~ 20.08

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Ich starrte ihn an, konnte meinen Blick nicht von ihm lassen. Selbst die größte Anstrengung - die ich versuchte aufzubringen - half mir dabei nicht. Jede seiner kleinen Gesten beobachtete ich genau, als würde ich versuchen, mich irgendwann mal genau wie er bewegen zu wollen. Seine Hände strichen leicht über den Tisch, was ich -wie aus Zauberhand - nachahmte. Was ich dabei allerdings nicht beachtete, war, dass mein Buch genau auf der Kante des Tisches lag, runterfiel und alle Blicke auf mich gerichtet waren. 'Shit' zischte ich innerlich, als sich die Blicke von mir und Unbekannt trafen. Er sah noch besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. (Schlechtes Gedächtnis. Ist erst einen Tag her.) Seine Haare waren verwuschelt und standen in jede Richtung ab. Es sah so wunderschön aus. Genauso wie sein Gesicht - es wirkte eiskalt und er musterte mich als wäre ich sein größter Erzfeind. Doch ich wusste, dass das kalte in seinem Gesicht nur Fassade war. Man sah es in seinen Augen. Sie waren so warm und strahlten so viel Mitgefühl aus, dass man meinen könnte, er wäre 2 verschiedene Personen auf einmal - kalt und warm. Er musterte mich - genauso wie ich es getan hatte. Ich wollte meinen Blick von ihm abwenden und musste meine ganzen Kräfte benutzen, damit es klappte und ich mein Buch aufheben konnte. Es war eine Ausgabe von Romeo und Julia. Ich liebte die Geschichte von Romeo und Julia. Sie war wie eine Inspiration für mich. Ich schrieb selbst und ich schrieb viel, doch meistens kam ich schon ab dem vierten Satz nicht mehr weiter. Es war beinahe so, als würde mich eine Blockade immer ab dem vierten Satz treffen.

Es verging längere Zeit und ich las mein Buch weiter, als wäre nie etwas geschehen. Es wurde Zeit langsam neuen Kaffee zu besorgen, da es hier in Frankreich so was wie eine unausgesprochene Regel gibt - die lautet:  Man muss in einem Cafe jede Stunde ein Getränk kaufen, damit man dort bleiben kann.

Er lief mir über den Weg, als er Richtung Ausgang ging. Geschickt und unauffällig legte er mir einen Zettel auf den Tisch. Langsam öffnete ich ihn und fuhr mit meinen Augen über die geschriebenen Worte: 'Hey, ich weiß wir haben noch nicht mit einander gesprochen -jedenfalls nicht so richtig. Aber du fällst mir immer wieder ins Auge. Ach, übrigens hab ich einen Namen. Er lautet Louis, nicht "sexy unbekannter". Wie ist dein Name, Curly?' las ich ruhig, während mein Herz pochte wie wild und mein Atem stockte

Smile, baby.  (Larry - boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt