"Gut, wir haben noch..." Sie unterbrach sich kurz und sah auf die Uhr an ihrem Handgelenk. "15 Minuten. Ich hab dir einen Kaffee versprochen, meinst du das schaffen wir noch?" Ich überlegte kurz, nickte dann aber. "Von mir aus..." damit gingen wir zum Starbucks gegenüber der Schule. Währenddessen hoffte ich, dass dieser nicht zu voll war und allein bei dem Gedanken daran, begannen wieder meine Nerven zu flattern.
Ich überlegte ob ich jetzt meine Medikamente nehmen sollte oder es doch besser sein ließ. In meinen Gedanken führten die Fronten Ja und Nein ihren eigenen Krieg. Schließlich siegte aber die Angst. Deshalb griff ich in meine Hosentasche und holte meine Medikamente raus, welche ich versuchte so unauffällig wie nur möglich zu nehmen. Es war mir unangenehm, wenn andere Menschen mich so sahen. Meist starrten sie. Wenn sie sahen, welche Menge ich an Medikamenten nahm, tauschten sie merkwürdige blicke aus oder verurteilten mich. Obwohl sie dazu nicht das geringste Recht hatten. Menschen wie ich, die gedient hatten wurden oft verstoßen, aus einem ganz einfachen Grund. Sie alle dachten, wir wären Monster. Und das bestreitete ich noch nicht einmal. Menschen mit Waffen, welche leben nahmen und auf grausame Weise Befehlen ausführten. Ohne eigenen Willen oder selbstständig nachzudenken. Aber so war es nicht. Nicht im geringsten.
Sie wussten nicht wie es war die Bürde einer Waffe zu tragen. Wir gingen Sonntags vielleicht nicht in die Kirche und fluchten viel. Wir konnten weiß Gott nicht immer Heilige sein. Manchmal vergossen wir Tränen und manchmal waren wir harsch aber nur weil die Welt grausam geworden war. Ich wusste genau wieso ich keinen Platz zwischen den Menschen hier verdient hatte, wollten sie mich sowieso nie um sich herum... Es sei denn um ihre Ängste zu beseitigen.
Ich betrat den Laden und sah mich kurz um. So voll war es gar nicht. Stellte ich fest und setzte mich auf einen Platz nahe der Tür. Klar... Die meisten arbeiteten zu dieser Zeit noch. "Was möchtest du?" fragte sie mich lächelnd während sie in ihrem Geldbeutel kramte. "Hm.. einen Coffee-caramel Frappuchino." Entschied ich und rang mich zu einem lächeln durch. Es war das was ich seit Jahren nahm. Immer wieder. Egal ob Sommer oder Winter, es war immer wieder das selbe. Einfach aus Gewohnheit. Sie nickte kurz und verschwand dann, währenddessen sah ich aus dem Fenster. Betrachtete die Menschen und versank in Gedanken. Sie konnte von Glück reden, dass ich nur zusammen gezuckt war als sie plötzlich wieder neben mir auftauchte. Die Medikamente beeinträchtigten meine Reflexe. Die Reflexe die zum überleben dringend notwendig gewesen waren. Sie lähmten mich. "Danke.." murmelte ich und atmete tief durch. Spürte ich doch mein Herz ziemlich schnell in meiner Brust schlagen. "Also... Entschuldige die Frage aber... Was sind die Symptome bei dir? Jeder erlebt die Posttraumatische Belastungsstörung anders..." fragte sie sichtlich vorsichtig, was mich aus meinen Gedanken riss. Ich war ziemlich irritiert, dass sie das wissen wollte. Und noch verwirrter war ich über die Tatsache, dass sie so genau bescheid wusste. Tess muss es erwähnt haben. Dachte ich sofort. Oder ich war doch gar nicht so gut darin meine Emotionen zu verbergen. "Psychisch oder Physisch?" fragte ich anstelle einer Antwort. Ich mied den direkten Augenkontakt zu ihr. Sah mich anstelle dessen im Raum um und betrachtete den kleinen Hund der unter dem Tisch gegenüber saß. "Sowohl als auch... Du musst mir die Frage natürlich nicht beantworten wenn du nicht möchtest." im Augenwinkel sah ich, wie sie mich verständnisvoll ansah. Allerdings ohne den sonst vorhandenen Ausdruck von Argwohn. Tief atmete ich ein als ich überlegte wo ich anfangen sollte oder ob ich es ihr überhaupt sagen wollte.
"Mein Gedächtnis schwächelt etwas. Ich bin vergesslicher als früher. Ich werde schnell wütend und bin verdammt leicht zu reizen." Kurz hielt ich inne und dachte nach "Manchmal mache ich mich verantwortlich für Dinge, die ich eigentlich nicht beeinflussen kann. Und habe das Gefühl versagt zu haben. Am schlimmsten sind aber die Flashbacks." ich drehte den Kopf in Ihre Richtung um zu sehen, wie sie darauf reagierte "Realitätsverlust ist häufig. Einhergehend mit den Halluzinationen und Alpträumen..." Sie fuhr sich durch die Haare und sah aus dem Fenster. Währenddessen schien sie nachzudenken, denn ihr Blick wurde starr und fern. Als sie wieder zu mir sah, war ihr Blick genauso wach wie vorher auch. Sie schien darauf zu warten, dass ich weiter sprach. "Phantomschmerzen, Kopfschmerzen, schmerzen oder ein Druckgefühl in der Brust." Zählte ich nachdenklich auf. Sie nickte interessiert während ihre Schulter langen Haare über der leeren Kaffeetasse hingen. Einen kurzen Moment lang war ich gefesselt von den leichten Bewegungen ihrer locken. So, dass es mich umso schlimmer traf, als plötzlich ein lautes rattern und schließlich zerspringendes Geschirr zu hören war, denn es versetzte mich schlagartig zurück zu meinem Konvoi in Afghanistan. Zurück in den Krieg...
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Some last words?
RomansaTiefe Schatten stellten die Augenringe dar, welche Folge von unzähligen schlaflosen Nächten waren. Augen, welche ihr letztes erblickt hatten und lange nicht mehr das Tor zu seiner von Finsternis umhüllten Seele waren, waren verschleiert und kalt. Se...