Schon während Hicks los stürmte, hatte sich Drago bereit gemacht. Er hatte sich seinen Speer genommen und ihn in die Richtung des herannahenden jungen Haddock gerichtet. Aber Hicks war viel zu schnell, als dass er sich davon hätte hindern zu lassen, was er schon längst hätte tun sollen. Drago hatte den Tod verdient. Nichts anderes.
Aber plötzlich. Hicks wollte zum Zug kommen, da wich der alte Mann aus. Mit einer Schnelligkeit, die Hicks nicht erwartet hatte, trat Drago zur Seite und schlug mit dem Stab in Hicks Rücken.
Der Schlag war schmerzhaft. Dröhnend und sich im ganzen Körper verteilend. Nichts deutete auf dieses Manöver hin.
„Ich mag zwar alt sein, aber kämpfen kann ich immer noch." Drago grinste und wollte dem auf die Knie gehenden Hicks sofort den letzten Stoß geben, aber der junge Haddock wich aus. Er kullerte sich links weg und die Spitze von Dragos Speer ging ins Nichts.
Doch hatte Hicks jetzt ein Problem. Sein Schwert lag nun zwischen ihm und Drago. Der Speer war zu lang, als dass er sich seine Waffe holen hätte können.
„Was nun Hicks. Du hast keine Waffen und willst trotzdem gegen mich kämpfen? Du bist töricht.", spottete Drago über ihn. Als sich Hicks wieder aufgerappelt hatte, musste er sofort eine Lösung suchen. Doch dieses Mal hatte er seinen Nachtschatten und besten Freund dabei.
„Ohnezahn!", rief er nur, als der Drache heraneilte und seinem Freund zur Seite stand. „Danke Kumpel." Hicks war sichtlich erleichtert, doch Drago ließ sich davon nicht beeindrucken. Gierig darauf, endlich den jungen und seinen Nachtschatten zur Strecke zu bringen, versuchte er nun erst einmal den Drachen unter seine Kontrolle zu bringen.
Chaos herrschte im Dorf. Die Drachen gehorchten nicht mehr ihren Reitern, die Soldaten wussten nicht, was sie tun sollten und die Dorfbewohner nutzten die Chance, befreiten sich aus ihren Gefängnissen und fingen an, ihr Dorf wieder zurück zu erobern. Es war die reinste Anarchie.
Haudrauf, Astrid und Valka mussten derweil zusehen, wie Hicks nur knapp dem Tod entkommen war. Drago hatten ihn jedoch verfehlt
„Wir müssen ihm helfen!" – „Ja, aber wie? Wir haben keine Waffen hier, mit denen wir Hicks unterstützen könnten." Entgegnete Haudrauf auf Astrids Antwort.
„Doch wir haben Waffen. Aber Vorsicht, das Schwert gehörte schon meinem Vater." Sofort übergab Eret sein Schwert dem Oberhaupt des Dorfes und Valka ihre Astrid.
„Dann los!"
Hicks hatte indes einen Plan geschmiedet. Drago musste an seinem verwundbarsten Punkt getroffen werden. Danach wäre es ein leichtes Spiel, ihm aus den Weg zu schaffen.
Der alte Herrscher hingegen hegte andere Pläne. Erst musste der Nachtschatten unter Kontrolle gebracht werden, damit Hicks endlich zur Strecke gebracht werden konnte. So nahm Drago seinen Speer und fing an, ihn wild in der Luft herum zu schleudern. Lautes Geschrei ging umher. Der Versuch, Ohnezahn zu unterwerfen.
Aber dann passierte etwas, mit dem Drago nicht gerechnet hat.
„Das ist für schlechte Erziehung an meinem Sohn!" Urplötzlich war Haudrauf hinter ihm aufgetaucht. Drago konnte gar nicht so schnell reagieren. Ein Schnitt und der Speer lag am Boden. Mit samt dem Arm.
„Mein letzter Arm! Nein! Was hast du getan?!" Doch Haudrauf ließ sich nicht beirren.
Hicks hatte das zwar nicht in seinem Plan vorher gesehen, aber es spielte ihm eindeutig in die Karten. Während Drago vor Schmerzen in die Knie ging, schnappte sich Hicks sein Schwert. Nur wenige Augenblicke stand er vor dem Tyrannen, dem er einst Respekt gezollt hatte.
„Und willst du mich jetzt abschlachten. Rache nehmen?" mit einem letzten Grinsen schaute Drago auf den Knien hoch zu Hicks. Doch der interessierte sich nicht mehr für diesen Blick.
„Ich werde keine Rache nehmen. Heute wird nur ein dunkles Kapitel beendet werden. Ein Kapitel, dass ich hätte schon viel früher hätte beenden sollen." Und mit diesen Worten ließ Hicks die Klinge seines Schwertes in Flammen aufgehen und schnitt Drago seinen dumm grinsenden Kopf ab.
Es war getan. Drago Blutfaust lebte nicht mehr. Als die Soldaten die bemerkten, wurde es stille. Die Waffen schwiegen alle. Auch die Drachen wurden ruhig.
„Drago Blutfaust ist tot. Ich bin der neue Imperator. Und ich werde euch sagen, dass es von jetzt an keine Armee mehr geben wird. Auch das Imperium werde ich auflösen. Es gibt es fortan nicht mehr!" Verwirrung machte sich unter den Soldaten und Offizieren breit. Das Imperium was zunichte?
„Und was sollen wir jetzt machen?", schrie einer aus den Reihen.
„Geht nach Hause zu euren Familien. Und wenn ihr keine Habt, gründet doch eine. Sucht Frieden mit Menschen und Drachen. Es soll keine Kriege mehr geben, wie ich sie angeführt habe. Die Provinzen sind wieder frei und können sich selbst bestimmen. Tragt diese Nachricht in alle Winkel des Reiches."
Die Männer und Frauen der großen Armee taten, wie ihnen befohlen. Langsam verschwanden die ersten Reiter mit ihren Drachen. Ohnezahn ließ sie alle gehen. Auch die Schiffe nahmen neue Kurse ein. Einige Soldaten schlossen sich je nach ihrer Herkunft zusammen und segelten gemeinsam nach Hause. Eine merkwürdige Situation. Nur Hicks großes Flaggschiff blieb vor Berg, als die Sonne langsam aufging.
Als der Morgen langsam in den Mittag überging, war dem einst großen Herr nicht mehr viel übrig. Nur noch einige Soldaten, die Hicks die Treue geschworen hatten, befanden sich auf dem Flaggschiff. Auch noch ein paar Drachen.
In Berk wurde aufgeräumt. Stille herrschte. Die wohl surrealste Nacht in der Geschichte Berks war zu Ende. Jedoch mit einigen Konsequenzen. Drago Blutfaust war tot. Sein Leichnam wurde verbrannt und die Asche ins Meer geschüttet.
Haudrauf hatte Hicks wieder als rechtmäßigen Nachfolger wieder ernannt und die Verbannung aufgehoben. Auch Valka war wieder in das Haus des Oberhauptes eingezogen. Doch sie wusste, dass sie sich auch weiter um die Drachen im Hort kümmern musste.
Es war ruhig im Krähenkliff. Hicks hatte sich mit Ohnezahn an den Ort zurückgezogen, an dem sie Freundschaft geschlossen hatten. Sie lauschten den Vögeln, dem Rauschen in den Bäumen. Eine friedliche Idylle, wie er sie lange nicht mehr hatte.
Plötzlich ein Knacken. Ohnezahn spitzte seine Ohren. „Was hast du Kumpel? Ist da wer?" Aus einer Felsspalte trat Astrid hervor. Scheinbar hatte sie den jungen Haddock gesucht.
„Hicks. Du musst ins Dorf zurück. Grobian will, dass du ihm beim Aufräumen der Schmiede hilfst." – „Er will seine Schmiede aufräumen? Ist Grobian von Loki besessen?" Beide mussten über diesen Gedanken kichern, denn die Dorfschmiede war noch nie sehr ordentlich gewesen.
„Hicks. Er wünscht es sich." – „Ich mache es schon. Komm lass uns zurück fliegen. Ohnezahn wird dich doch sicher mitnehmen wollen."
Der Nachtschatten schnurrte dabei, rappelte sich auf und ließ Hicks und Astrid aufsteigen. Sie umklammerte seinen Bauch, damit sie etwas Halt hatte und legte dann ihr Kinn auf seine linke Schulter.
„Und fliegen wir so, wie das erste Mal vor vielen Jahren?" – „Wenn du willst? Los Ohnezahn!"
Mit diesen Worten hoben alle drei ab und verschwanden jenseits der Wolken.
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The Dark Rider
FantasyEs hätte doch alles anders laufen können...als der Kampf zwischen Hicks und dem Riesenhaften Albtraum eskaliert und Ohnezahn eingreift, um seinem Freund zu helfen, bricht Haudrauf in Zorn und Enttäuschung aus. Alle Versuche von Hicks Seiten, ihn zu...