Can't you hear me scream?

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Ein lauter, hoher Schrei ertönte und das Adrenalin in mir schoss gerade zu in schwindelerregende Höhen. Nahe dem Herzversagen, sah ich mich panisch nach einem Versteck um. Wog die Möglichkeiten ab und doch war mir bewusst, dass es kein entkommen gab. "Tschh bitte... bitte! Es tut mir leid! Das wollte ich nicht, ich wollte dir nicht weh tun. Bitte hör auf zu weinen!" Versuchte ich sie zu beruhigen. Zu meinem Bedauern war Tessa jedoch schrecklich verheult als kleines Mädchen. "Was hast du gemacht?!" Fragte er leise und zwang mich zu einer Antwort mit seiner hoch erhobenen Hand, drohend. Mit großen Augen saß ich auf dem Boden und sah die Gestalt vor mir an. Sie hatte das Aussehen meines Vaters doch konnte es unmöglich er sein. Wer tat sonst einem Kind so etwas an? Doch niemals der eigene Vater.... Dies musste ein Dämon sein welcher aus den Tiefen der Hölle empor gekrochen war, sich von Angst ernährte und die Verzweiflung genoss. Konnte man doch ganz genau sehen, dass er keine Seele besaß wenn man in seine kalten braunen Augen sah. "Hör auf zu weinen!" Knurrte er, nachdem er mir eine verpasst hatte und mein schluchzen verhallte, aus Angst. Die Tränen kullerten noch immer über meine Wangen doch jedes schluchzen oder wimmern hielt ich mühevoll vom verlassen meines Mundes ab. Wohl wissend, dass ich es so nur schlimmer machte. Verächtlich lag sein Blick auf mir und sog jeden noch so kleinen glücklichen Moment aus meinem Gedächtnis. Damit war er dann gegangen und ließ mich zurück. Allein mit meiner Wut und Trauer. Und jetzt? Heute war mein Herz zu kalt geworden um zu brechen.

Mittlerweile hatte ich die Großstadt verlassen und saß auf einer Parkbank in der Nähe eines Baches. Dachte mal wieder nur an verderben und Zerstörung, so wie es meine Natur geworden war. Meine nervösen Ticks übernahmen wieder die Oberhand und beherrschten mich. Selbst meine Medikamente würden mir gerade nicht helfen, selbst wenn ich sie dabei hätte. Fest umklammerte ich meine Hundemarke und kniff die Augen zusammen. Ja, mir ging es gerade alles andere als gut. Aber wenn ich es mir recht überlegte.... war das ja nichts Neues. Es war bestimmt keine halbe Stunde vergangen, in der mein Herz immer noch raste, als ich die zierliche Hand einer Frau auf meiner Schulter spürte. Ruckartig drehte ich den Kopf in Ihre Richtung, um fest zu stellen wer es war. "Du bist einfach davon gestürmt... ich hatte ein schlechtes Gewissen dabei, dich einfach gehen zu lassen. Also... dachte ich..." sie zog ihre Hand verunsichert weg, nachdem mein frostiger Blick diese traf. "Du dachtest, du verfolgst mich einfach?" Wie von selbst zog meine rechte Augenbraue sich in die Höhe um Damiana vor mir misstrauisch zu betrachten. Ein wenig verwundert schien sie über meine Reaktion, so dass sie um die Bank herum ging, um sich zu setzten. "Ich darf doch, oder?" Fragte sie während sie bereits ein Bein über das andere schlug. Ohne ihr zu antworten lehnte ich mich zurück und verschränkte die Arme. Mein Herz machte immer noch wilde Sprünge, wenn auch nun wegen der sachten Berührung ihrerseits. Immerhin war es bereits Abend geworden und die letzten Sonnenstrahlen brachten nur spärlich Licht. Die Angst im Dunkeln angegriffen zu werden, die Nervosität vor einem Schussaustausch hatte sich zu sehr in meinen Knochen festgesetzt, als dass ich diese los werden konnte. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie bedrückt sie mich ansah. Und doch wollte und konnte ich darauf nicht reagieren.

So schwach war ich nicht. Und wollte ich nie sein. Jemanden merken zu lassen was in mir vor ging und wie wenig ich mich selbst unter Kontrolle hatte verstieß gegen meine Grundregeln. Mein Kiefer spannte sich verdächtig an und war somit das einzige was mich nun noch verriet. Eine Weile blieb es still zwischen uns, bis sie begann und ihre beruhigende Stimme unser schweigen durchbrach. "Es tut mir leid... wir hätten dich nicht so drängen dürfen." Aus dem Augenwinkel sah ich wie sie mich ansah. Doch mein Blick war fest gefroren am Wasser, welches sich in einem leisen Rauschen äußerte. Ich nahm die Umgebung viel schärfer wahr. Konnte fühlen wie sie atmete. Wie ihr Brustkorb sich sachte hob und senkte. Und das alles nur durch Adrenalin. Wie ein kleiner unschuldiger Vogel der nie schlechtes erfahren hatte. Und ich war eifersüchtig darauf. Wie wenig Mühe sie hatte, regelmäßig zu atmen. Ohne Angst zu ersticken oder die irrationale Sorge, dass es vielleicht ihr letzter Atemzug sein könnte. Ich hörte wie jedes einzelne Haar fiel, nachdem sie sich die störenden Stränen hinters Ohr strich und war der Auffassung, dass jeder Mensch das Recht haben sollte, so leicht… so unbeschwert leben zu können. Fern ab aller Illusionen der Angst. Denn das war es was sie war. Eine Illusion unser selbst, produziert um zu schützen. Meine Gebete wurden allerdings nie erhört. Weder damals als Kind, noch heute als Erwachsener. Er hatte mich offensichtlich aufgegeben, So gab ich auch ihn auf.  

Some last words?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt