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Es war inzwischen dunkel geworden. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schnelle die Zeit vergangen war. Mein Medizinkästchen räumte ich noch schnell weg, bevor ich mir einen Becher holte um mir auch noch etwas Tee einzuschenken. In eine Schüssel, die ich von einem Regal zwischen der Hütte und der Feuerstelle holte, füllte ich ein paar frische Brennnesselblätter und ging dann zu den Jägerinnen. Diese saßen alle an dem größten Feuer. Als ich in den Schein trat, verstummten alle Gespräche und jedes Mädchen schaute mich gespannt an. Deshalb sagte ich:

„Ich habe getan, was ich konnte. Nun entscheiden die Moiren, ob sie weiterleben werden oder nicht."

Daraufhin schauten alle auf den Boden oder taten Beschäftigt. Nur Thalia und Artemis setzten sich zu mir, und Artemis begann:

„Das hast du gut gemacht. Du wusstest, was du tun musstest und hast es getan. Und das, obwohl du selbst sehr mitgenommen warst. Das hätte niemand sonst besser hinbekommen. Aber ...?"

Thalia viel ihr in Wort:

„Was ist eigentlich mit deinem Bein passiert?"

„Es ist gebrochen!", sagte ich leichthin, so als wäre es nicht weiter schlimm. Die beiden sahen mich irritiert an und fragten, wie aus einem Mund:

„Wie ist das denn geschehen?"

Daraufhin erzählte ich den beiden die ganze Geschichte. Als ich fertig war, meinte Thalia:

„Warum bist du auch hungrig auf die Jagd gegangen? Jeder weiß doch, dass man davor etwas essen soll. Damit man ruhiger zielen und schießen kann und nicht durch einen hungrigen Magen abgelenkt oder durch das knurren des Bauches verraten wird. Sonst hättest du gehört, wie die Fremde auf den Baum zulief."

„Ja, ich weiß. Aber was soll ich machen? Ich hatte seit Tagen kein Jagdglück und daher mittlerweile auch keinen Vorrat mehr."

Da meldete sich Artemis zu Wort:

„Thalia, du kannst ihr keinen Vorwurf machen, sie ist stärker, klüger und geschickter als jedes andere Mädchen in ihrem Alter. Wenn sie so lange schon nichts sättigendes mehr zu essen hatte, und deshalb hungrig auf die Jagd gegangen ist, kann sie ja nichts dafür. Zudem hat der Hunger in keinster Weise ihre Jagdfähigkeit beeinflusst. Und dass man mal so tief in Gedanken versunken ist, das man alles um sich herum vergisst, das passiert jedem mal."

„Ihr habt Recht! Tut mir Leid", sagte Thalia und neigte den Kopf.

„Hast du jetzt was gegessen?", fuhr Artemis an mich gewandt fort.

„Ja, ich hatte noch eine Hand voll Wurzeln, Beeren und Kräuter.", antwortete ich ihr. Daraufhin fragte Thalia mich sichtlich geschockt:

„Sonst nichts?! Wie kannst du davon satt werden?"

„Wer sagt denn, dass ich satt bin? Deshalb esse ich ja im Moment auch so viele Wurzeln, die in Berührung mit Wasser aufquellen, da fühlt sich mein Magen voller an."

Ich nahm die Schüssel mit den Brennnesselblättern und fragte die Beiden:

„Wollt ihr auch was? Mehr kann ich euch leider nicht anbieten. Gebt die Schüssel dann bitte weiter durch."

Artemis nahm lächelnd die Schüssel entgegen, nahm eins der Blätter heraus und gab die Schüssel dann weiter. Als sich alle die wollten, eines der Blätter genommen hatten, bekam ich die Schüssel. Es war noch genau ein Blatt übrig. Nicht sehr groß. Es hatte etwa die Größe einer Walnuss. Ich nahm es vorsichtig, rollte es zusammen und aß es langsam kauend auf. Es schmeckte Wunderbar!

„Danke, das war lieb von dir, dein Essen mit uns zu teilen. Und sehr Gastfreundlich. Möchtest du im Gegenzug mit uns essen?", sagte Artemis freundlich.

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