KAPITEL 32

475 23 5
                                    

--Tim--

Noch zwei Zentimeter Entfernung. In ihren Augen spiegelte sich so viel ab. Doch bei mir war gerade nichts. So weiche Lippen... bald auf meinen... “Timi hier bist du!“ ein völlig dichter Marcel kam auf uns zu gerannt und schien glücklicherweise in seinem Rausch nicht zu bemerken was gerade fast passiert war. Schnell fuhren ich und Lidia auseinander und erst jetzt wurde mir bewusst was ich gerade gewollt hatte! Ich sprang auf und kam Marcel entgegen ich wollte erstmal nicht in Lidia's nähe sein! “Da drin sind grade voll die geilen Weiber-... oh shit du hast ja nen Freund!“ fing er an zu kichern und kriegte sich nicht mehr ein. Ja! Ich hatte einen Freund und ich hätte ihn gerade fast betrogen! Was war ich nur für ein Idiot! Um mir nichts anmerken zu lassen lächelte ich gequält. Mein Handy vibrierte und ich holte es aus meiner Hosentasche. Lukas. Wie passend... Ich hielt es an mein Ohr und hörte einen brüllenden Basti. “Weeeeiitkaaaaaamp!“ lachte er und ich merkte sofort das er betrunken und vermutlich völlig auf Droge war. Aber wieso an Lukas handy? “Hey Basti, wo ist luke?“ fragte ich also und bekam erstmal nur ein langes “Öhhhhmm....“ bevor es ihm anscheinend wieder einfiel. “Ahh der ist grade ne neue runde Shots holen!“ durch die laute musik musste er ziemlich brüllen. “Wie viele habt ihr den schon?“ kicherte ich. Der Alkohol der vorhin wie verschwunden war tauchtr nun wieder auf. “So viele wie du anscheinend hattest!“ lachte Basti und ich stieg mit ein, die Sache mit Lidia war wie verbannt. Ich entfernte mich ein paar Schritte von Marcel so das ich in ruhe telefonieren konnte. “He Basti ist das nicht meins?“ lallte ein ziemlich betrunkener Lukas im Hintergrund. “Jip.“ “Und was machst du damit?“ “telefonieren.“ “Und mit wem?“ “Mit Weitkamp. Oder wie du ihn eingespeichert hast Timi herz-smiley“ kicherte Basti und mein bauch kribbelte. Süß. “Ehh das ist privat du spacko!“ sagte Lukas und dann nahm er anscheinend das Handy an sich. Ich hörte Schritte und die Musik wurde leiser. “Timi bist du noch dran?“ lallte Lukas und alles in mir wurde warm. Seine Stimme war so wunderschön! “Als ob ich einfach so auflegen würde!“ lallte ich ebenfalls. Irgendwie fand ich es süß das wir beide betrunken telefonierten, aber auch nur irgendwie. “Super! Was machst du so du hörst dich voll besoffen an.“ kicherte er. Sein lachen war ansteckend also lächelte ich breit und erzählte dann. “Naja ich hab dich voll vermisst und dann hat Marcel mich gefragt ob wir feiern gehen wollen und ich hab ja gesagt. Dann hab ich aber nur getrunken und mir gewünscht du wärst bei mir.“ irgendwie wollte ich ihm nicht erzählen das ich Lidia getroffen hatte. “Boah voll krass bei mir wars genauso! Also Basti hat mich gefragt und nicht Marcel aber das dachtest du dir vermutlich schon.“ lachte er und wieder musste ich mitmachen. Auch wenn nichts passiert war penetrierte mich die sache von vorhin. Ich musste es ihm sagen! Wahrscheinlich lag das am Alkohol... “Du Luke, du wirst nicht glauben wen ich getroffen hab! Lidia...“ sagte ich ganz leise und dann wurde es still. “Du meinst Stevens Schwester oder?“ kam es eiskalt von ihm und mir lief ein schauer über den rücken. “Ja... sie wohnt jetzt in Bielefeld....“ antwortete ich klein laut und biss mir auf die Lippe. Wieso hatte ich es ihm gesagt? “Und... was habt ihr so gemacht?“ fragte er und versuchte dabei beiläufig zu klingen, aber ich hörte das es dringlich war. Er wollte wissen ob etwas zwischen uns passiert war... “Naja wir haben viel geredet und getrunken, dann sind wir rausgegangen und.. haben gekotzt und dann....“ ich verstummte. Ich brachte es nicht raus.... “Und dann was Timi!“ es klang mehr wie eine Drohung als eine Frage. So hatte ich ihn noch nie erlebt! “Dann... haben wir uns die Sterne angeschaut...“ ich schaffte es nicht! Aber Lukas wäre nicht Lukas wenn er mich nicht durchschaut hätte. “Also die Frau die sich gewünscht hatte ich würde Sterben, trinkt ganz viel mit meinem Freund dann gehen sie raus kotzen legen sich hin und schauen die Sterne an. Ja klar, Tim was ist danach passiert?!“ fauchte er und alles in mir zog sich zusammen. “Wir sind uns näher gekommen... und wir hätten uns fast gekü-...“ das Wort konnte ich nicht aussprechen. Stille. “Aber nur fast wirklich! Marcel ist dann gekommen! Es tut mir so leid Lukas! Ich hab viel getrunken und konnte nicht mehr klar denken es tut mir so unglaublich leid!“ immer noch keine Reaktion von ihm. Es war vielleicht eine Minute doch es kamen mir vor wie zehn quälende Stunden bis er was sagte. “Marcel ist also gekommen ja?“ zischte er. “Ja deswegen ist ja auch nichts passiert ich schwöre es Lu-“ “Das heißt wäre er nicht gekommen hättest du sie geküsst?“ unterbrach er mich ruhig. Jetzt wurde mir erst klar worauf er hinaus wollte. Ich sagte nichts. Alles in mir schien wie eingefroren. “Tim! Antworte mir. Jetzt!“ “Ja...“ flüsterte ich. “Tim rede lauter!“ “Ja verdammt ich hätte sie vermutlich geküsst!“ Stille. Ewige Stille. Erst nach zehn Minuten sprach er. “Gute Nacht.“ und dann legte er auf. Dieses gesuchte eiskalte leicht verächtliche 'Gute Nacht' brachte mir den rest meines tiefs. Ich sackte im schneidersitz auf den Boden und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich hatte doch eigentlich gar nichts gemacht! Wieso tat er mir so etwas an? Er wusste wie schnell es mir schlecht gehen konnte. Ja es war auch meine Schuld aber es war doch nichts passiert! Stundenlang saß ich dort und weinte. Wurde wütend. Und weinte wieder. Einmal ging ich wieder rein und holte mir die hochprozentigste Flasche die es dort gab. Draußen schlug ich öfter auf eine Baum ein gab mir selbst ohrfeigen weil ich so ein Idiot war und heulte. An mehr konnte ich mich am nächsten Morgen nicht erinnern...

Ich Sag Lebewohl Doch Bleib Ich Stehn Auch Wenn Ich Weiß Du Wirst GehnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt