Chapter 12

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Stolz betrachtete ich Kyle. Er hatte es geschafft. Er war wieder wach geworden. Zwar schlief er jetzt seit 3h, aber er war nicht mehr im Koma. Ein starker Junge war er. Und er war mein Freund. Ich konnte mich glücklich schätzen...
Bieb Bieb Bieb Bieb....
Die Anlage, an die Kyle angeschlossen war schlug Alarm. Scheiße was ist das jetzt?! Ich sprang auf und lief auf den Flur.
»HILFE! Schell ich brauche einen Arzt. BITTE.. ICH BRAUCHE HILFE!!«
Auf der Stelle kamen einige Ärzte angelaufen.
Sie schoben sein Bett aus dem Zimmer. Ich folgte ihm. Bis sie mir sagten, dass ich draußen warten soll, da ich nicht in den Wiederbelebungsraum mit rein durfte. Wiederbelebungsraum?! Hatte ich richtig gehört. Nach all dem, lag mein Freund nun im sterben?!

Auf und Ab. Auf und Ab. Der Flur schien immer kürzer zu werden. Einige Leute schauten mich schon genervt an, doch es war mir egal. Ich konnte nur an Kyle denken. Wie ging es ihm wohl gerade? Hatten die Ärzte ihn schon wiederbelebet? Würde er sterben? Warum dauerte das so lange? All diese Fragen schwirrten in meinem Kopf umher. Doch auf keine Frage wusste ich eine Antwort. Keiner wusste, wie es ausgehen würde. Keiner, nur Gott. Und genau zu ihm betete ich nun auch. "Vater, ich bitte dich. Schenk mir Ruhe und Kraft, egal wie es ausgehen wird."
Ein kurzes Gebet, doch es steckte viel dahinter. Mit Ruhe konnte man einen Streit überwinden, mit Ruhe konnte man vieles Meistern. Mit Kraft konnte man anderen helfen, mit Kraft konnte man aber auch sich selbst helfen. Denn mit Unruhe und Schwäche konnte man sich selbst zerstören. Sich selbst und seine Mitmenschen. All das konnten Gefühle auslösen. Entweder erbringen sie etwas positives und bauen jemanden auf. Oder sie erbringen etwas negatives und zerstören jemanden.
Doch nun blieb mir nicht anderes übrig, als zu warten.

Warten. Ein Begriff der für viele heut zu Tage schon ein Fremdwort geworden ist. Niemand konnte noch geduldig sein. Jeder wollte es sofort haben oder machen. Egal was 'Es' für jemanden bedeuten mag. Ob es heißt, auf sein Taschengeld zu warten, oder auf seine Geschenke, ja selbst auf Menschen konnte man nicht warten. Egal, ob es ein Risiko gibt, jeder will es sofort. Keiner denkt an die Konsequenzen. Warten können wir nicht mehr, denn wir haben es verlernt. Durch alle diese Sachen wird man zerstört oder man zerstört jemand anderen. Denn wenn man ungeduldig ist, dann wird man auch unfreundlich. Und durch Unfreudlichkeit können wir auch zerstört werden. Wir zerstören Beziehungen, wir verletzen andere. Zerstören ihr Selbstbewusstsein. Und dann können wir es nicht wieder gut machen. Doch, eigentlich könnten wir es schon. Aber da kommt noch der Stolz ins Spiel. Der bringt uns dazu andere zu ignorieren, andere zu verletzen. Denn all das zerstört uns und andere auch. Das ist schade. Sehr sogar. Doch es ist nun mal so. Keiner lässt sich was sagen, denn alle sind zu stolz. Doch ein Fünkchen Hoffnung gibt es noch. Denn nicht alle Menschen sind so. Es gibt geduldige, ruhige, kraftvolle und freundliche Menschen. Vielleicht bist du ja so einer. Denn wenn du so einer bist, dann kannst du stolz auf dich sein. Denn du hast es geschafft, dich von dem Rest abzuheben. Denn du bist nicht wie alle anderen. An dich wird man sich erinnern und sagen 'hey, das ist doch die/der nette. Die/der anders war und freundlich. Die/der andere aufgebaut und ermutigt hat und nicht zerstört. So wie die/der will ich auch sein.' Du wirst ein Vorbild sein. Vielleicht wirst du es nicht mitbekommen, aber sie werden dich beneiden. Denn du hast es geschafft anders zu sein. Du läufst nicht mit. Du machst dein eigenes Ding. Und das macht dich besonders. Du wirst es vielleicht nicht merken, doch die anderen werden dich wirklich bewundern. Einige werden es dir vielleicht sagen, andere aber auch nicht, weil sie zu stolz sind. Einige werden sich verändern, einige aber auch nicht, weil sie Angst haben, es nicht zu schaffen. Weil sie Angst haven es nicht zu schaffen, so wie du es geschafft hast.

»Liz, bitte folgen Sie mir ins Besprechungszimmer.« Eine tiefe Stimme holte mich aus meiner eigenen Gedankenwelt ab. Es war der Arzt.
»Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihr Freund Kyle, es nicht überlebt hat. Unser herzliches Beileid.« Ich brachte nichts raus. Ich wollte etwas sagen, irgendwas. Doch alles was ich raus brachte war ein komischer Ton. Einer, der heißer klang.

»Und? Was ist passiert? Wie geht es ihm?« Ich schüttelte nur gesenkt den Kopf. Sofort wurde ich mit Umarmungen und Tränen überhäuft.
Doch ich konnte nicht weinen, ich konnte einfach nicht.
»Ist alles gut mit dir? Bist du okay?«
Ich schaute Grace und Mark abwechselnd an.
»Kyle ist Christ. Er ist tot. Schmerz ja, für einen kleinen Moment. Aber stellt euch mal vor, was für eine Freude nun im Himmel sein muss.« Bei dem Gedanken fing ich an zu lächeln. Ich fing tatsächlich an zu lächeln. Sofort steckte ich Grace und Mark damit an. Ich hatte sie mit meinen Worten umgehauen. Mich selbst aber auch. Ich hätte nie gedacht, dass ich das sagen könnte. Nicht jetzt schon. Klar vermisste ich ihn, aber das Leben musste weitergehen. So hätte er es gewollt.

Stellt euch mal vor, ich hätte mich nicht mit Kyle vertragen. Ich hätte solche Schuld Gefühle.
Ein Tipp: Geh nie mit einer Person zerstritten auseinander, denn du weißt nie, ob es am nächsten Tag zu spät ist. Denn diese eine Person könnte sterben. Genau im nächsten Moment. Du würdest es bereuen und dich fragen, warum du nur so Stolz warst.

Imagine. The person you're ignoring for a while doesn't wake up tomorrow. Would you regret your pride?

Hey Leute. Dieses Kapitel ist jetzt nicht das typische, wo alles gut geht. Aber ich denke, das macht das ganze noch Interessanter.
Mich würde mal interessieren, was ihr machen würder, wenn eine Person stirbt, mit der ihr euch noch nicht vertragen habt. Was würdet ihr tun? Schreibt es mal in die Kommentare.
Liebe Grüße💫

UnbreakableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt