wahrscheinlich so ein EKG-Ding oder so. Ich glaube es misst meinen Herzschlag und meinen Blutdruck und so. Mein Körper im Krankenbett ist an ihn angschlossen und ich sehe viele Schläuche oder so an dem Körper.
Weiter kann ich nicht mein Bett-Ich beobachten, denn ich vernehme ein Geräusch aus Tür-Richtung. Schnell sehe ich rüber und entdecke eine Person im weißen Kittel. Vermutlich der Arzt. Hinter ihm tritt eine weitere Person in den Raum. Eine Frau. Ich denke, sie ist Krankenschwester. Beide gehen in Richtung meines Bett-Ichs und notieren die Werte, die auf dem EKG-Ding stehen. Wahrscheinlich sehen sie einfach nur nach, ob ich noch da bin.
Ich beobachte sie nicht weiter, sondern wende mich der Frage zu, warum ich denn hier bin. Ich glaube mal gelesen zu haben, dass manche Menschen,die nach einer Nahtoderfahrung im Koma lagen, genau dasselbe berichtet haben, was ich hier erlebe. Früher habe ich das als völligen Blödsinn erachtet, aber jetzt, wo ich selber in dieser Situation bin, scheint mir das die einzige Erklärung dafür zu sein.
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Soll ich?
Teen FictionWie konnte mich mein Leben innerhalb kürzester Zeit so zerstören? -Eine Frage, die sich Tessa immer wieder stellt. Eigentlich ist sie nur eine lebenslustige, erfolgreiche Jugendliche aus Wismar- äußerlich zumindest. Innerlich wurde sie vom Leben nie...