Schnell kamen die Drachen den lauten Schreien näher, doch Myotis konnte die Verursacher nirgendwo entdecken! Hier muss doch irgendwo ein Dorf sein, was sonst sollten die Pugnators angreifen! Mit ihren scharfen Augen suchte sie die Umgebung ab. Plötzlich berührte sie etwas am Flügel. Es war Ember. "Da!" Sofort folgte Myotis ihrem Blick nach unten. Sie konnte verräterisch weiße Schuppen in dem gelb-braunem Übergangsgebiet erkennen. Ein Glaciem! Was macht der denn hier? Ist er ein richtiger Spion? In dem Moment erkannte sie, wo er stand. Da waren die Überreste einer gut versteckten Siedlung aus Lehm, die genau die selbe Färbung wie ihre Umgebung hatte. Gut getarnt. Diese Siedlungen...zu welcher Drachenart gehörten sie? Doch dann erkannte Myotis, dass sie viel zu klein für Drachen waren. Noch nicht einmal groß genug, als das man einen Drachenkopf durch eine der kleinen Türen stecken konnte. Und dann drehte der Glaciem seinen Kopf nach oben. Aus seiner Blutbesprenkelten baumelte der Körper eines Menschen. Menschen? Seit wann bauen Tiere denn Häuser? Die Welt steht auf dem Kopf! Wenn mir jetzt noch jemand sagt, dass ab morgen Schweine und nicht Drachen die Welt regieren werden...Aber das müsste doch eigentlich heißen, dass Menschen schlau waren, oder? Wenn sie Häuser bauten. Konnte es sein, dass dieser Glaciem schlaue Lebewesen fraß? Ohne ein weiteren Gedanken schoss Myotis auf ihn zu und krachte mitten in ihn hinein. Der Glaciem fing sich schnell wieder. Der Mensch lag zerbissen einige Meter weiter auf dem Boden. "Was soll das? Ich hatte heute einen sehr schlechten Tag, okay? Also leg es lieber nicht darauf an", knurrte er. Myotis fauchte einmal kurz bedrohlich. "Hey! Wir sind zwar Feinde, aber vielleicht ist es besser mich weiter machen zu lassen. Immerhin ist das hier nicht dein Gebiet", erklärte der Glaciem. In dem Moment landeten Ember und Spark. Der kleine Volcano quiekte aufgeregt. "Hör sofort damit auf! Du bist nicht in deinem Königreich", rief Ember. Der Glaciem fauchte. "Wir sind hier aber auch nicht in deinem!" "Damit meint sie, dass du damit aufhören sollst die Menschen Siedlung zu zerstören!", rief Myotis. "Wieso interessieren dich diese Tiere? Ich habe Hunger, das ist alles", erwiderte der Glaciem. "Es sind keine einfachen Tiere! Was glaubst du denn, wie sie sonst diese versteckten Hütten gebaut haben! Sie sind schlau und können nachdenken, mit einander kommunizieren. Nur weil sie keine Drachen sind, heißt es doch nicht, dass sie nicht schlau sein können", zischte Myotis zurück. Der andere sah sie überrascht an. "Selbst wenn, sie sind so anders als wir, warum sollten wir sie nicht zerstören? Uns nützen sie halt nur etwas als Futter", antwortete er dann. Für einen kurzen Moment holte der Umbra tief Luft, dann antwortete sie: "Vielleicht, vielleicht. Aber das ist immer noch kein Grund sie bedingungslos abzuschlachten. Vielleicht sind sie anders, aber auch durch ihre Adern fließt rotes Blut, auch sie leben in unserem Land und auch die haben den selben Überlebensdrang. Sie können also doch gar nicht so anders sein als wir." "Dann darf ich also auch keine Schweine mehr fressen?", fragte der Glaciem. "Die sind ja nicht schlau", erwiderte Myotis. "Hey, ich dachte es geht darum, dass er auch ein Spion ist", erinnerte Spark plötzlich. "Wie oft noch. Ich bin kein Spion", erklärte sie genervt. Nun stellte sich Ember vor Myotis. "Ganz genau. Was hast du hier zu suchen?", grölte sie. "Ich bin kein Spion, versprochen", meinte der Glaciem. "Ach ja wirklich? Und warum..." In dem Moment hörte Myotis ein leises quicken. Hatte da etwa jemand den brutalen Angriff überlebt? Mit ihren scharfen Augen suchte sie die Trümmerlandschaft ab. Halb vergraben unter einer eingestürzten Hütte lag er. Der kleine Mensch. Er hatte strubbliges, braunes Fell auf seinem Kopf und sein Körper wurde von Leinen bedeckt. Myotis musste schnauben. Seltsame Wesen, diese Menschen. Vorsichtig trat sie ein paar Schritte näher. Dieses Tier hatte tatsächlich nur zwei Beine die so dünn wie Stöcker waren. Seine Haut war seltsam bleich. Kein Wunder, dass niemand dachte das sie klug waren. Mit ihrem Schwanz wischte sie ein paar Trümmer weg, is sie direkt vor dem Menschen angekommen war. Der quiekte noch lauter. "Yiiiiiip! Fiibbiii!" Myotis ließ sich davon nicht ablenken, sondern nahm die Reste des Hauses auseinander, bedacht den Menschen nicht zu verletzen. Dieser schlug nun mit seinen winzigen Klauen um sich, doch er hatte keine Chance gegen den viel größeren Drachen. Bald hatte Myotis das kleine Wesen aber so weit befreit, dass es selber unter den Trümmern hervor kriechen konnte. Es versuchte verzweifelt davon zu rennen, doch es wurde schnell gepackt. Myotis hielt sich ihre Klaue vor das Gesicht. Der Mensch war männlich und kleiner als der, den der Glaciem gefressen hatte. Ein Menschenkind. Der Junge schlug unerbittlich auf ihre Klaue ein, doch für Myotis kitzelte das nur. Sie holte tief Luft, dann sagte sie etwas. "Ich weiß, dass du mich wahrscheinlich nicht verstehen kannst, aber egal. Ich will dir nichts tun, okay?" Obwohl das Menschenkind ihre Worte nicht verstehen konnte, merkte er wohl an dem Ton ihrer Stimme, dass er nun in Sicherheit war. Jedenfalls wehrte er sich nicht mehr. Nein, jetzt fing es zu...weinen an? Seine ganze Familie muss vernichtet worden sein. "Ich weiß wie sich das anfühlt, kleiner Mensch. Keine Familie mehr zu haben, ganz allein zu sein aber du musst keine Angst haben, denn dir wird es anders ergehen. Ich werde auf dich aufpassen." In dem Moment landete noch ein anderer Drache. Es war ein Mädchen und ihre Schuppen schimmerten Bronzefarben. Ihre Hörner waren gewunden und ihre Schuppen wirkten undurchdringlich dick. Ihre Augen hatten die Farbe von Gold. Ein Metal! "North! Wer sind diese Drachen? Was haben Sie hier zu suchen?", fragte sie. "Sie wollen nicht, dass ich die Zweibeiner fresse. Aber ich glaube, sie sind auch Flüchtlinge vor dem Krieg", erwiderte North. Der kleine Mensch quiekte. Sofort veränderte der Ausdruck auf der Schnauze der Drachin sich. "Oh, hallo. Ich bin Jewel und ich und mein Kumpel hier, gehören einer Gruppe von Flüchtlingen an, die für das Recht der Prophezeiung kämpfen", erklärte sie. Sofort musste Ember schnauben. "Dann ist euer Anführer wohl ein Umbra!" "W-wartet was? Prophezeiung? Worüber?", fragte Myotis verwirrt. Es gibt eine Prophezeiung über den Krieg? Warum hat uns das niemand erzählt? Alle vier Drachen brachen in großes Gelächter aus. "Du kennst deine eigene Prophezeiung nicht, Umbra?", rief North.
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Scales of Darkness - Hüter der Schatten
FantasyIm Königreich der Drachen herrscht Krieg-das ist so ziemlich das einzige, was Myotis über die Welt weiß. Zusammen mit ihren Geschwistern und Freunden lebt sie in einer Stadt unter der Erde, doch eines Tages gelangen feindliche Drachen in ihren bekan...