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Am nächsten Morgen wachte ich ungefähr eine Stunde vor Sonnenaufgang auf. Im Lager war noch alles still und nichts regte sich.

Das Feuer war inzwischen aus, doch unter der Asche glomm immer noch etwas Glut. Vorsichtig pustete ich zuerst die Asche weg und warf dann auf die Glut ein paar dünne Äste. Daraufhin blies ich solange vorsichtig in die Glut, bis die Zweige Feuer fingen und die ersten Flammen aufloderten. Damit diese nicht gleich wieder erstarben legte ich ein paar größere Äste drauf und lief dann zu meiner Kochstelle. Dort wiederholte ich den ganzen Vorgang. Ich fischte die alten Brennesseblätter aus dem Topf mit dem kalten Tee und rührte mit einem großen Schöpflöffel darin herum. Er war noch halb voll. Das würde noch den ganzen Tag reichen. Dann musste ich wenigstens an diesem Tag keinen neuen machen.

Als nächstes holte ich mir von dem Regal neben meiner Hütte eine große Schüssel mit Deckel, zwei flache, raue Steine, ein großes Ledertuch, eine weitere große Schüssel (die jedoch um einiges kleiner war als die erste) und ein kleines Ledersäckchen. Ich bereitete zunächst das Tuch auf dem Boden aus und legte die beiden Steine darauf. Aus der Schüssel mit dem Deckel holte ich eine Hand voll Getreide, welches ich im Sommer gesammelt hatte und legte es auf einen der Steine. Mit dem zweiten Stein mahlte ich Mehl aus den Körnern und gab dieses Mehl dann in die zweite Schüssel. Diesen Vorgang wiederholte ich noch vierzehnmal und räumte dann die Schüssel mit dem Getreide wieder auf. Dann nahm ich eine kleine Prise Salz aus dem kleinen Lederbeutel und räumte diesen dann ebenfalls auf. Danach robbte ich zuerst zum Baumstumpf auf dem noch immer der Krug mit Wasser vom Tag zuvor stand und humpelte dann zum Bach runter. Ich schüttete das alte Wasser in die Brennnesseln und füllte den Krug mit frischem Wasser. Ein Teil dieses Wassers leerte ich zum Mehl hinzu und knetete dann einen festen Teig daraus.

Das Holz in der Feuerstelle war inzwischen zu Glut verbrannt. Mitten in diese Glut legte ich vierzehn Steine. Bis diese heiß genug waren, würden einige Minuten vergehen. Ich rührte im Tee, der in der Zwischenzeit angefangen hatte zu kochen und schöpfte etwas davon, mit der Schöpfkelle, in einen Krug.

Der Himmel hellte sich inzwischen auf, doch die Sonne war noch immer nicht zu sehen, und dies würde auch noch eine ganze Weile dauern. Ich holte fünf Becher und ging ins Zelt zu den Verletzten.

Drei von ihnen waren wach. Ich lief zu der ersten, ihr Name war Mia. Ich fragte sie mit leiser Stimme:

„Wie geht es dir heute?"

„Mir tut alles weh und ich habe schrecklichen Durst.", antwortete diese mit tonloser Stimme und schmerzverzerrtem Gesicht.

Ihr Körper war Schweiß überströmt und ihre Kastanienbraunen Haare klebten an ihrem roten Gesicht. Ich legte ihr vorsichtig meine Hand auf die Stirn. Doch schnell zog ich sie wieder weg. Sie war glühend heiß. Vorsichtig half ich ihr kurz sich aufzusetzen und führte einen Becher mit Tee an ihren Mund.

„Trink! Sei aber vorsichtig, es ist noch heiß!"

Vorsichtig nahm sie ein paar kleine Schlucke und sank dann erschöpft zurück ins Bett. Auch bei Lu und Tami ging ich vorbei, fragte sie wie es ihnen ging und gab ihnen zu trinken. Sie sahen deutlich besser aus als Mia. Auch sie hatten Schmerzen und waren Müde und erschöpft. Doch sie hatten kein Fieber und mit ein bisschen Schlaf würde es ihnen bald besser gehen.

Als nächstes ging ich zu Lisa. Sie schlief unruhig aber tief und fest. Auch sie würde es wahrscheinlich gut überstehen.

Zuletzt ging ich zu Selina. Sie hatte die meisten, tiefsten und schlimmsten Verletzungen gehabt. Sie bewegte sich nicht. Ich nahm ihren Arm und suchte ihren Puls. Ich fand ihn nicht. Mein Ohr legte ich auf ihre Brust und fühlte mit meiner Hand ihre Stirn. Sie war eiskalt und einen Herzschlag hörte ich nicht. Ich spürte auch nichts. Ich drehte mich zu den anderen, Mia und Lu waren eingeschlafen. Nur Tami blickte mich an:

AtlantaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt