Wiedersehen

2.8K 166 5
                                    

„Hier ich habe diese gefunden, die noch weggelaufen ist. Hab sie im Wald gefunden." Mit Astrid im Schlepptau hatte sich Eret ins Dorf begeben. Valka hatte sich währenddessen auf den Weg in di große Halle gemacht. Laut dem Getuschel unter den Soldaten sollte sich Haudrauf dort befinden. Sicher war sie sich nicht, aber es war ein guter Anhaltspunkt und ideal die Suche zu starten. Die große Halle war schließlich der einzige Ort, an dem man ausreichend Gefangene hätte unterbringen können.
„Lasst sie eine Weile hier. Ich werde sie nachher noch abholen. Passt mir schön auf sie auf, oder ich sage dem dunklen Reiter, dass ihr eure Arbeit schlecht gemacht habt." Eret warnte noch die Wachen, dann machte er sich selber auf den Weg zur großen Halle. Als er sich dabei im Dorf umschaute, konnte er sehen, dass die Truppen dieses Mal wirklich nicht sehr viel Gewalt angewandt hatten. Die meisten Beschädigungen rührten daher, dass manche Häuser die Last der vielen Drachen einfach nicht aushielten und einstürzten.
„Da scheint dieses Dorf noch mal richtig Glück gehabt zu haben. Sonst geht Hicks nicht so feinfühlig vor.", murmelte er, als er weiter Richtung Dorfplatz und dann zur großen Halle schritt. Eret selber war in einem ähnlichen Dorf aufgewachsen. Jedoch war es nicht so mit reich geschmückten Häusern ausgestattet. Diese Leute hier mussten ein wirklich gutes Leben geführt haben. Aber wenn erst einmal die hohen Steuern des Reiches für Drago zu zahlen wären, würde es bald vorbei sein mit dem Reichtum.
Als er endlich die Tore zur Halle durchschritt fand er Valka in einer Ecke vor. Sie hatte sich scheinbar noch nicht zu ihrem Mann begeben. Stattdessen hatte sie sich einen Helm aufgesetzte, um nicht sofort erkannt zu werden. Im Dorf war das kein Problem, denn es kämpften durchaus weibliche Soldaten in der Armee. Aber hier wollte Haudrauf nicht von gleich auf konfrontieren.
„Bist du bereit?", fragte Eret zu ihr. Valka gab nur ein Nicken von sich und beide schritten los.
Mit jedem Schritt stieg die Anspannung bei der älteren Frau. Sie hatte ihren Mann jetzt 20 Jahre nicht gesehen. Würde sie ihn überhaupt wiedererkennen? Und wenn ja, würde er ihr böse sein, dass sie so lange weg geblieben war? Sie konnte es nicht wissen, denn Haudrauf konnte manchmal sehr unberechenbar sein. Und vor allem seine Sturheit. Kein Wikinger war so stur, wie ihr Mann es war.
Ihre Schritte wurden kleine und langsamer. Eret merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. „Was ist los mit dir? Wir können jetzt nicht schlapp machen." Er stoppte kurt, sodass er wieder neben ihr ging.
Sie ließ ihren Kopf hängen. Es schien, als ob die ganzen Gedanken, die ganzen Jahre, in denen sie weg von Berk blieb, wie ein schwerer Fels auf ihrem Herzen lasteten. Kein Wunder, wenn man so lange von der Heimat entfernt lebte.
„Du hast Recht. Das darf mich jetzt nicht davon ablenken, meinen Sohn wieder zur Vernunft zu bringen. Also los, weiter!" Mit diesen Worten wurde ihr Schritt schneller und entschlossener.
Als sie die Wachen erreicht haben, schauten diese erst verwirrt. „Was wollt ihr denn hier?" – „Wachablösung!", entgegnete Eret mit straffen Ton. Die Wachen schien das nur zu freuen. Sie hatten schließlich schon Stunden hier aufgepasst, hone einen Happen Essen zu bekommen. Ohne weiter zu Fragen zogen sie ab und ließen Eret und Valka allein mit den drei gefangenen zurück.
Kurz herrschte Stille im Raum. Haudrauf, Grobian uns Alvin schauten die beiden neuen Wachen kurz an und machten sich dann wieder an ihre eigenen Gedanken.
Dann war es Eret, der die Initiative ergriff. Er nahm eine Axt, die die Wachen da gelassen hatten und begab sich hinter die Drei.
„Was soll das jetzt werden? Hat Hicks etwa unseren Tod befohlen?", kam es gleich aufgeschreckt und gleichzeitig herablassend von Alvin. Haudrauf und Grobian sagten nichts dazu. Sie hatten sich beide in Schweigen gehüllt. Haudrauf dachte darüber nach, wie er zu Hicks durchdringen könnte und Grobian trauerte immer noch über das bevorstehende Dasein als arbeitsloser Waffenschmied.
Dann ein Klirrendes Geräusch. Eret hatte die Kette mit der Axt durchschlagen. Der enge Griff des Metalls um die Säule löste sich und alle drei merkten, was es bedeutete. Sie mussten die beiden Wachen überwältigen und erst einmal einen gesunden Abstand vom Dorf gewinnen, um weiteres zu planen.
Valka und Eret konnten gar nicht so schnell reagieren, da hatten die drei sie an den Boden gedrückt. Während Grobian und Alvin sich um Eret kümmerten, Hatte Haudrauf den Wächter mit dem Helm fest im Griff.
„Das war eine Fehlentscheidung. Ihr solltet euch nicht mit uns anlegen. Noch ein letztes Wort?" – „Haudrauf nicht!"
Diese Worte lösten etwas in dem rotbärtigen Wikinger aus, was er nie erwartet hätte. „Diese Stimme. Das kann doch nicht..." Der feste Griff des Wikingers löste sich und der Wächter mit der merkwürdigen Stimme rappelte sich wieder auf.
Haudrauf konnte es immer noch nicht glauben. Was er da gehört hatte. Diese Stimme konnte nur von einer Person stammen. Aber nein. Das konnte nicht sein. Valka war seit über 20 Jahren tot. Von Drachen verschleppt und gerissen worden.
Doch als der Krieger seinen Helm abnahm, wusste Haudrauf nicht mehr, was er denken sollte. Trieben die Götter mit ihm Scherze? Wenn ja, war das gar nicht lustig.
„Val...Valka?" – „Ja Haudrauf. Ich bin es." Verschämt senkte sie den Kopf, als der kräftige Wikinger einige Schritte auf sie zu tat. „Ich...ich kann das einfach nicht fassen. Du bist es. Nach all den Jahren."
Valka hingegen erwartete eher eine negative Reaktion von ihrem Gatten. Doch sie kam nicht. Stattdessen hoben zwei Finger sanft ihr Kinn an und sie blickte in seine Augen.
„Haudrauf...ich.." – „Valka. Du bist hier. Hier auf Berk. Wie kann das sein? So schön wie an dem Tag, als ich dich verloren habe."
Das hatte die braunhaarige Frau nicht erwartet. Keine Wut, keine Enttäuschung. Hier waren sie nun. Nach 20 Jahren wieder ein Paar.
„Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren." Haudrauf umarmte seine Frau. Und das erste Mal seit Jahren schien er wieder richtiges Glück zu fühlen. Eine Helligkeit durchdrang seinen Körper. All die Jahre der Trauer und nun war sie wieder heimgekehrt.
„Aber wie? Wo bist du gewesen? Und wie bist du hierher zurückgekommen?" Sie lösten sich beide aus der Umarmung und schauten sich tief in die Augen. Da meldete sich von hinten eine Stimme. Grobian, Alvin und Eret hatten das gesamte Schauspiel beobachtet.
„Leute. Wir müssen langsam los. Die Geschichte kann sie dir noch später erklären, aber erst einmal müssen wir euren Sohn wieder zur Vernunft bringen."

The Dark RiderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt