Tag 35

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Liebes Tagebuch,
Heute hat mir mein neuer Mitbewohner endlich sagen können was los ist. Er kann seine Gelenke wieder bewegen und hat alles aufgeschrieben. Es ist ein riesiger Meteorit irgendwo in Osteuropa eingeschlagen. Allerdings hat die Regierung das erst eine Woche vor dem Einschlag bekanntgegeben, um die Bevölkerung nicht allzusehr zu verunsichern. Wir bekamen nur mit wie sich die Regierungen aller Länder plötzlich super verstanden und auf einmal überall im Land diese Bunker gebaut wurden. Ich habe mich tatsächlich an ein paar Sachen erinnert. Zum Beispiel dass mein großer Traum nach London zu gehen letztendlich zu einem riesigen Albtraum geworden war. Den meisten Touristen wurde angewiesen das Land zu verlassen und zu ihren Familien zurückzukehren, aber da meine Familie ja in Deutschland gelebt hat und das näher am Einschlag liegt, dementsprechend meine Familie fliehen musste, bin ich geblieben wo ich war. Wohin hätte ich auch gehen sollen? So hatte ich mich wenigstens auf die Katastrophe einstellen können. Mein Partner (Ich habe ihn Spot genannt, von Speak not, weil er seinen echten Namen nicht sagen wollte) hat sein ganzes Leben hier verbracht und die Zerstörung Londons war dementsprechend ein großer Schock für ihn und hundertmal schlimmer als für mich, obwohl es schon für mich unheimlich schmerzvoll ist meine Lieblingsstadt so zu sehen. Jetzt kann ich zumindest verstehen warum die letzten Zeilen in meinem Tagebuch an denen ich mein Gedächtnis noch hatte, so krakelig sind. Das Warten auf den Einschlag muss furchtbar gewesen sein. Und das dann auch noch alleine. Ein Glück dass ich mich daran nicht erinnern kann, aber ich hatte es immerhin noch besser als Spot. Er hatte sowieso keine wirkliche Familie, da sein Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen war und seine Mutter einige Jahre später an Lungenkrebs starb. Wahrscheinlich von zu viel Rauchen. Ansonsten hatte er noch eine Tante, die wohnte allerdings in Amerika. Also musste er sich einen Bunker mit seinem besten Freund teilen, dessen Namen er mir auch nicht verraten wollte. Eines Tages jedenfalls war dieser allein auf eine Expedition gegangen und nicht wieder zurückgekommen. Ich habe Grund zu glauben dass es Mike war, denn es sind nicht viele Leute zurückgeblieben. So kam es auch dass ich allein in einem Bunker landete. Nach der Tragödie mit seinem besten Freund hatte Spot seinen Namen abgelegt und geschworen nie wieder ein Wort zu sprechen. Ein paar Tage später, als er schon fast so weit war sich umzubringen, hat er mein "Help" gefunden. Allerdings konnte er nicht weiter nachforschen, da er schon kurz vor dem Erfrieren war, also ging er zurück zu seinen Bunker, wo er seine Kiste ohne Konservendosen auffand. Das war der Tag an dem ich sie ihm 'geklaut' hatte. Er hielt sogar ein paar Tage in seinem Bunker aus, doch irgendwann passierte die Tragödie: gerade als er nach draußen gegangen war und das "Help me" in den Schnee gezeichnet hatte, fing das Haus über seinem Bunker an einzustürzen. Geistesgegenwärtig und ohne Nachzudenken rannte er darauf zu und kam im letzten Moment hinein. Dummerweise wurde durch den Einsturz auch die Heizung des Bunkers beschädigt, sodass er einen Tag lang in völliger Kälte ausharren musste, bis ich ihn befreit habe. Ich bin ja sooo froh dass ich noch rechtzeitig gekommen bin. Ich will mir gar nicht vorstellen was sonst passiert wäre. Noch schläft Spot viel, er hat ja auch viel aufzuholen, aber irgendwann wenn er wieder fit ist sehen wir weiter.

Yes, he doesn't speak,
But he is never weak.
My Name for him is Spot.
He means to me a lot.

#NoShakespear

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