„Ich auch, Augustus.
Ich auch.", mit einem leisen Seufzen klappte Marcel sein Buch zu. Das Schicksal ist ein mieser Verräter von John Green. Schon zweimal hatte er das Buch gelesen, immer wieder entdeckte er neue Details. Fand eine Szene gut, eine andere schlecht. Vorsichtig strich er mit seinen Fingern über den blauen Einband. Leicht ließ er seine Finger über die Umrisse der Stadt gleiten, fuhr über die Sterne, die den dunkel blauen Himmel zierten. Es kam ihm komisch vor, dass alle Menschen in all den Geschichten, die er Tag für Tag las ein interessantes Leben hatten. Genauso auch Hazel Grace und Augustus Waters. Vielleicht hatten sie nicht das schönste Leben, schließlich litten beide an Krebs, doch sie durften etwas erleben, was Marcel verwehrt blieb. Seine Tage liefen alle gleich ab. Jeden Tag machte er dieselben Dinge. Das einzige was sich änderte, waren die Bücher, welche er in seinen Händen hielt. Kurz blickte Marcel auf seine Uhr und stellte dabei fest, dass es erst 15 Uhr war. Also noch genug Zeit ein neues Buch anzufangen, dachte er sich. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen nahm er sein Handy und tippte sofort „Cry Baby", in das Suchfeld. Den Roman von Gillian Flynn suchte er fast jeden Tag. Immer wieder wollte er ihn kaufen. Der Klappentext erschien doch so spannend. Doch jedes Mal machte er einen Rückzieher und bestellte doch ein anderes Buch. Immer hatte er Angst Rückfällig zu werden. Er war doch selber einmal besessen von der Klinge in seinem Badezimmer gewesen. Allerdings hatte er Stärke bewiesen und es mit der Hilfe seiner Mutter geschafft davon wegzukommen.„Warum tust du dir das an?", hatte sie damals gefragt, als sie die ersten Narben gesehen hatte.
„Ich habe doch sonst nichts zu tun. Mum mein Leben ist total langweilig. Es ist doch logisch, dass ich im Selbstmitleid versinke, dass ich Wege suche an etwas anderes zu denken. Schmerz befreit", hatte er ihr damals geantwortet. Sie hatten noch lange geredet, mehrere Stunden. Anne hatte angefangen ihn zu verstehen. Sie bat einen Psychologen um Hilfe. Er riet, sich Dinge zu suchen an denen er sich festhalten konnte. Also hatte er sich noch mehr an seine Bücher geklammert. Anne hatte ihm ein Kindle gekauft, er hatte angefangen online zu lesen. Und es half. Immer wenn er die liebevoll angeordneten Wörter eines Buches mit seinen Augen verschlang, ihren Sinn in sich aufsaugte war er glücklich. Er liebte es die Geschichten der unterschiedlichen Charaktere zu erfahren. Liebte es, wie sich die Schreibstile der Autoren unterschieden. Das Beste an den Büchern die er kaufte, war der Geruch, wenn er das neue Buch das erste Mal öffnete. Immer wieder steckte er seine kleine Nase kurz zwischen die Seiten, saugte den Geruch in sich auf.
Verwirrt runzelte er die Stirne, als sein Smartphone ihm anzeigte, dass seine Suche fehlgeschlagen war. Skeptisch tippte er „Gillian Flynn", in die Suchleiste ein. Doch es erschien wieder kein Ergebnis. Leise grummelnd stand er auf und ging zu seinem Computer, welchen er einschaltete. Während dieser sich startete, nahm Marcel den Roman, welchen er soeben beendet hatte.
„G", murmelte er vor sich hin, als er auf seine Bibliothek zu schritt. Schnell fand das Buch seinen Platz. Links daneben „Eine wie Alaska (original: Looking for Alaska)", ein weiterer Roman von John Green. Auf der anderen Seite: „Will & Will (Original: Will Grayson, Will Grayson)", eine Zusammenarbeit von John Green und David Levithan. Er fand es beeindruckend, dass die beiden Autoren sich kaum absprachen. Sie schrieben einfach drauf los.
Plötzlich gab der Computer ein leises Geräusch von sich, weshalb Marcel erschrocken zusammen zuckte und aus seinen Gedanken über Will und Will aufschreckte. Schnellen Schrittes ging er wieder zurück zu dem Ruhestörer und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Mit flinken Fingern tippte er auf die Tastatur und meldete sich an. Sobald er den Homebildschirm sah, klickte er auf das Logo des Browsers, welchen er nutzte. Doch als er wieder nach „Cry Baby", suchte, erschien erneut kein Ergebnis. Verwirrt tippte er „Gone girl", in die Suchleiste, ein Roman welchen er letztens erst gelesen hatte. Doch es funktionierte wieder nicht.
Seufzend erhob er sich und tapste mit kleinen Schritten die Treppe runter. Seine Hände hatte er tief in seinem zu großen Pullover vergraben, als er leise das Wohnzimmer betrat. Seine Schwester Gemma lag mit ihrem Handy auf dem Sofa und schaltete durch die Programme des Fernsehens.
„Hallo Brüderchen", schmunzelte die momentan Blonde und fuhr ihm durch die Haare. Leise grummelte er, lächelte sie aber trotzdem an. Er liebte seine Schwester, auch wenn diese immer seine Frisur zerstörte. Marcel gelte seine Haare jeden Morgen hoch, damit ihm diese nervigen Naturlocken nicht immer im Gesicht kitzelten.
„Mum?", fragte Marcel leise, als er die Küche betrat, in der seine Mutter eigentlich fast immer zu finden war. Die junge Frau war eine leidenschaftliche Bäckerin. Immer wieder zauberte sie leckere Kleinigkeiten, welche sie ihrer Freundin schenkte, die ehrenamtlich bei einer Obdachlosenhilfe arbeitete.
„Ja, mein Schatz?", fragte Anne konzentriert, während sie über einige Muffins Zuckerguss gab.
„Mein Internet funktioniert irgendwie nicht", murmelte der kleinere Junge schüchtern und spielte mit den Ärmeln seines violetten Pullovers. Mit seinen Füßen tippelte er auf der Stelle. So gerne wollte er jetzt ein neues Buch lesen, anstatt hier zu stehen.
„Das hat deine Schwester auch schon gesagt. Ich weiß nicht, was da kaputt ist. Ihr Freund kommt in den nächsten Tagen, um mal zu schauen was da los ist. Der kennt sich mit so etwas ja aus", lächelte Anne ihren Sohn freundlich an. Es störte sie, dass er sich so zurückzog, doch sie wusste, dass er sie liebte. Er hatte nur eben Schwierigkeiten das zu zeigen. Doch sie war sich sicher, dass er immer für sie da sein würde und ihr vertraute. Schließlich hatte er ihr vor einigen Jahren, als er seine letzte Therapiestunde hinter sich hatte, erzählt, dass er Mädchen nicht sonderlich interessant fand. Und sie fand es okay. Ihr war es egal, ob ihr Sohn auf Frauen oder Männer stand. Hauptsache, die Person in welche er sich später verlieben würde, würde ihn auf Händen tragen. Anders als ihr Ex-Mann das gemacht hatte.
„Aber ich hab keine Bücher mehr", hauchte er leise. Sie wusste, dass er den Tränen nah war, seine Bücher waren sein Heiligtum.
„Marcel ich kann leider nicht hier weg. Ich muss die Muffins noch vor 16 Uhr fertig machen. Es tut mir Leid, aber ich kann nichts machen. Wenn du willst kann ich dir ein bisschen Geld geben und du gehst in die Bücherei und kaufst dir ein neues Buch", schlug die besorgte Mutter sanft vor, woraufhin Marcel erschrocken seine Augen weitete.
- 1094 Wörter👌🏼
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Hallo💪🏼
Ich hab mal wieder eine neue Story, ich weiß, ich bin unverbesserlich😂. Ich sollte besser erstmal angefangene zu Ende bringen.. Naja, auf jeden Fall hat diese Story schon knapp 5000 Wörter (6 Kapitel). Und sie hat noch keine Storyline, also könnt ihr immer wieder Wünsche äußern und ich werde versuchen sie umzusetzten.
ich hoffe euch gefällt die Story,
Eure Nelo❤️❤️❤️
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AQUAMARINBLAU [Zarcel FF]
Fanfiction> > > > Marcel ist ein Junge, welcher den Kontakt zu Menschen meidet. Viel lieber ist er umgeben von Tausenden von Büchern. Alle diese bestellt er im Internet, oder liest sie direkt online. Als allerdings eines Tage das W-LAN im Haus nicht mehr funk...