2 Tage Später Berk
Im Dorf lief alles wieder in gewohnten Bahnen. Die Zwillinge stellten irgendwelchen Unsinn an, Grobian fertigte neue Waffen und Haudrauf machte seinen täglichen Rundgang durch das Dorf. Nicht trübte die Idylle. Händler Johann war jetzt seit zwei Tagen verschwunden, oder besser gesagt, verbannt worden. Immerhin hatte dieser Mann es doch gewagt, einen Pakt mit Drago Blutfaust einzugehen und das sah Haudrauf als höchsten Verrat, den es überhaupt gab.
Und die Krone des Ganzen. Hicks schien seine Flucht überlebt zu haben. Nicht weiter schlimm, doch als er von dem bärtigen Händler gehört hatte, dass sich sein Sohn ebenfalls mit Drago verbunden hatte, huschte ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Nicht nur das Hicks Drachen bändigen konnte, wie sie es alle vor über fünf Jahren gesehen hatten, er schien sie richtig trainieren zu können und wenn dies schon ginge, wäre Abrichten keine Schwierigkeit.
Und dies brachte dem Häuptling von Berk Albträume. Was wenn Hicks hier im Auftrag von Drago aufkreuzen würde. Mit einer Armee an Söldnern und abgerichteten Drachen. Sie hätten den wohl schwierigsten Kampf vor sich, den Berk je haben würde. Und nicht nur das. Er selbst müsste Hicks töten. Seinen eigenen Sohn.
Und mit diesem Gedanken im Kopf konnte Haudrauf nicht umgehen. Als vor vielen Jahren seine Frau Valka von Drachen entführt wurde, hatte er sich geschworen, sich um Hicks zu kümmern. Doch scheinbar hatte er total versagt. Was ist bitte schön aus dem Spross der Familie geworden? Scheinbar ein skrupelloser Feldherr, der alle Stämme niedermäht, die ihm unter die Augen fallen. Und dies bereitete ihm Kopfzerbrechen. Was wenn Hicks die Pein, die er bei seiner Verbannung erfahren hat, nicht vergessen hatte? Was wäre, wenn er seine Wut die Jahre über aufgestaut hätte und sie sich irgendwann in einem Sturm über Berk entladen würde? Das Dorf hätte nur geringe Chancen, dessen konnte sich Haudrauf auf jeden Fall bewusst sein.
Ein anderer Fakt war aber, dass Hicks sicherlich sehr weit weg sein würde. Irgendwo in der nördlichen Hemisphäre und sicher weit weg von Berk. Sicher sein konnte sich der bärtige Mann nicht, doch wollte er sich auch nicht weiter den Kopf zerbrechen. Immerhin hatte er eine Aufgabe als Oberhaupt zu erfüllen und Gefühle waren da fehl am Platz.
So schritt er einfach weiter, schaute sich auf dem Dorfplatz um und wandte sich letztendlich Grobians Schmiede zu, in der schon akribisch gehämmert wurde.
Als er eintrat, wurde er sofort von seinem alten Freund begrüßt: „Haudrauf. Was verschlägt dich denn so früh in meine Schmiede. Ist deine Axt schon wieder kaputt?" Grobian legte seinen Hammer nieder oder eher das, was mal seine Hand war und jetzt durch eine Prothese ersetzt wurde.
„Nun ja. Eigentlich nicht mein Freund. Ich habe nur einen täglichen Rundgang gemacht und mir das Dorf angeschaut. Alles liegt in Frieden und Harmonie. Und weil ich gerade in der Nähe war, dachte ich mir, dass ich meinem alten Freund Grobian einen Besuch abstatten könnte." Er versuchte seine Gedanken zu verbergen, doch sein bester Freund wusste bescheid. Er zerfraß Haudrauf, seitdem Johann es ihm erzählt hatte. Hicks und dass er noch lebte. Schlimmer noch, dass er für Drago arbeitete.
„Du machst dir Gedanken über Hicks, nicht wahr?" Haudrauf nickte Stumm. Grobian hatte, als ob er Gedanken lesen konnte, den Nagel auf den Kopf getroffen. „Es ist so...ich glaube..ich hätte damals nicht so streng zu ihm sein dürfen....Vielleicht war es falsch." Sofort viel ihm Grobian ins Wort: „Oh nein Haudrauf es war nicht nur vielleicht falsch. Es war definitiv falsch. Hättest du ihn nicht verbannt und ihm erst mal zu gehört, was er zu sagen hatte, wären wir vielleicht heute die Drachenplage los. Vielleicht", antwortete er doch etwas zu schroff.
Sofort erntete er einen dumpfen Blick von Haudrauf, der jedoch wusste, worauf sein bester Freund hinaus wollte. Hicks war immer dafür bekannt gewesen, neue Lösungen zu finden, was Probleme anging. Und so gut wie immer hatte er Erfolg. Doch hörte ihm sein Vater zu? Nein: Er ignorierte ihn und dies war auch wahrscheinlich der Anlass dafür, dass es in einer Eskalation endete, die wieder das Resultat brachte, dass Hicks heute ein Verbündeter von Drago war.
„Wenn du meinst Grobian. Ich werde deinen Rat beherzigen. Na dann...ich gehe meine Runde zu Ende. Man sieht sich."
Und mit diesen Worten schritt er aus der Schmiede und ging seines Weges. Kurz schaute ihm Grobian hinterher, wandte sich aber wieder seiner Schmiedearbeit zu.
Während Haudrauf weiter durchs Dorf schritt, machte er sich noch einmal Gedanken darüber, was Grobian ihm gesagt hatte. Hicks war immer schon der Wikinger gewesen, der alles mit Köpfchen und nicht mit Muskeln anging. Wie man sehen konnte, hatte er es tatsächlich geschafft, einen Nachtschatten zu fangen und zu zähmen, was nicht einmal Bork gelungen war. So eine Tat schrie schon förmlich nach den Geschichtsbüchern und was machte Haudrauf? Er setzte alles in den Sand und verbannte Hicks auf ewig.
Im Nachhinein bereute er es nicht nur sogar. Er war völlig verzweifelt. Zwar würde Rotzbacke Jorgenson der nächste Häuptling von Berk werden, doch nicht alle wären wohl mit dieser Entscheidung glücklich. Er wusste, dass der Spross der Jorgensons nicht der hellste war. Er konnte nicht logisch denken und löste seine Probleme oft mit Gewalt. Zwar machten Wikinger das oft, doch bei ihm war es schon sehr übertrieben.
Und nicht zuletzt die verzweifelte Astrid. Er konnte sehen, wie sie darunter litt, dass Hicks verschwunden war. Und wo sie gerade steckte, konnten nur die Götter wissen. Sicherlich hatte sie nicht einmal mit bekommen, dass Hicks noch lebte. Vielleicht versteckte sie sich wieder im Wald, dort wo sie niemand finden würde. Manchmal war sie wochenlang verschwunden und tauchte urplötzlich wieder auf. Nur aus einem Grund: Rotzbacke aus dem Weg zu gehen.
Oder der andere Fall wäre eingetreten und sie hätte sich ein Boot genommen, um zu Hicks zu gelangen. Diese Möglichkeit bestand, doch hätte man ein gestohlenes Boot gemeldet. Sie war also noch auf der Insel. Doch wo?
Diese Frage klärte sich aber, als Haudrauf eine erschöpfte Figur sah, die am Dorfrand entlang lief. Eindeutig Astrid, doch schien sie gar nicht traurig zu sein. Sie strahlte eher, als ob sie etwas wüsste, dass sie sehr glücklich machte.
Den Verdacht förmlich riechend machte sich Haudrauf sofort zu ihr, um dies zu untersuchen. Er wollte aber gerade zu ihr kommen, als der Wachturm Alarm schlug. Sofort wandte er sich wieder zum Dorf, als er auf der offenen See ein Schiff sah. Ein Langschiff, etwas kleiner, als normal. Doch bei dessen Färbung und dem Drachenschädel am Bug konnte er sich sicher sein. Es waren die Verbannten. „Bei Odin. Die haben uns auch noch gerade gefehlt.", murmelte er in seinen Bart, als e zurück ins Dorf rannte.
Sofort rief er alle zusammen. Unter Waffen sollten sie sein und die Verbannten unten am Hafen erwarten. Denen würden sie schon zeigen, dass sie hier nichts zu suchen hätten. Alvin und seine Truppe hatte es immer wieder versucht, aber scheiterten sie jedes mal. Und so sollte es auch heute sein.
„Grobian. Los, gib mir ein Schwert!", schrie er in die Schmiere, als der Schmied selber mit einer Axt als Prothese und einem Schwert für Haudrauf kam. „So ne ordentliche Rauferei habe könnte ich mal wirklich wieder vertragen.", rief er scherzhaft zu ihm, als sie sich in Richtung Hafen wandten.
Das Schiff kam näher, die Waffen waren bereit. Viele Wikinger aus Berk hatten sich versammelt, um die verbannten zurück zu schlagen. Alvin und seinem Pack an Schmarotzern sollte klar gemacht werden, dass sie nicht umsonst als Verbannte galten. Doch irgend etwas war merkwürdig. Kein wildes Kampfgebrüll von dem schwarzen Schiff aus. Kaum ein Mann zu sehen.
War dies eine Falle, oder stimmte dort etwas wirklich nicht?
Als das Schiff anlegte und die Berkianer bereit waren, alles nieder zu metzeln, schritten Alvin Rohling und ein paar andere Verbannten von Deck auf den Steg. Doch was Haudrauf, Grobian und die anderen sahen, waren keine bewaffneten Männer, die es auf ihr Dorf abgesehen hatten. Es waren verwundete. Schnitt- und Brandwunden bedeckten die Körper derer. Sie besaßen keine Waffen und ihre Rüstungen waren auf ein Minimum reduziert. Bei einem Mann sah es sogar aus, als ob ihm erst frisch ein Arm amputiert werden musste. Ein Trauriges Bild.
Haudrauf und die anderen sanken ihre Waffen. Sie hatten vieles erwartet doch nicht so etwas. Ein Anblick, der Fragen im Kopf des Häuptling herum geistern ließ.
Doch bevor er etwas sagen konnte, sprach Alvin schwach: „Bitte Haudrauf. Lass und hier. Wir bitten um Asyl. Ich und die letzten Überlebenden der Insel der Verbannten." - „Was ist passiert?2, fragte Grobian aber misstrauisch.
„Wir wurden von einer Armee angegriffen. Eine gigantische Flotte und das schlimmste..Sie hatten Krieger, die auf Drachen ritten..."
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The Dark Rider
FantasyEs hätte doch alles anders laufen können...als der Kampf zwischen Hicks und dem Riesenhaften Albtraum eskaliert und Ohnezahn eingreift, um seinem Freund zu helfen, bricht Haudrauf in Zorn und Enttäuschung aus. Alle Versuche von Hicks Seiten, ihn zu...