Das Angebot

3.5K 186 19
                                    

Alle warteten sie gebannt darauf, was der schwarze Reiter zu sagen hatte. Besonders Fergus, denn es stand schließlich sein ganzes Reich auf dem Spiel. Schottland stand auf dem Spiel und sein geliebtes Heimatland wollte er um keinen Preis der Welt verlieren. Niemals würde er es in Trümmer lassen wollen. Niemals würde er aufgeben. Und so dunkel auch der Moment jetzt auch war, so schien doch ein Funken der Hoffnung zu keimen in dem Angebot verpackt, welches der junge Mann, der auf diesem schwarzen Drachen ritt, ihm unterbreiten wollte. Bloß hoffte der König der Schotten, dass es nicht allzu harte Bedingungen mit sich ziehen würde.
„Nun sprecht schon, was ist euer Angebot?" Der Mann vor Fergus lächelte nur hämisch und schaute sich um. Er fixierte jedes einzelne Mitglied der Familie. Jeden einzelnen, auch die Drillinge. Hicks geschultes Auge konnte jedem der drei kleinen einen Unterschied anmerken. Jedem einzelnen, sei es auch nur eine Sommersprosse mehr auf der Wange des einen oder eine Locke des anderen. Es entging ihm nichts. Auch nicht wie diese junge Prinzessin ihn wütend anschaute und so böse fixierte, wie er es noch nie zu sehen vermochte. Sie musste einen wirklich starkes Ego besitzen, um solch einen Blick aufsetzen zu können. Doch Hicks beeindruckte das wenig, denn er war der Sieger in dieser Schlacht. Er hatte jetzt das Schicksal der Königsfamilie in der Hand. Er entschied nun über Leben und Tod.
„Nun König Fergus. Ich dachte mir das folgendes. Ihr ergebt euch, kommt aus euren Höhlen heraus und werdet kampflos alle Waffen mir übergeben. Schottland wird eine Provinz von Drago und du wirst als Beamter unter dem Warlord und mir diese für uns verwalten. Wenn ihr jedoch darauf nicht eingeht, dann werde ich mit meinen Drachen alles und jeden, der auch nur wagt sich gegen Drago und mich zu stellen, töten.", gab Hicks zähneknirschend von sich und hielt Inferno direkt vor das Gesicht des Königs der Schotten. Hicks versuchte wirklich so bedrohlich zu wirken, wie er konnte. Dieses Angebot unterbreitete er bisher jedem Häuptling oder König den sie eroberten, aber bisher waren sie alle so stolz gewesen, dass sie nicht darauf eingingen und sie alle den Tod fanden. Auch dieses Mal würde es wahrscheinlich so ablaufen. Die Schotten waren ein sehr stolzes Volk, welches nie so schnell aufgab. Und jetzt vor dem Angesicht des Feindes zu Kapitulieren und eine Herrschaft unter einem Wikinger anzunehmen, wäre wohl eine große Schande.
Merida hingegen konnte diese Wort nicht fassen. Sie die Schotten von einem Wikinger regiert? Lieber würde sie sterben, als solch in eine Herrschaft gehen zu wollen. Das würde sie sich nicht bieten lassen. Sie war Merida. Sie war frei. Sie würde nicht einfach so aufgeben. Sie bräuchte nur ihren Boden, dann würde sie es diesem Hicks, oder wie er hieß, schon zeigen. Sie würde ihn töten und als Heldin und Befreierin Schottlands in die Geschichte eingehen. Sie packte allen Mut zusammen. Sie musste es einfach tun. Und dann. Schneller, als irgend jemand es im Raum vermuten konnte, duckte sie sich, machte eine Rolle und schnellte zu ihrem verlorenen Boden. Ein Glück, dass noch Pfeile daneben lagen.
Schleunigst spannte sie den Bogen visierte an, genau auf das Herz dieses Bastardes, der sich es doch tatsächlich hier anmaßte mit seinen behinderten fliegenden Reptilien hier einzufallen. Das würde sie sich auf keinen Fall bieten lassen. So atmete sie schnell tief durch. Immer wenn sie das tat, blieb für sie einen Moment lang die zeit stehen. So auch dieses mal. Sie konnte wie in Zeitlupe sehen, wie der Wikinger sein Schwert positionierte und große Augen machte. Auch der Drache stürmte nach vorne um seinen Reiter zu schützen. Zu spät. Der Pfeil wurde abgeschossen.
Merida hoffte. Dieser Pfeil würde sein Herz durchbohren. Er würde ihn töten und alles würde wieder gut werden. Diese ganze Hoffnung steckte sie in diesen einen Pfeil, der ihr als am geeignetsten erschien. Die anderen auf dem Boden waren zu sehr beschädigt, als dass sie hätten etwas getaugt, was sie ein wenig ernüchterte.
Doch dann das. Der Pfeil prallte einfach am Brustpanzer des Wikingers ab. Mehr noch. Er zersplitterte regelrecht. Merida war fassungslos. Das konnte doch nicht wahr sein? Immer hatten ihre Pfeile Rüstungen durchschlagen können. Immer hatte sie ihre Ziele ausnahmslos getroffen. Immer war sie die Königin aller Schützen gewesen. Dieser Pfeil hätte sein Herz durchbohren müssen, aber prallte er einfach ab und zersplitterte. Wie konnte das sein? Doch der junge Wikingerfürst vor ihr schien nur hämisch zu lächeln. Er schaute auf den Boden zum Pfeil, trat drauf, sodass er noch einmal entzwei brach und schaute zu Ohnezahn. „Kumpel...würdest du bitte unsere kleine Prinzessin hier am Boden fest machen. Sie ist mir ein wenig zu lebhaft." Der Nachtschatten verstand. Ohnezahn stürmte auf Merida zu. Schneller als sie reagieren konnte. Würde der Boden ihr entrissen und ein Nachtschatten drückte sie zu Boden. Dieses schuppige Vieh, welches sie bewegungsunfähig machte, fixierte sie mit seinen giftgrünen Augen, schnaubte und zeigte ihr deutlich, dass er sie bei der kleinsten falschen Bewegung tot beißen würde.
Zum ersten Mal hatte Merida Todesangst. Sie wusste nicht weiter, konnte sich nicht bewegen. Sie war fest am Boden. Fixiert von einem Nachtschatten.
„Merida Nein!", schrie Elinor aus sich heraus. Die Königin und Mutter war völlig schockiert, als der Drache ihre Tochter in die Mangel nahm und sie unter seinem Körpergewicht zu erdrücken schien. Und in der tat konnte Merida nur noch sehr schwer atmen. Sicherlich würde sie das nicht mehr lange durchhalten. Aber Hicks schien die Sache völlig egal zu sein. Er wandte seinen Blick zu der jungen Prinzessin und sprach: „So jung und so naiv. Ich muss schon sagen solch ein Selbstbewusstsein grenzt schon an Narzissmus. Du scheinst wohl, dass du alles alleine schaffen kannst, dass du es mit der Welt aufnehmen kannst und immer als Sieger hervorgehen würdet. Nun ja ich glaube das ist nun vorbei." Er blickte auf seinen Brustpanzer, wo der Pfeil hätte einschlagen sollen: „Nun ja. Gronckeleisen ist sehr leicht und macht es einem Pfeil es unmöglich da durch zu dringen. Aber du kennst das Zeug ja nicht, also was rede ich denn da."
„Lassen sie sofort meine Tochter Los, oder..." Elinor konnte es nicht mehr aushalten. Merida war zwar rebellisch und selbstsüchtig, aber immer noch ihre Tochter. Und die wollte sie einfach nicht aufgeben. Sie liebte sie sie immer noch wie in den Zeiten, als sie ein kleines mutiges Mädchen war. Und nun schien die Lage aussichtslos. Unter diesem schwarzen Monster da würde sie sicher lange nicht mehr leben. Doch Hicks wandte sich nur zu ihr schnell und und ergänzte: „...Oder was? Ohnezahn kann euer Töchterchen mit einem Plasmablitz töten, wenn ich es ihm nur sage, als würde ich lieber schweigen...dann passiert auch klein Merida nichts...Aber ich komme vom Thema ab. Also. Nehmt ihr jetzt mein Angebot an oder nicht!? Ich würde mich ja dafür entscheiden, denn wenn ihr es nicht tut, dann....Ohnezahn aufladen!" Ein Zischen erklang im Raum. Der schwarze Drache öffnete sein Maul, welches sofort anfing zu leuchten. Es Plasmaball bildete sich, der Merida unverzüglich in das Reich der Toten schicken würde. „So ich würde es tun. Noch kann Ohnezahn abbrechen und ihr wird nichts geschehen. Also?"
Fergus konnte diesem Druck nicht mehr stand halten. Er war verzweifelt. Sein reich seine Burg lag in Trümmern. Seine Tochter würde von diesem Drachen am Boden gehalten und Elinor als auch die Drillinge fingen an zu weinen vor Verzweiflung. Es war schrecklich, aber was nützte es. Wenn Schottland und seine Familie noch irgend eine Zukunft haben würden, dann musste er dieses Angebot annehmen, ob er nun wollte oder nicht. Er musste es einfach tun. „Gut..ich nehme das Angebot an. Ich gebe auf....ihr habt gewonnen....bloß tut meiner Familie nichts....bitte...tut meinem Land nichts mehr böses an!" Er flehte es regelrecht zu dem Mann, der nun alles in der Hand hatte. Der Sieger, obwohl er vom Körper her viel kleiner und schmächtiger war als der der König der Schotten.
„Ohnezahn, lass sie frei.", kam es nur schnell von Hicks, dem diese Wort Musik in den Ohren waren. Zum aller ersten mal ging ein König trotz der Drohungen auf ein Angebot von ihm ein.
Der Nachtschatten hob sich ein wenig, sodass die junge Prinzessin fliehen konnte. Schnell rannte sie zu ihrer Familie. Elinor schloss sie sofort in ihre Arme. Egal was sie jetzt angestellt hatte. Sie war froh, dass ihrer Tochter nichts schlimmes passiert war.
„Und nun möchte ich bitte, dass sie alle nach draußen kommen." Hicks Stimme war fordernd und als ob er keinen Spaß verstehen würde. Sie folgten ihm einfach. Sie mussten es ja tun. Hätten sie eine andere Wahl gehabt? Sicherlich hätte er sie sie sonst getötet.
Aber einer gefiel die Sache ganz und gar nicht. Irgendwie musste sie sich doch beweisen können, die sie vor allem noch nie besiegt worden war. Merida wollte einfach noch nicht aufgeben, obwohl sie Sache schon mehr als nur aussichtslos war. Sie würde es dem Kerl zeigen. Sicherlich würde sie das.
Als sie schließlich auf dem Burghof ankamen, lag alles in Trümmern. Die mauern existierten nicht mehr. Überall hatten sich Drachen und Soldaten postiert, die nur darauf warteten, dass sie endlich kapitulieren würden. In einer Ecke waren die letzten überlebenden Krieger. Man hatte sie entwaffnet. Auf ihren Knien waren sie nun der Gnade Hicks ausgesetzt. „Sagen sie es nun allen ins Gesicht, dass die aufgeben. Sofort!" Hicks drängte förmlich darauf, dass er sonst so stolze König der Schotten nun die Kapitulation seines Landes und Volkes verkünden würde. Nach einen Krieg, der nur Stunden dauerte und ihnen Leid und Tod brachte.
Fergus musste sich überwinden, aber dass sein Land überhaupt noch eine Chance bekommen würde hätte er nicht gedacht. Nun lag es in seiner Hand. „Leite hört her...wir geben auf!", rief er kurz und schmerzlos.
Die ernüchterten Blicke waren deutlich zu spüren. Aber unter den Soldaten Hicks brach Jubel aus. Sie feierten diesen Tag und diesen Sieg. Der letzte große Gegner im Westen war besiegt. Schottland kapitulierte.
Aber Merida wollte sich nicht zufrieden geben: „Nein niemals! Niemals werden wir vor euch primitiven stinkenden Wikingern nieder knien. Wir sind keine Sklaven!" Dies erregte sofort Hicks Aufmerksamkeit. Nachdem er triumphierend Inferno brennend in die Lüfte hob und sich mit seinen Männern zu freuen begann, drehte er sich um. „Du scheinst aber wirklich frech zu sein.". er signalisierte zwei seiner Gefolgsleute, dass sie sie her bringen sollten, „Los her mit ihr."
Sie werte sich, zappelte, aber konnte sie nichts tun. Die Männer waren einfach zu stark. Schnell hatten sie sie vor Hicks Füße geworfen. Es hatte wirklich den Anmut einer knienden Geste. „Du bist also ganz hartnäckig was? Nun ja vielleicht kann dir das Verlies von Dragos Festung eine andere Meinung beibringen. Abführen!" - „Was Nein!", schrie Elinor, „das könnte ihr nicht tun!" - „Doch ich kann. Ich nehme sie so zu sagen als Faustpfand mit Nach Drakenburg, wo sie im Verlies schon lernen wird, wie nichtig sie ist!" Und mit diesen Worten wurde Merida gepackt und von Soldaten auf Hicks Flaggschiff gebracht.
„Nun gut. Ich werde morgen gleich abreisen. Der Vizekommandant soll ab hier übernehmen." Mit diesen Worten folgte Hicks Merida auf sein Schiff, während Elinor und Fergus, als auch die Drillinge weinend und verzweifelt zurück gelassen wurden. Das letzte was sie von diesem Hicks sahen war, wie er seine Sturmhaube formte und auf seinen Drachen stieg, um zu seinem Schiff zu gelangen...

The Dark RiderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt