S E C H S

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Als Marcel sich am nächsten Tag wieder auf den Weg zur Bücherei machte, trug er ein Lächeln auf den Lippen. Seine Mutter hatte ihn am Vortag fast eine gesamte Stunde über Zayn ausgequetscht. Nach dem Abendessen, war er daher sofort wieder auf seinem Zimmer verschwunden. Er hatte sich auf sein Bett gelegt, die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und hatte einfach die Decke angestarrte. Dabei hatte er seine Gedanken schweifen lassen. Wobei eigentlich hatte er nur an Zayn gemacht. Und er hatte seinen Psychologen angerufen, schließlich reagierte auf alle anderen Menschen panisch. Doch dieser sah es als gutes Zeichen, dass er nicht direkt schreiend weg lief. Er meinte Zayn könnte ihm vielleicht helfen. Wobei es Marcel im Endeffekt egal war. Hauptsache er war glücklich. Weniger unsicher als am Tag zuvor, umschlangen seine dünnen Finger den Türgriff. Wieder ertönte das leise Bimmeln, kündigte an, dass er den Raum betreten hatte. Marcel hatte nicht einmal die Zeit sich umzusehen, da wurde er schon an eine warme Brust gezogen. Ein warmes Kribbeln breitete sich auf seiner Haut aus. Es war nicht wie sonst, wo die Angst von seinem Körper Besitz ergriff. Es war ein Angenehmes Gefühl. Marcel entspannte sich, ließ sich fallen, lehnte sich an die Brust. Er spürte eine liebevolle Hand, die über seine Wange strich.

„Hallo", sagte Zayn mit rauer Stimme, die dem Jüngeren eine Gänsehaut über den gesamten Körper jagte.

„Hi", flüsterte er leise zurück.

„Komm, ich habe Farbenblind schon aus dem Regal geholt. Leider ist nur noch ein Sessel frei, ich hoffe es stört dich nicht, wenn wir uns den teilen", lächelte Zayn ein wenig schüchtern. Er hatte in der Schule mitbekommen, dass Marcel die Nähe anderer Menschen mied, deshalb wollte er lieber vorsichtiger sein und alles ein wenig langsamer angehen lassen.

„Ist – Ist okay, denke ich", murmelte Marcel ein wenig unsicher, ließ sich aber bereitwillig von dem Schwarzhaarigen Halbgott mitziehen. Liebevoll lächelnd setzte Zayn sich auf den Sessel und zog den Jüngeren auf seinen Schoß, sodass dessen Rücken an seine Brust gepresst war.

„Okay?", fragte er vorsichtshalber noch einmal nach, obwohl er bemerkt hatte, dass Marcel nicht zitterte, dass er sich ein wenig entspannte.

„Ja", murmelte dieser schüchtern. Grinsend nahm Zayn das Buch und reichte es Marcel, welcher ihn unsicher ansah. Er wollte Zayns Stimme lauschen, wollte aber gleichzeitig auch lesen.

„Soll ich dir was vorlesen?", fragte Zayn schmunzelnd, als er den Blick seines Gegenübers bemerkte. Sofort nickte Marcel, was den Schwarzhaarigen Halbgott zum Lachen brachte. Kurz zog er den Jüngeren noch näher an sich, dann schlug er das Buch auf.

Isaac Keaton richtete das Zielvisier seines M16 von dem Fünfjährigen, der über seine Schnürsenkel stolperte, auf einen etwa vierzig Jahre alten Mann, der zehn Schritte von dem Jungen entfernt vor dem Fast-Food-Restaurant von Futureland saß.", fing Zayn an, wurde aber von dem schüchternen Jungen auf seinem Schoß unterbrochen.

„Was ist eigentlich ein M16?", fragte er, als sein Gegenüber verstummte.

„Ein Gewehr, ich glaube ungefähr einen halben Meter lang und irgendwie drei bis vier Kilogramm schwer. Und ich glaube das Standard Magazin hat 30 Geschosse, aber ich bin mir nicht sicher", erklärte Zayn leise, um niemanden in der Bücherei zu stören. Kurz nickte Marcel, dann las Zayn weiter.

Aus dem Jungen würde vielleicht auch mal ein jämmerlicher Waschlappen werden, wie der Mann, den Isaac erschießen wollte, aber wer weiß, vielleicht verschonte er gerade ein zukünftiges Genie. Der Junge würde womöglich wie Isaac werden; hoffte und betete, dass jemand seine Eltern mit zwei schnellen Schüssen erledigen würde. Isaac lachte.", gespannt lauschte Marcel den Worten seines Gegenübers, sah ihm fasziniert ins Gesicht.

„Warum macht jemand so etwas?", fragte er und schüttelte nicht verstehend seinen Kopf.

„Ich weiß es nicht. Ich kann das auch nicht verstehen. Und warum Isaac Keaton das macht, verrate ich dir nicht, dass wäre ja langweilig", seufzte Zayn und strich dem Jüngeren einmal über die Wange, bevor er ihn näher an seine Brust zog.

„Verrätst du mir, warum das Buch Farbenblind heißt?", fragte Marcel und sah aus großen Augen zu dem Halbgott hoch.

„Nein, das musst du schon selber herausfinden. Aber ich verrate dir, dass es etwas mit der Hauptperson Dr. Jenna Ramey und ihrer Gabe zu tun hat", schmunzelte Zayn. Er beugte sich vor und drückte dem kleineren einen Kuss auf die Stirn.

„Welche Gabe?", fragte Marcel und zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Sie assoziiert bestimmte Verhalten, Menschen generell oder bestimmte Situationen mit irgendwelchen Farbtönen. Dadurch kann sie die Menschen besser einschätzen, als jeder andere", erklärte Zayn mit leiser Stimme.

„Und welche Farbe bin ich?", grinste Marcel und kicherte leise. Natürlich wusste er, dass Zayn diese Gabe nicht hatte.

„Aquamarinblau", sagte der Schwarzhaarige.

„Warum?", entgegnete Marcel.

„Weil es in meinen Augen die schönste Farbe der Welt ist", grinste der Halbgott ein wenig unsicher.

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Ich hab keine Vorgeschrieben Teile mehr, Wünsche für den nächsten?☺️

AQUAMARINBLAU [Zarcel FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt