Kapitel 3

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Ohne länger über ihre Ängste nach zudenken rannte Myotis auf die Luke zu. In ihrem Kopf überschlug sich alles. Was wenn ihrer Mutter etwas passieren würde? Noctis tauchte neben ihr auf. Dieses eine Mal waren sie sich beide einig. Sie mussten ihrer Mutter helfen! "Hey, was habt ihr vor? Ihr dürft uns nicht auch noch alleine lassen", rief Andro panisch. Er begann leise zu wimmern aber die beiden Zwillinge ignorierten ihn. "Nun mach schon, öffne sie", zischte Myotis ihrem Bruder zu. Dieser zog den großen Schlüssel hervor und drehte ihm im Schloß. Sein Gesichtsausdruck war grimmig und verriet keine Angst aber tief im inneren wusste Myotis, dass sie da war und wie ein wildes Tier darauf wartete aus ihrem Käfig gelassen zu werden. Noctis war gut darin sie zu unterdrücken, doch seine Schwester zitterte am ganzen Leib. Trotzdem war ihr klar, dass es kein Zurück mehr gab. Sie würde ihrem Bruder sogar in die aussichtsloste Schlacht folgen, weil er ihr Bruder war. Dieser stemmte nun die Klappe hoch. Man hörte ein knarzendes Geräusch als er den Teppich hoch stemmte und dadurch den Tisch verschob. Sofort blieben alle wie angewurzelt stehen. Niemand rührte einen Muskel, niemand sagte ein Wort, niemand Atmete. Dann hörten sie einen lauten Aufprall und den Schrei eines Drachen. Ihre Mutter! Gerade als Noctis hinaus schlüpfen wollte, hielt Myotis ihn am Schwanz fest. "Leise", flüsterte sie. Ihr Bruder begriff sofort und es gefiel ihm nicht sonderlich. Sein Gesicht verzog sich kurz, doch dann nickte er. Vorsichtig folgte sie ihm nach oben. Alles sah schrecklich wie immer aus, nur von draußen könnte man Schreie hören und wie etwas brannte. Doch plötzlich vernahm Myotis Stimmen. Es war ihre Mutter! Vorsichtig Schlich sie ihrem Bruder noch ein bisschen Näher an ein großes Fenster ran hinterher. Die beiden legten sich flach auf den Bauch und lugten durch das Loch im Stalagmiten. An ein anderem Haus lag ihre Mutter. Sie keuchte laut hörbar, so als wäre sie verletzt. Bei meinem Feuer, sei bitte nicht verletzt! Aber die Drachin richtete sich wieder auf. Kein Blut floss über ihre Schuppen. Erleichtert atmete Myotis aus. "Ach, wen haben wir denn hier? Da wollte sich wohl jemand die Säuberung umgehen", zischte es plötzlich. Da standen drei Pugnators. Drei. Das waren genau zwei zu viel um zu gewinnen. Myotis konnte ihr Herz so laut klopfen hören, als wollte es ihr aus der Brust springen. Es war ein Wunder, dass es niemand hörte. "Säuberung? Säuberung?", grölte ihre Mutter wütend. "Ja, natürlich. Kein unterirdischer Parasit hat etwas in unserem Königreich zu suchen", fauchte ein Drachenkind, kaum ein oder zwei Jahre älter als Myotis selber. Seine Schuppen hatten die Farbe von getrockneten Blut und seine Augen leuchteten gefährlich Gelb. An seinem einem Arm baumelte ein goldenes Armband mit vielen Edelsteinen und Verzierungen. "Noch gehören euch nicht alle Drachenkönigreiche", fauchte die Mutter. Der Junge Drache verengte die Augen. "Aber bald, sehr bald!" "Slasher! Du solltest nicht alle unsere Geheimnisse verraten", keifte einer der anderen Drachen. Es war ein Mädchen. Vielleicht ein Jahr älter als der andere und mit scharlachroten Schuppen. Auch sie trug Schmuck. Ohrringe und eine schöne Kette aus Gold die eng anlag. Sie war ein bisschen kleiner als ihr Kampfgefährte. "Das hatte ich auch gar nicht vor", knurrte Slasher. Die beiden fauchten sich an. Diesen kurzen Moment der Unachtsamkeit nutzte Myotis Mutter und sprang sie an, doch die Dritte Drachin war schneller sie holte mit ihrem gewaltigen Schwanz aus und fegte sie damit genau so mühelos weg wie es ein Solis getan hätte. "Scarlet! Hör auf damit, dein Bruder weiß was er tut", fauchte sie dabei aber Myotis beachtete sie nicht. Sie starrte nur auf ihre Mutter. Steh wieder auf! Du musst wieder aufstehen! Doch dieses Mal erhörte niemand ihre Gebete. Sie blieb auf dem Boden liegen. Plötzlich durchzuckte Myotis etwas und sie schaffte es für einen kurzen Moment einen klaren Gedanken zu fassen. Wir haben vergessen die Luke wieder abzuschließen! Doch ihre Mutter richtete sich gerade wieder auf und sie konzentrierte sich wieder auf den Erwachsenen Pugnator. Es war eine große Drachin mit einer Schuppenfarbe  wie die von Slasher. Um ihren Kopf wand sich ein wunderschönes Diadem und an ihren Hörnern klebten kleine Edelsteine. Sie trug viele Ringe und Armbänder, um ihren Augen waren so etwas wie goldene Schuppen eingelassen. Aber Myotis hatte keine Zeit sich länger darüber zu wundern, da ihre Mutter wieder auf zittrigen Knien stand. Aus einer Wunde an der Schulter floss Blut und ihr fehlten einige Schuppen am Anfang des Schwanzes, sonst schien sie in Ordnung. "W-was wollt ihr hier? Warum solltest du eine kleine Stadt voller Drachenjungen unter der Erde angreifen, Villainous", keuchte sie. "Königin Villainous, wenn ich bitten dürfte", fauchte die. Die Königin höchst persönlich! Was hat das zu bedeuten? "Ich werde es dir aber trotzdem sagen. Du wirst ja eh sterben." Auf ein nicken mit dem Kopf schossen ihre beiden Schösslinge hervor und rangen Myotis Mutter nieder. Sie wehrte sich nicht einmal. "Vor ein paar Wochen habt ihr meinen Palast angegriffen. Meinen Palast. Dabei habt ihr meinen König umgebracht. Ich will Rache, meine Liebe. Selbst wenn ich dafür alle eure Brutkästen nieder brennen muss", fauchte die Königin. "Verstehst du, Nebula?", setzte sie noch seidenweich hinzu. Ihre Mutter versuchte noch ein letztes Mal sich zu befreien. "Ja, ja ich weiß Krieg ist Krieg. Alle wollen diese Insel. Voralledem ihr. Aber ich kann dir trotzdem nicht verzeihen!" Genau in dem Moment rammte Villainous, Königin der grausamen Pugnators Nebula, dem Umbra eine ihrer scharfen Krallen ins Herz. Blut spritzte heraus, dann wurden ihre Augen ausdruckslos. Das letzte was sie noch sagte, machte Myotis noch viel mehr Angst, als ihr Tod. "Die Schuppen...Die Schuppen werden für immer...sie werden immer...dunkel bleiben!" Und dann ertönte ein lauter Schrei.

Scales of Darkness - Hüter der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt