Endlich... Nächster Morgen. Die Nacht war ja nicht auszuhalten! Die ganze Zeit dachte ich über alles mögliche nach, da es hier ja sonst nichts gibt, was man machen könnte.
Aber egal, mal sehen, was der neue Tag so bringt. Wird bestimmt super interessant. Nicht.
Mal sehen wer mich heute besuchen kommt. Theoretisch müsste ja heute irgendwann Besuchs-Zeit sein. Aber egal, mal schauen, ob überhaupt wer kommt.
Meine Familie wird frühestens morgen hier sein, da sie ja noch im Wellness-Urlaub ist. In dem Hotel dort ist kein Empfang, daher können die vom Krankenhaus wahrscheinlich nicht anrufen und meine Eltern informieren.Das allzu bekannte Tür-Aufmach-Geräusch stört mich mal wieder in meinem Gedankenfluss. Mal sehen, wer es ist.
Ein Mann, Ende dreißig. Es ist Nathan. Er sieht ganz aufgelöst aus, wie er da steht. So verlassen und traurig.
"Hi Tessa", beginnt er, " das Krankenhaus hat mich angerufen, weil du hier liegst. Deine Familie konnten sie nicht erreichen und die einzige Nummer eines Volljährigen, die sie gefunden haben ,war meine. Ich weiß zwar nicht, ob du mich hören kannst, aber egal. Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass du irgendwie fehlst. Jetzt schon. Du warst so ziemlich die einzige, die mich während meiner Arbeit aufgemuntert hat. Die mir gezeigt hat, warum es sich für mich lohnt, weiter zu machen. Nur deshalb habe ich wahrscheinlich noch meinen Laden und deshalb bin ich noch selbstständig. Sonst würde ich vermutlich schon in einem Supermarkt oder so arbeiten. Ich würde nicht mehr das tun, was mir Spaß macht. Dafür möchte ich dir danken. Auch wenn es jetzt zu spät ist. Du liegst ja jetzt hier. Ich hätte das für dich sein sollen, was du für mich warst. Vielleicht hätte ich das hier dann verhindern können. Hätte ich einfach weiter mit dir in meinem Laden geredet. Hätte ich mehr auf dich geachtet.Aber ich weiß, dass du nicht wollen würdest, dass ich mir Vorwürfe mache. Ich weiß, dass es deine Entscheidung ist, ob du leben möchtest. Vielleicht klingt das, was ich dir gerade erzähle, ziemlich nach pädophiler Dreckssack, aber du bedeutest mir ziemlich viel. Als Freundin. Als Wegbegleiterin. Als Inspiration. Und nein, das meine ich nicht pädophil."
Hach, Nathan. Trotz seiner Trauer noch Humor. Das mag ich so an ihm.
"Also, ich komme jetzt zum Ende meines Monologs. Vielleicht konntest du mich hören. Vielleicht nimmst du dir mein Gelaber zu Herzen. Und vielleicht wachst du wieder auf. Ich hoffe es. Selten habe ich mehr gehofft, dass etwas passiert. Aber du hast es einfach nicht verdient, schon zu sterben. Du hast mir geholfen, also werde ich auch dir helfen. Ich werde dich so lange hier nerven und dich besuchen kommen, bis du aufwachst."
Oh. Mein. Gott. War das gerade krass. Ich wusste nicht, dass ich Nathan was bedeute. Aber auch er hat viel für mich getan. Er hat mich aus dem Alltag rausgeholt und mir gezeigt, dass mir auch etwas Spaß machen kann. Trotzdem ist es besser, dass ich gesprungen bin. Wie Nathan schon gesagt hat: Es ist meine Entscheidung. Und niemand kann mir da dazwischen reden. Wobei ich ja eigentlich nicht will, dass irgendwer wegen mir traurig ist. Ich will nicht der Grund sein, weshalb es jemandem schlecht geht. Vor allem Nathan hätte es nicht verdient, nach allem, was er getan hat.
"Achso, ich hab dir noch was mitgebracht", fügt Nathan hinzu. Er holt etwas aus seinem Kamerarucksack, auf den ich ja schon ein bisschen neidisch bin. Zum Vorschein kommen... Bilder. Von unserer Fototour. Die sind echt toll geworden. "Eigentlich wollte ich dir ja einen Blumenstrauß mitbringen, aber da das ja Wasserverschwendung in deinen Augen ist, dachte ich, ich bringe dir was mit, wovon du länger was hast.", ergänzt Nathan noch.
Die Fotos sind schon echt Klasse geworden. Naja, sie sind ja auch in einer wunderschönen Stadt entstanden.
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Soll ich?
Teen FictionWie konnte mich mein Leben innerhalb kürzester Zeit so zerstören? -Eine Frage, die sich Tessa immer wieder stellt. Eigentlich ist sie nur eine lebenslustige, erfolgreiche Jugendliche aus Wismar- äußerlich zumindest. Innerlich wurde sie vom Leben nie...