Kapitel 7

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Eine halbe Stunde ist jetzt ca. um. Alter war die langweilig. Nichts ist passiert. Wie soll ich das länger aushalten? Ich sollte echt versuchen so schnell wie möglich aufzuwachen. Sonst ist das hier noch schlimmer als mein vorheriges Leben. Ich vernehme zum zweiten Mal seit ich hier bin ein Geräusch aus der  Richtung der Tür. Endlich passiert hier was. Das ist so langweilig hier. Ich sehe zur Tür und tatsächlich kommt jemand durch die Tür. Eine männliche Person so um die 16. Er geht langsam zu meinem Bett-Ich und setzt sich hin. Er beginnt zu reden:"Hi. Ähhm... wie fang ich am besten an... Also, ich bin Justus und ich mache hier im Krankenhaus mein Praktikum. Ich habe gesehen, wie du hier reingefahren wurdest und, naja, da dachte ich, dass ich mal zu dir reinschaue." Justus ist ziemlich schüchtern, was an sich ja ganz süß ist. Aber lange nicht so süß wie Leonard. Ach, Leonard, der perfekteste Junge, den ich mir vorstellen kann. Ich komme nicht dazu, weiter zu denken, denn Justus fährt fort:" Ja also, ich weiß selbst nicht genau wieso ich hergekommen bin. Ich glaube, ich brauche jemanden, dem ich alles erzählen kann. Obwohl ich nicht weiß, ob du mich überhaupt hörst, habe ich das Gefühl, dir das zu sagen. Also... Ich fang nochmal an: Ich bin Justus und bin 16 Jahre alt. Ich komme aus Wismar. Und ich tanze im Ballett. Das klingt jetzt zwar wahrscheinlich ziemlich komisch,  aber es macht mir einfach Spaß. Naja, das ist auch der Grund, warum ich hier bin. Ich werde immer aufs Übelste beschimpft und teilweise auch verprügelt, da ich ja so eine 'Pussy' oder 'Schwuchtel' bin. Aber ich verstehe nicht, warum ich nicht Ballett tanzen sollte, ich meine, wir leben im 21. Jahrhundert und ich dachte, dass die Gleichberechtigung schon so weit fortgeschritten ist. OK, ich muss gestehen, ich bin schwul, aber das tut nichts zur Sache. Scheiße, jetzt ist es raus. Ich bin schwul. Ich hätte echt nicht gedacht, dass es so leicht wird, es zu erzählen. Es weiß keiner außer dir und ich bezweifle, dass es in naher Zukunft noch jemand erfahren wird. Ich habe einfach Angst vor den Reaktionen anderer. Ich will nicht noch mehr gedemütigt werden.
Also, danke fürs zuhören. Vielleicht hast du mich ja sogar gehört. Aber egal, trotzdem danke. Ich muss jetzt nach Hause. Ich komme morgen wieder. Also dann, bis morgen."
Und schon geht er wieder. Na toll. Was soll ich jetzt machen? Ich beschließe, über Justus' Worte nachzudenken. Eine andere Möglichkeit gibt es ja hier nicht. Naja, auch egal, jedenfalls muss das Thema Sexualität Justus ja ziemlich mitnehmen. Ich meine, als Schwuchtel beschimpft zu werden und dann auch noch zu wissen, dass sie recht haben, gehört wahrscheinlich zu den beschissensten Dingen, die es gibt. Aber ich finds schon mal gut, dass er sich selbst eingestanden hat, dass er schwul ist. Ich hoffe für ihn, dass er sich bald outet und dass es dann einigermaßen gut bei den anderen ankommt. Denn wie er schon gesagt hat: Wir leben im 21. Jahrhundert, da darf man ja wohl lieben, wen man will.
Plötzlich kommt mir ein schlimmer Gedanke. Was, wenn Justus genau so wie ich seinen Problemen ein Ende setzen will. Mist, hoffentlich will er sich nicht umbringen. Das hätte er überhaupt nicht verdient.

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