Tag 17

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Liebes Tagebuch,
Habe jetzt wieder zwei Tage lang im Bunker gesessen, aber dann habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin rausgelaufen. Ich bin ein Stück eine Aschebedeckte Straße entlang gelaufen und habe in den Trümmern nach etwas nützlichem gesucht. Das einzige halbwegs brauchbare das ich gefunden habe war ein Autoreifen den ich als Sessel benutzen kann. Ich werde noch versuchen mir mit irgendetwas eine Lehne zu bauen. Danach wollte ich weitersuchen, aber als ich eine schwere Eisenplatte hochgehoben habe, hat mich ein zertrümmertes Menschengesicht angestarrt. Ein Auge und die eine Hälfte des Unterkiefers fehlten und es krochen Maden heraus. Es stank bestialisch nach verrottendem Fleisch während mir das eine Auge in blanker Angst direkt ins Gesicht gestarrt hat. Dieses Bild werde ich den Rest meines Lebens nicht mehr aus dem Sinn kriegen. Ich habe mich zuerst neben die Platte übergeben und bin dann in Panik zurückgerannt, habe mich in eine Ecke gesetzt und eine Stunde lang geheult. Es war furchtbar. Dieses vor Panik aufgerissene Auge und die Maden zusammen mit dem Gestank... Mir kommen jetzt noch die Tränen wenn ich daran denke. Jetzt bin ich total verzweifelt. Bin ich der einzige noch lebende Mensch auf diesem Planeten? Irgendwie muss doch noch jemand anderes in den Trümmern überlebt haben. Aber wie soll ich über die Runden kommen bis ich jemanden finde? Irgendwann werden die Vorräte zur Neige gehen und draußen ist alles verbrannt. Wie soll ich da was zu essen finden? Wenn ich nicht bald eine Lösung finde, bzw mich nach diesem Erlebnis überhaupt nochmal aus meinem Bunker traue, werde ich mich früher oder später selbst umbringen. Zu stark ist die Einsamkeit. Die nicht vorhandene Möglichkeit mit einem menschlichen Wesen darüber zu sprechen. Wenigstens habe ich mein Tagebuch und Karla, aber eine Maus reicht irgendwann auch nicht mehr als Gesprächspartner aus. Irgendwann werde ich die Einsamkeit und die Depressionen nicht mehr aushalten, Karla in die Freiheit entlassen und mich dann aufhängen. Nein! Soweit ist es noch nicht gekommen. Solange ich noch genug Konservendosen in meinem Bunker, Kraft in meinen Muskeln und Mut in meinem Herzen habe, werde ich nicht aufgeben. Nicht solange ich nicht weiß wer ich bin, was passiert ist und ob es noch andere Überlebende gibt. Solange werde ich nicht aufhören zu suchen.

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