Kapitel 4

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There are wounds that never show on the body that are deeper and more hurtful than anything that bleeds.

- Laurell K. Hamilton

***

Den anstrengenden Teil des Tages hatte ich hinter mir, jetzt kam zwar der körperlich anstrengendere Abschnitt, doch seelisch tat dieser mir nur gut.

Ich konnte tanzen ! Jede Woche blieb ich drei Tage länger in der Schule.Zunächst hatte ich mich dagegen gesträubt. Ich tanzte lieber für mich und man hatte ja gesehen was es mir brachte seit ich Anfang des Junior Jahres hier in der Schule tanzte.

Jeder kannte mich. Davor konnte ich einfach unerkannt durch die Schule geistern. Nun meinte jeder mich anglotzen zu müssen.

Es gab nur einen Grund, warum ich hier jede Woche noch weitere Stunden ab saß (naja eher tanzte).

Unsere High School war Sport orientiert, insbesondere aufs Football und vor allem auf das Tanzen, doch teilweise auch aufs Cheerleading.

Die besten Spieler des Footballteams hatten die Chance auf ein Stipendium und für uns gab es am Ende des Senior Jahres einen Tanzwettbewerb,wo die beste Tänzerin einen Platz an den berühmtesten Tanzkompanien des Landes und teilweise sogar international, angeboten bekamen.

Ich wäre dumm wenn ich diese Chance nicht nutzen würde. Tanzen war das was ich machen wollte. Ja womit ich vorhatte mein Geld zu verdienen!Doch das Business war hart, deshalb war dies die einzige Möglichkeit.

Mit der Sporttasche über der Schulter ging ich zu einem der beiden Nebentracks, wo sich die Tanzstudios befanden.

Ich kam an unserem großen Footballfeld an, welches an zwei Seiten große Tribünen säumten. In etwa einer Stunde müsste hier das Footballtraining, gleichzeitig mit unserem starten.

Shawn würde auch da sein, ob ihm unserer Gespräch genauso im Gedächtnis geblieben war, wie mir?

Ich schüttelte den Kopf, ach was denke ich da und warum zur Hölle machte ich mir fast 4 Stunden später immer noch Gedanken darüber?

Ich stellte meine Sporttasche auf die Bank, der rechten Seite des kleinen Tanzraumes. Unsere Schule besaß einen großen Saal, wo Gruppen Choreografien eingeübt und Aufführungen veranstaltet werden konnten, um einzeln zu trainieren allerdings auch fünf zusätzliche kleine Studios.

In einem von dieses befand ich mich gerade unerlaubterweise, da ich eigentlich noch 40 Minuten Zeit hatte, ehe das Training begann und wir ihn außerhalb der zwei Stunden oder ohne der ausdrücklichen Erlaubnis eines Lehrers, nicht betreten durften.

Ich wusste allerdings wo sich der Schlüssel befand und so stieg ich einfach ins Lehrerzimmer ein, da die meistens Lehrer erst kurz vorder Tanzstunde erschien und ich so oft unbemerkt blieb.

Und nun stand ich hier, mit kurzer Sportkleidung und Barfuß und saugte die Musik in mich auf.

Zum Glück waren die Räume Schallgedämpft, sodass man fast nichts davon draußen mitbekam.

Nach einem kurzen Warm Up, startete ich ein neues Lied. Ich kannte es nicht, doch es hatte einen schönen Rhythmus.

Einige Sekunden stand ich in der Mitte, fühlte die Musik und wartete bis mein Körper sich von allein bewegte.

Ich tanzte nicht nach einer besonderen Choreografie oder Style ich tanzte einfach so wie ich es auch zu Hause tat, wenn mich keiner sah und packte meine ganze Verwirrung die Shawns Worte in mir auslösten,genauso wie die Enttäuschung und Wut auf meinen Vater hinein.

Die Augen hatte ich ich geschlossen, mittlerweile kannte ich den Raum gut genug um zu wissen wo ich mich befand.

Ich sprang durch die Luft, meine Haare flogen um mich herum und im nächsten Moment rollte ich über den Boden.
Ich Verband Hip Hop mit Ballett und merkte nicht wie die Lieder wechselten.

Es war mir egal, ich tanzte, das brauchte ich jetzt. Alles andere blendete ich aus.

Doch irgendwann brannte meine Lunge, Arme und Beine wurden schwer, langsam wurde mir schwindelig. Mein Körper konnte nicht mehr.

Ich hielt inne, spürte den Schmerz und die Erschöpfung meines Körpers,doch ich war zufrieden, der Schmerz half mir das Chaos zuordnen.

Nach einem kurzen Moment der Gedankenfindung schlug ich die Augen auf, zunächst konnte ich durch das helle Licht, welches in meinen Augen brannte, nichts erkennen.

Doch dann sah ich in den Spiegel und erschrak heftig. Ich war nicht allein im Raum, in der Tür standen Mrs. Morgan meine Tanzlehrerin und ...Shawn.
Beide mit fassungslosem Gesichtsausdruck und mit geöffneten Mund.

Wäre ich nicht total fertig und schockiert gewesen, hätte ich wahrscheinlich über den Anblick gelacht.

"Was...Wie lange steht ihr hier schon?", stotterte ich, immer noch nach Atem ringend, fassungslos. Dieser Tanz war so intim und emotional gewesen, wie seit langem keiner und solche tanzte ich Gewöhnlich nur und ausschließlich nur für mich selbst.

"Ich seit fast", er hielt kurz inne und schaute auf seine Uhr, "einer halben Stunde und Mrs. Morgan vielleicht seit drei Minuten, da eurer Training gleich anfängt" erklärte er immer noch komplett Fassungslos.

Oh Gott, Panik machte sich in mir Breit, Shawn hatte mir die ganze Zeit zu gesehen, wie ich mir knapp bekleidet die Seele aus dem Leib getanzt hatte. Sicherlich war es nicht perfekt, aber trotzdem der beste Tanz den ich seit langem improvisiert hatte.

Erst jetzt bemerkte ich die anderen Mädchen die ebenfalls hineinblickten und aufgeregt tuschelten.

Ich fühlte mich auf einmal so nackt und verletzlich sowohl innerlich als auch äußerlich, vor allem vor Shawn, die anderen hatten ja nicht so viel mitbekommen.

"Der Tanz, war unglaublich schön, so unfassbar gut habe ich noch nie jemandem Tanzen sehen... Oh Gott, Oh Gott, wenn man bedenkt das er komplett improvisiert war und du laut Shawn mehr als eine halbe Stunde am Stück zu verschiedener Musik getanzt hast !
Und diese Emotionen, deine geschlossenen Augen, deine Beine und Arme und..",sprudelte es aus Mrs. Morgan, die mich mit leuchtenden Augen ansah, hinaus.

Ich unterbrach sie allerdings leise und wurde immer lautet: "Halten Sie bitte einfach die Klappe!"

Ich hyperventiliert, das alles war heute etwas zu viel für mich, der öffentliche Streit mit Shawn nach der Ignoranz meines Vaters am Vorabend, das folgende Gespräch und jetzt der Tanz, der all meine verbliebene körperliche Energie vernichtet hatte.

"Seid einfach alle leise !", schrie ich und jetzt waren auch die letzten Still.

Ich musste komplett durchgedreht aussehen, als ich da stand mit meinen, durch die Anstrengung, zerzausten Locken und irren grauen Augen die hektisch von Gesicht zu Gesicht huschten ohne auch nur eins richtig anzuschauen.

Ich kannte diese Reaktion. In der ersten Zeit hatte ich sie fast täglich, doch mit der Zeit wurden sie seltener. Panikattacken.

Ich hatte nie jemanden der mir bei so etwas geholfen hatte und so hatte ich sie immer allein bewältigen müssen.

Meistens tanzte ich um sie zu vergessen.

Am Rande meines Blickfeldes bemerkte ich das Mrs. Morgan, die die Situation in der ich mich befand wohl realisiert hatte, die glotzende Schüler Menge vertrieb, Shawn ihr etwas ins Ohr flüsterte, sie nickte und ebenfalls den Raum verließ.

Wollte sie mich eigentlich verarschen ?

Ich war allein in einem Raum, in mitten in einer Panikattacke zusammen mit Shawn der Person aus der Schule, die ich wohl am meisten hasste.

The UnknownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt