Kapitel 19

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P.O.V.: Cecilia Raison

Ich zog Bucky mit zu der großen Glasschiebetür in der sich unsere Silhouetten spiegelten. Meiner Meinung nach gaben wir ein gutes Paar ab. Das erste Mal schien Bucky wirklich wahrzunehmen wie hell und weitläufig die große Eingangshalle war. Tausend Augenpaare schienen uns auf unserem Weg zu verfolgen und ich konnte mir denken, was jeder Einzelne von ihnen dachte.
Halb vor Wut kochend, halb besorgt um einen ziemlich nervösen Bucky lief ich mit ihm direkt zu Furys Büro. Wieder öffnete ich die Tür ohne anzuklopfen „Dein neues Spielzeug ist da, Director", meldetet ich mich zuckersüß zu Wort. „Setzen Sie sich", kam die knappe Antwort. Mit straffen Schultern und kaltem Blick gehorchte Bucky Nicks Befehl. Ich strich ihm sanft beim Vorbeigehen über die Schulter, woraufhin er heftig zusammenzuckte. Fury tat so als hätte er nichts mitbekommen und widmete sich zunächst nur weiter dem Schriftstück vor ihm. „Entschuldige", hauchte Buck mir zu und sah mich verängstigt an. Im Großen und Ganzen wirkte er gerade so, wie ein aufgescheuchtes Reh, dass um jeden Preis vor dem bösen Wolf namens Nick Fury davonrennen wollte. Mich faszinierten vor allem meine komplizierten Reh-Gedankengänge daran.
Dass ich umso eine Uhrzeit zu so etwas fähig war...
„Also Mr. Barnes: Herzlich Willkommen bei S.H.I.E.L.D." Buckys kalte Augen fixierten Fury augenblicklich, den es recht wenig zu kümmern schien. „Nach ihrer Zeit bei HYDRA haben sie bestimmt einige nützliche Informationen für S.H.I.E.L.D.", ich warf Nick einen warnenden Blick zu, da Bucky die Hände zu Fäusten ballte, „doch muss das leider warten." Langsam lockerte sich Buckys Griff wieder. „Agent Raison wird Ihnen nämlich alles zeigen und ein wenig auf Sie achtgeben." Eine theatralische Pause sollte seine folgenden Worte untermalen und ich ahnte, dass das kein gutes Ende für mich nehmen würde. „Ihre beschützerische Seite haben Sie ja bereits kennengelernt." Sein wissender Blick ließ meinen Kopf rot wie eine Tomate anlaufen.
Er war tot. Ganz sicher tot...
Ich stand auf und lief zur Tür. „Kommst du?" Ohne Nick noch einmal anzusehen lief ich nach draußen. Bucky verabschiedete sich mit einem „Sir" von Nick und folgte mir dann.
„Also: Zuerst der langweilige oder der spannende Teil?", wandte ich mich freudiger zu ihm um. „Ähm, keine Ahnung... Der langweilige?" Ohne zu antworten lief ich los und wartete drauf das er mir folgte.
Der langweilige Teil waren im Grunde die Büros der hunderttausend Angestellten von S.H.I.E.L.D. Eines unordentlicher als das andere. Irgendwann kam es mir wie eine ewige Warteschlange vor der Eisdiele im Hochsommer vor. Das >Auf-den-Aufzug-warten< glich somit einer älteren Dame die versuchte die Zwei Cent Stücke von den Fünf Cent Stücken zu unterscheiden.
Einfach eeeeeeeewig...
Und dann war mit einem breiten Grinsen der Moment gekommen, indem es interessant wurde. „Jetzt zu den lustigen Programmpunkten des Tages: Die Spielzeuge von den Jungs." Ich führte ihn hinab in die unterirdischen Stockwerke der S.H.I.E.L.D. Zentrale. Neben den Trainingsräumen und dem Waffenlager, war hier unten auch das Labor für neue Entwicklungen.
Und da gab es immer was zu entdecken.
„Ceci? Schön dich mal wieder hier unten zu sehen!", grüßte mich freudig eine mir wohlbekannte Stimme. In Buckys Gesicht stand die Frage praktisch geschrieben: Ceci? „Fürs Protokoll: Lab ist der Einzige der mich so nennen darf." „Ich glaube deine Begleitung fragt sich eher, wer ich den bin und ich warte übrigens auch darauf, dass du uns einander vorstellst", warf Lab ein.
Okay... Gut... Vielleicht hat sich Bucky auch das gefragt...
„Larry das ist James Buchanan Barnes aka Winter Soldier, Bucky das ist Larry Gwent aka Lab und Leiter unseres Forschungs- oder auch Entwicklungslabors." Ein freudiges Glänzen begann in Larrys moosgrünen Augen zu glitzern.
In Gedanken versunken und stumm Bucky anhimmelnd strich sich Lab eine seiner schwarzen Zottellocken aus der Stirn. „Einfach nur Bucky", meinte dieser leise und begann Lab neugierig zu mustern. „Lab du könntest ihm vielleicht wegen seinem Arm helfen." Keine Reaktion. „Lab? LAB?!" „J... Ja Ceci?" Anscheinend hatte ich sein Gedankenparadies gerade zusammen geschrien. „Kannst du ihm mit seinem Metallarm helfen?" Labs Blick glitt verdutzt von mir zu Buckys Arm. Ich konnte förmlich zusehen wie das Gesagte in Labs Verstand sickerte. Als es anscheinend die Hirnrinde durchsickert hatte straffte Lab seinen weißen Kittel und richtete seine schwarze Brille. „Ja natürlich. Kommt mit." Er lief voran und wir folgten. Bucky machte bei all den Erfindungen und Spielzeugen ziemlich große Augen, was mir ein Lächeln ins Gesicht trieb. Es war schön ihn nicht nur angespannt zu sehen. Larry wies ihn an sich auf eine Liege zu setzten und begann dann fachmännisch seinen Arm zu begutachten. „Wer auch immer das war, wusste wohin er zielen musste." „Der Arm kommt aber schon wieder in Ordnung oder? Also auch die Feinmotorik? Du kriegst das doch sicherlich wieder hin?" Larry ließ von Buckys Arm ab und widmete sich wieder mir. „Ich kenn dich nun schon gut zwölf Jahre Ceci und wenn du mir auf die Tour kommst, dann hast du für gewöhnlich was angestellt." Sein mahnender Blick tat ich mit schmollendem Arme verschränken ab. „Sie hat mir ein Messer hineingerammt", meldete sich Bucky zu Wort. Lab schüttelte lachend den Kopf. „Klingt ganz nach dir, Ceci. Keine Sorge: In zwei, drei Stunden ist alles wieder wie vorher." Ich atmete erleichtert aus und sah dann lächelnd zu Bucky. „Wäre echt praktisch ihn wieder ganz bewegen zu können", meinte Buck grinsend und sah zu mir. „Tut euch keinen Zwang an, ich hol mir in der Zwischenzeit mal einen Kaffee."
Es dauerte keine zwei Minuten bis ich meinen Kaffee hatte und wieder auf dem Weg zurück war, doch musste ich geschockt feststellen, dass zwei Minuten beim Winter Soldier ausreichten um ihn an den Rand eines Zusammenbruchs zu treiben.
Bucky zitterte am ganzen Körper. Die Liege umgestoßen, Lab und die anderen in Deckung. Mir rutschte beinahe mein Kaffee aus der Hand, als Bucky mit diesem distanzierten, gequälten Blick zu mir hinübersah. Sofort ließ ich den Kaffee fallen und rannte zu ihm. „Hey beruhig dich. Du bist in Sicherheit. Ganz ruhig", sprach ich sanft auf ihn ein und nahm ihn vorsichtig in den Arm. „Dir kann nichts passieren. Ich pass auf dich auf." Bucky atmete zitternd aus und vergrub sein Gesicht in meinen Armen. „Was war los?", fragte ich sanft als er ruhiger wurde. „I... Ich hab mich erinnert", flüsterte er eingeschüchtert. Wieder kam in mir diese unbändige Wut HYDRA gegenüber auf.
Wie konnten sie ihm nur so etwas antun?!
„Bucky was war los? Erzähls mir." Er kam meiner Aufforderung mit einem verängstigten Kopfschütteln nach und vergrub sich enger in meinen Armen. „Ich will dir nicht weh tun." Ich seufzte leise und zwang ihn dazu mich anzusehen. Glaubte er das wirklich? „Du wirst mir nicht weh tun. Und weißt du auch warum? Weil das nicht mal der Winter Soldier kann", sprach ich beruhigend auf ihn ein und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Sein unsicherer Blick musterte mich skeptisch, ehe das Lächeln zaghaft erwiderte. „Also?" Sein Lächeln verschwand wieder, während sein Blick gen Boden sank. „Du bist nicht die erste die meinen Arm ausgeschaltet hat", begann er leise. „Und... naja... die bei HYDRA waren nie vorsichtig und..." Seine zitternde Stimme brach nun völlig. „Und was, Bucky?" Meine Hand Schlich sich vorsichtig an seine Wange und zwang ihn dazu mich anzusehen. „Ich spür doch alles wie bei meinem anderen Arm." Nur langsam verstand ich was er da sagte. Er spürte alles? Das hieß dann auch, dass das wie eine Verletzung für ihn war nur das er nicht verbluten konnte. „Um Gottes willen! Wieso hast du das denn nicht vorher gesagt?!" Er sah schuldbewusst zu Boden und sofort bereute ich was ich gesagt hatte.
„Hey weißt du was? Wir passen auf. Ich passe auf. Du wirst keine Schmerzen mehr haben. Versprochen." Er nickte schwach und versuchte gebrochen mein Lächeln zu erwidern.
„Und jetzt kommst du mit nach da drüben und lässt Lab deinen Arm wieder in Ordnung bringen." Er hob sein Blick wieder und sah sich unsicher um. Nach und nach kamen alle wieder aus ihren Verstecken und begannen Bucky halb panisch, halb geschockt zu mustern. Sein Blick wurde daraufhin traurig. Trauriger als je zuvor und das versetzte meinem Herzen wieder einen Stich. So langsam hatte ich das Gefühl das eine Voodoo Puppe den Platz in meiner Brust ausfüllte. Sachte nahm ich seine Hand in meine und sah ihn an. Er sollte nicht so traurig sein, das wollte ich nicht.
Lab hatte schwer zu schlucken bevor er den Winter Soldier wieder ansprach. „Also Versuch 2.0, sehe ich das richtig?" „Ja genau Lab und diesmal bleibe ich dabei." Nachdem ich ausgesprochen hatte konnte man förmlich das erleichterte Seufzten der ganzen Abteilung vernehmen und alle schienen sich aus ihrer furchtsamen Starre zu lösen. Der Betrieb ging weiter, wie als wäre nie etwas gewesen. Verdutzt nahm ich Labs Aufforderung, ihm zu folgen, nur am Rande wahr. Zusammen mit Bucky liefen wir in einen kleinen Behandlungsraum nahe der Krankenstation. Dort setzte Bucky sich wieder auf die Liege, ich mich aber diesmal neben ihn. „Wieso hast du nichts gesagt?" „Ich hab's bisher doch auch immer ausgehalten", entgegnete er kleinlaut. „Bucky, du musst es jetzt nie wieder aushalten. Ich sorg jetzt dafür das es dir gut geht." „Versprochen?", hauchte er und sah mich wieder so zu tiefst traurig an. „Versprochen." Sanft strich ich ihm einige wilden Strähnen aus dem Gesicht, ehe ich aufstand und eine Spritze aufzog. Seine panischen Blicke folgten mir, bis ich wieder neben ihm saß. „Hey das sind Schmerzmittel, ja? Also entspann dich", meinte ich aufmunternd und nahm seine Hand in meine. Zögerlich legte er mir seinen Arm auf den Schoß, woraufhin ich beschloss ihm das Schmerzmittel zu verabreichen, bevor er sich es wieder anders überlegte.
„Und? War das jetzt so schlimm?", fragte ich aufmunternd. Bucky schüttelte lächelnd den Kopf und sah mich an. Solange bis Lab sich seinem Arm widmete. Sofort fuhr Bucky heftig zusammen und rutschte näher zu mir. Ich verschränkte unsere Finger ineinander und drückte leicht seine Hand. „Es ist alles gut. Beruhig dich." Nach und nach entspannte sich Bucky bei meinen ruhigen Worten wieder. Seine skeptischen Blicke verfolgten misstrauisch jede von Labs Bewegungen.
Irgendwann beschloss ich das ihm vielleicht ein wenig Ablenkung guttun würde.
„Was ist eigentlich dein Lieblingsessen?" Zuerst sah mich Lab, dann Bucky verwundert an. „Ähm... Keine Ahnung", entgegnet er leise. „Wie keine Ahnung? Früher musst du doch auch ein Lieblingsessen gehabt haben?"
Okay war vielleicht eine doofe Idee von mir, ihn zur Ablenkung nach seiner Vergangenheit zu fragen, aber manchmal hatte ich's einfach drauf.
Ich biss mir beschämt auf die Zunge und wollte ihm schon sagen das es mir leid tut und ich eine dumme Idiotin bin, bevor unverhofft doch noch eine Antwort kam.
„Ich glaube ich mochte Kartoffelsuppe." Ich fing an breit zu lächeln und drückte leicht seine Hand. „Sollen wir dann heute Abend ausprobieren ob du sie wirklich magst?", fragte ich lächelnd und sah ihn an. Er erwiderte lächelnd meinen Blick. „Gerne."
„So ihr beiden, das war's", riss uns Lab aus unserem Gespräch. Mein Blick flog zu Buckys Arm, der bis auf eine Politur wieder aussah wie vorher. „Versuch ihn mal zu bewegen." Auf Labs Geheiß hin stellten Bucky und ich fest, dass der Arm wieder eiwandfrei funktionierte. Auf Buckys Gesicht stahl sich ein breites Lächeln. „Danke." Ich konnte mir ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen, da Lab wie ein Honigkuchenpferd vor Stolz über beide Ohren grinste. „Falls mal wieder etwas sein sollte oder du mal ein Upgrade brauchst, komm einfach vorbei." In Buckys Gesicht stand förmlich geschrieben, dass er sich fragte was ein Upgrade ist, woraufhin ich anfing zu lachen und ihn in den Arm nahm. „Komm einfach immer vorbei wenn was sein sollte. Hier bist du willkommen", tat Lab das Ganze lächelnd ab.
Ich konnte nur ahnen wie viel das Bucky bedeutete.

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Hey ihr Lieben,
Ihr musstet lange auf dieses Kapitel warten, doch dafür ist es eines der längsten geworden^^
Wie immer hoffe ich es gefällt euch und ihr vergesst nicht auf den Sternchen-Button zu drücken und hinterlasst vielleicht den einen oder anderen Kommi.

Eure Bea

Soul of Retribution ~ Cap/Bucky FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt