Just medals and scars

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Ich hab leider noch nicht ganz gepeilt wie man ein Kapitel an jemanden widmet. Also eben auf diesem Wege ;)

Dieses hier geht an SelectionGodness, JuliadeGlimes, Cori_nnaa und clarencehoho

Vielen Dank für die Kommentare und den Support ^^
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In diesem Moment brach meine Welt zusammen. Das hier und jetzt verschwand in dem damals und verlief wie wasserlösliche Farbe im Regen. Für mich kaum mehr greifbar...

Ich konnte wieder die Hitze und den feinen Sandstaub auf meiner Haut spüren. Ich konnte das verbrannte Gummi riechen, welches dazu diente Schlangen fern zu halten. So wie den unverkennbaren Geruch nach Schutt und Zerfall. Ich konnte sie spüren... Meine Waffe in der Hand und den Feldrucksack auf dem Rücken.

Wir hatten den Auftrag bekommen, jedes einzelne Haus auf feindliche Bewegungen abzusuchen. Meine Beine trugen mich durch die Seitenstraßen, mein Abteil hinter mir, als in der Ferne ein Schuss hallte. Ich gab meinen Männern das Zeichen in Deckung zu gehen und den Scharfschützen ausfindig zu machen. Red und Jones rannten geduckt ins Haus um eine höhere Stellung zu beziehen. "Funkt mal jemand Sierra Uniform 25 an! Ich brauch einen Report!" rief ich unserem Funker zu. Während dieser meinen Anweisungen folgte, positionierte ich mich neu und sah wie ein Mann auf einem der Dächer erschossen wurde. Anerkennend nickte ich kurz Richtung Ost-Fenster. "6 Uhr gesichert." erwiderte Jones, also sah ich zu unserem Funker und erkundigte mich nach der Lage. "Wir sind Umzinglt. Luftunterstützung angefordert." erwiderte dieser. Wir alle waren am rotieren während wir unter Beschuss standen.

Ich selbst legte die Waffe an und versuchte sie ins Visier zu nehmen. "Wo bist du, du Ratte.." murrte ich als ein weiterer Schuss fiel. Und dann noch einer und noch einer... Bis mir bewusst wurde, das wir ziemlich im Arsch waren...

Wie wir da raus gekommen sind aus diesem scheiß Kugelhagel? Keine Ahnung. Dieses kleine "unwichtige" Detail hatte mein Gehirn mit einem wundervollen Black Out verarbeitet. Das einzige woran ich mich erinnern konnte, war, dass mir im nachhinein 2 Kugeln entfernt wurden... Ich hatte immer noch die Narben und es waren nicht die einzigen.

Meine Hände umklammerten die  Tischplatte. Mein Herz schlug unregelmäßig und das Adrenalin rauschte wie so oft in meinen Ohren. Ich sah wie Damiana ihre Lippen bewegte, doch kein einziges Wort drang zu mir durch. Sie berührte mich kurz am Arm, was sich für mich wie ein Elektroschock anfühlte. Damit holte sie mich letztendlich zurück. Ich rutschte mit dem Stuhl so schnell zurück, dass dieser ein ätzendes quietschen von sich gab als er über den Boden glitt. Die hier anwesenden richteten ihre Augenpaare auf mich. Hektisch sah ich mich um, nach meiner imaginären Waffe tastend und die vermeintliche Gefahr suchend. Im Augenwinkel sah ich Damiana aufstehen und mich besorgt mustern. "Jason... Alles gut. Du bist Zuhause!" hörte ich die zierliche Frauenstimme neben mir, doch nahm sie nicht richtig wahr.

Kalter Schweiß trat mir wieder auf die Stirn als ich verzweifelt zum Ausgang hetzte und dabei eine Frau mit 2 Kaffeetassen in der Hand umrempelte, welche sich hinter mir lautstark beschwerte. Ich musste hier einfach raus! Ich hielt es nicht aus, die Wände kamen auf mich zu. Am liebsten wäre ich dem Kassierer an die Kehle gesprungen. Obwohl ich wusste, das solche Fehler passierten und nunmal Unfälle waren... Trotzdem.

Kaum draußen angekommen bekam ich schon etwas besser Luft, obgleich ich immer noch außer Atem an einer Laterne lehnte. Damiana kam wenig später hinterher und reichte mir ein paar Servietten, merkte ich erst da, dass ich den Kaffee der Frau größtenteils auf meinem Shirt hatte. Ich hatte noch nicht einmal den Schmerz des kochend heißen Getränks gespürt, so sehr war ich in meine Panikattake vertieft. "Danke." nuschelte ich, während ich versuchte mich ab zu trocknen.

"Kein Problem, geht's wieder?" fragte sie und reichte mir noch ein paar Servietten. "Ja, war wohl nur ne kleine Attacke." meinte ich schulterzuckend. Unterdessen runzelte sie nur die Stirn. "Klein? Das war bei dir klein? Will ich dann überhaupt wissen was groß ist?" ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, obwohl ich mir sicher war, dass sie das sowieso nie mit erleben würde. Ich schüttelte also lediglich den Kopf und sah zur Schule. "Wir müssen rüber, der Unterricht fängt gleich wieder an." meinte ich und setzte mich in Bewegung. Wenn auch meine Beine noch etwas zitterten. Damiana folgte mir sichtlich irritiert. Sie verstand offensichtlich nicht wie ich von 0 auf 100 schalten konnte. Und dann wieder von 100 sagen wir auf 10.

Der Grund dafür war einfach, dass ich nicht wollte, dass sie mit bekam worunter ich litt und wie sehr ich damit kämpfte. Weder sie noch jemand anderes. So sog ich das ganze also mit all meiner verbliebenen Kraft in mich und sperrte es tief in mir ein. Zumindest bis ich wieder allein war. Auf das niemand bemerkte, welcher Krieg in mir tobte. Auf das niemand bemerkte, welch leere Hülle ich geworden war. Lediglich bestehend aus Narben und Dienstverzeichen...

Some last words?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt