Kapitel 2

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Ich lasse alles nochmal Revue passieren. Meine Zeit am Gymnasium. Ich hatte ein vermeindlich perfektes Leben. Tolle Eltern, einen Bruder, gute Noten und ich war halbwegs beliebt. Zumindest hat mich keiner gehasst und ich war kein Schulgespräch, weil ich schon mit 12 meine Jungfräulichkeit verloren habe oder so was in der Art. Ich hatte einigermaßen viele Freunde und in meinem Hobby relativ gut. Mir viel die Schule leichter als vielen anderen. Aber genau das war das Problem. Keiner hat mich gehasst, außer mir selbst.

In der fünften Klasse war noch alles in Ordnung. Ich war weder veliebt, noch hatte ich mit mir selbst ein Problem. Ich hatte einen Zeugnisdurchschnitt von 1,2 und ich wurde weder gemobbt, noch als Streber bezeichnet. Die Lehrer mochten mich. Ich mochte mich. Andere mochten mich. Meine Vereinskollegen im Turnverein mochten mich. Ich gewann zwei Turnwettkämpfe und bei drei Wettkämpfen wurde ich zweite. Ich traf mich oft mit meiner besten Freundin Anina, auch Anni genannt. Anni war in meiner Klasse und wir turnten auch gemeinsam. Mit ihr konnte ich alles machen und ich konnte ihr alles erzählen. Sie war einfach meine beste Freundin seit der ersten Klasse und ich dachte, wir würden ewig beste Freunde sein. Ich kann mich noch genau an unseren Schwur erinnern. "Ich schwöre, immer für dich da zu sein, Tessa. Ich werde dir immer helfen, egal was passiert. Ich werde immer deine beste Freundin sein, komme was wolle.",sagte Anni. Und ich schwor ihr: " Ich schwöre dir, Anni, dir immer zu helfen, egal was passiert. Ich werde dich nie belügen oder dir etwas wichtiges verschweigen. Und ich werde für dich da sein, wenn du mich brauchst." Den Schwur habe ich bis heute eingehalten. Sie.. naja... nicht so wirklich. Der erste Schultag am Gymnasium, also der erste Schultag in der fünften Klasse, war total komisch für mich. Neue Schule, neue Klasse. Ich hatte schon mit Anni abgesprochen, dass sie uns beiden einen Platz in der ersten Reihe in der Mitte freihält, da sie früher in der Schule angekommen ist, als ich. Und so saßen Anni und ich das ganze Schuljahr in jedem Fach nebeneinander. Wir trafen uns nahezu täglich und machten auch alles zusammen. Wir redeten über alles, also auch über das, was mir mit anderen mehr als peinlich war. Kurz gesagt: Wir waren ein Herz und eine Seele.

Bis zur sechsten Klasse.

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