3.

37 3 0
                                    

Kurze Zeit später sprang ein Rudel von etwa zwanzig Wölfen, durch das Gebüsch auf die Lichtung. Das schwarze Wolfsbaby Faolan, zudem ich immer nur Fao sage, und Luna, sprangen auf die Wölfe zu und fingen begeistert an mit den anderen zu toben und zu spielen. Ein paar Minuten später trafen dann auch die anderen ein. Eine Gruppe von etwa 50 Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Die älteste von ihnen, sie war etwa 16 Jahre, lief voran und neben ihr ging ein Mädchen von etwa 12 Jahren. Die 16 jährige trug, wie die anderen Mädchen auch, einen grauen Tarnanzug, zusätzlich trug sie jedoch noch, in den kurzgeschnittenen, schwarzen Haaren, einen schmalen Silberreifen, der ihre hypnotisierend blauen Augen noch betonte. Doch schon allein durch ihr selbstbewusstes Auftreten erkannte man, dass sie die Anführerin der Mädchen war.

Ich blieb auf dem Boden neben der Feuerstelle sitzen, bis die 12 jährige bei mir waren. Dann erst nahm ich meinen Krückstock und zog mich vorsichtig nach oben. Mit einer gekonnten Verbeugung verneigte ich mich vor der 12 jährigen.

„Schön, dass Ihr da seid Artemis. Euch hab ich ja schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Ich freue mich, dass Ihr und Eure Jägerinnen mich mal wieder besucht."

Dann drehte ich mich zu der 16 jährigen und umarmte sie:

„Thalia, wie geht es dir? Gut siehst du aus. Aber warum seid ihr dann schon so früh hier? Normalerweise kommt ihr doch erst nach Sonnenuntergang! Ist irgendwas geschehen?"

„Warum überrascht es mich nicht, dass du uns schon erwartest?", fragte Thalia mit gutmütigem Spott und einem breiten Grinsen. Doch sofort wurde sie wieder ernst.

„Doch du hast Recht, es ist etwas geschehen. Bei einem Angriff von Stymphalischen Vögeln vor wenigen Stunden, wurden zwei Jägerinnen getötet und 5 sind schwer verletzt. Kannst du mal nach ihnen sehen?"

Thalia klang sehr besorgt, da wandte sich Artemis an mich:

„Ich hoffe, du kannst ihnen helfen. Ich möchte keine von ihnen verlieren! Und können wir hier vielleicht unser Lager aufschlagen?"

„Natürlich, ich kümmere mich um die Verletzten. Baut ruhig das Lager auf. Ich habe etwas Brennnesseltee vorbereitet. Bedient euch! Ihr wisst ja, wo die Becher stehen. Könntet ihr ein Zelt für die Verletzten aufbauen, in dem ich sie in Ruhe behandeln kann. Am besten gleich dort neben meinem Unterstand."

Artemis blickte zu Thalia und diese rief zu den anderen Jägerinnen:

„Baut das Lager auf, eines der Zelte kommt direkt hier neben die Hütte. Wer Tee möchte kann sich bedienen. Dort unter den Wurzeln des Baumstumpfes stehen Becher. Und bringt die Verletzen her. Aber bitte vorsichtig!"

Sofort begann ein geschäftiges Treiben. Nach 5 Minuten standen 15 Zelte auf der Lichtung verteilt und dazwischen brannten mehrere kleine und große Lagerfeuer. Ich lief zu meinem Lager und holte die Medizinkiste. Dann folgte ich Artemis zu den Verletzten. Als ich das Zelt betrat und mich umblickte, blieb ich wie angewurzelt am Eingang stehen. Der Anblick, der sich mir bot, war entsetzlich und erschreckend. Manchen fehlten große Stücke Haut und Fleisch. Sie hatten große Kratzer und Schrammen und tiefe Wunden. Und manchen fehlten sogar einzelne Finger oder ein Stück des Ohrs. Ihre Körper waren bereits voller Blut und die Wunden bluteten immer weiter. Ich schluckte schwer.

Neben dem Eingang standen zwei gesunde Mädchen und warteten auf Anweisungen. Auch sie hatten ein paar Kratzer aber diese waren nicht Schlimm und Bluteten schon nicht mehr.

Ich drehte mich zu ihnen und sagte mit gepresster Stimme:

„Geht und holt mir so viele saubere Tücher, wie ihr finden könnt. Dann stellt ihr einen großen Topf mit Wasser auf eines der Feuer und seht zu, dass es so schnell wie möglich heiß wird. Am Bach hängt an einem Ast ein Lappen, bringt diesen bitte mit einer großen Schüssel kaltem Wasser zu mir."

Die beiden Nickten. Sie waren Schneeweiß und sahen sehr froh aus, dass sie das Zelt verlassen durften. So schnell sie konnten, liefen sie davon. Artemis blieb am Eingang stehen und ich lief zu der ersten Verletzten, um ihre Verletzungen genauer zu studieren. Ihr fehlten zwei Finger und ihre Arme waren voller Wunden. Sie war bei Bewusstsein und stöhnte leicht. Ich sprach ihr kurz beruhigend zu und lief dann zur nächsten. So sprach ich kurz mit jeder von ihnen, die bei Bewusstsein waren und machte mir so ein genaues Bild ihres Zustands.

Als die beiden Mädchen mit dem kalten und warmen Wasser wiederkamen, fragte mich Artemis:

„Kannst du sie heilen?"

„Ich weiß es nicht, Doch ich gebe mein Bestes.", antwortete ich wahrheitsgemäß und mit gepresster Stimme.

Dann nahm ich das Wasser und den Lappen und begann vorsichtig das Blut auf den Körpern der Mädchen abzuwaschen. Währenddessen waren die beiden gesunden Mädchen wieder gegangen und kamen nun mit dem heißen Wasser und mehreren neuen, sauberen Lappen und vielen sauberen Tüchern zurück. Mit dem heißen Wasser säuberte ich nun vorsichtig die Wunden und nahm dann eine Tinktur aus vielen verschiedenen Heilkräutern, welche den Schmerz betäuben und die Wundheilung beschleunigen sollte. Diese Tinktur verteilte ich vorsichtig und gleichmäßig auf den Wunden. Zum Schluss nahm ich die Stoffe und riss sie in lange Streifen, mit denen ich die Wunden umwickeln konnte. Als ich fertig war, hatte ich keine Salben und keine Tinkturen mehr. Doch ich war erleichtert.

Thalia kam gerade herein, als ich mir die Hände in einer der Schüsseln wusch, um das Blut loszuwerden und meine Sachen zusammenpackte.

„Wie geht es ihnen?", fragte sie mich bang.

„Wenn sie die heutige Nacht überleben, und sich ihr Zustand nicht noch erheblich verschlechtert, werden sie es schaffen.", antwortete ich ihr.

Meine Stimme klang schwach und Müde. Ich griff nach meiner Kiste und dem Krückstock und lief aus dem Zelt. Doch am Eingang blieb ich nochmals stehen und drehte mich zu Thalia.

„Kannst du mir noch kurz die Schüsseln draußen in eine Hecke ausleeren und sie kurz ausspülen oder wenigstens an das Ufer des Baches stellen?"

Sie sah mich an und nickte:

„Natürlich, schließlich versuchst du alles in deiner Macht stehende, damit sie überleben."

Dankend lächelte ich sie an, drehte mich dann wieder um und verließ das Zelt.

AtlantaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt