Kapitel 25

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Sie wartete, bis sie niemand mehr beobachtete und sprang dann federleicht von der Hollywoodschaukel auf, um um die nächste Ecke zu verschwinden. ,,Wir machen das zusammen", hörte sie Tschiller noch in sein Handy sagen, ehe sie endgültig weglief.

,,Wo ist Rasul?", fragte Vlad, als Leyla zurückkam. ,,Tot", antwortete sie schlicht. ,,Er oder Tschiller, einen musste es treffen und Tschiller brauchen wir noch." Vlad nickte. ,,Was ist passiert?" ,,Der Hinweis stimmte. In der Lagerhalle waren allerhand Waffen und Munition. Die Polizei wusste anscheinend auch davon, jedenfalls waren sie auch da. Einer saß im Transporter fest, Tschillers Kollege, und Rasul hat Tschiller gewürgt. Ich habe ihn erschossen." ,,Du... Waas?", Vlad war überrascht. ,,Hast du vorher schon jemanden angeknallt?" Leyla sah ihn vernichtend an. ,,Nein, verdammt und dieses Thema ist hier auch beendet! Wir müssen Tschillers Tochter finden!" Vlad reagierte unbeeindruckt. ,,Weil die hier auch sitzt und auf uns wartet, Leyla! Hamburg ist groß, wo willst du anfangen?" Sie lächelte gewinnend. ,,Bei Lubo." ,,Bei wem?" ,,Lubo. Geht auf ihre Schule, hat eine Schwester, die Susanna heißt. Na los, such mal danach, so viele wird es davon nicht geben!" Vlad widmete sich seinem Computer und hatte nach kurzer Zeit die Adresse des Jungen herausgefunden. ,,Und jetzt?" ,,Jetzt fahren wir hin, du Idiot. Tschillers Tochter soll bei ihm sein und Tschiller selbst will da später mit seiner Exfrau hinfahren und sie abholen. Firats Auftrag war, beide in unsere Gewalt zu bringen und damit er uns weiterhin vertraut, müssen wir das auch tun."
Sie parkten etwas abseits und machten sich dann auf den Weg. Der eigentliche Plan war, zu warten, bis Tschiller ankam und ihn dann zu überlisten, jedoch hatte Vlad sich kurzerhand anders entschieden und stürmte die Wohnung, um Lubo dann mit einem gezielten Schuss in den Kopf außer Gefecht zu setzen. ,,War das echt nötig? Den Frauen soll nichts passieren, wir brauchen auch kein psychisches Wrack, verdammt!", zischte sie. Als sie Geräusche hörten, versteckten sich beide. Der Schrei, den Lenny von sich gab, als sie Lubo sah, war markerschütternd. Es dauerte nicht lange, bis Tschiller auftauchte, Lennys Schreie waren derweil in ein Schluchzen übergegangen. ,,Lenny!", rief er, als er sie fand, ,,was ist denn passiert?" Seine Exfrau hielt sich in Hintergrund und sah sich vorsichtig um. Bevor Lenny ihrem Vater allerdings eine Antwort geben konnte, schlug Vlad ihn mit einem Baseballschläger für eine Weile ko. Lennys Mutter zog ihre Tochter an sich, während Leyla ihre Waffe auf den bewusstlosen Polizisten hielt. Sie wollte nicht schießen, sie musste nur sichergehen, dass er nicht plötzlich aufwachte, seine Frauen mit sich nahm und davonkam. ,,Bitte! Ich gebe Ihnen mehr, als jedes Kopfgeld!", flehte die Frau, die ihre Tochter gerade eben noch aufrecht halten konnte, so geschafft war diese. Langsam drehte Leyla sich zu den beiden um. ,,Mitkommen", befahl sie. Vlad trat hinter sie, sodass sie noch bedrohlicher wirkte. ,,Ihr geht mit zum Auto, ohne Geschrei. Sonst gibt es Kontakt mit der da", ergänzte Vlad und zeigte auf Leylas Pistole. Die Frauen gehorchten und gingen vor den anderen zum Auto. Genau in dem Moment rief Firat an. ,,Hast du sie?" ,,Natürlich. Beide. Zweifelst du etwa?" ,,Wie könnte ich? Pass auf, dass sie nicht geortet werden können! Bring sie auf das Schiff, das dich hergebracht hat." ,,Wo liegt das?" Er gab ihr den Lageplan und die Kabinennummer durch und legte auf. ,,Handys", forderte sie an die Frauen gewandt, die Pistole unterstützend in der Hand. Lenny drückte ihr ihr Smartphone in die Hand, während ihre Mutter beteuerte, ihr Handy in der Firma vergessen zu haben. Leyla ließ sie zur Sicherheit die Taschen leeren und tastete sie kurz ab. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie nicht belogen wurde, wies sie Vlad an, kurz an einer Halle stehen zu bleiben. ,,Du kommst mit mir. Dir passiert nichts, deine Mutter kann uns auch sehen. Los!" Lenny gehorchte und folgte Leyla. ,,Was willst du?", fragte sie, als Leyla stehen blieb. ,,Dich filmen. Ein kleines Video für deinen Papa. Sag ihm, dass er nicht nach euch suchen soll. Ansonsten trifft die Kugel erst deine Mutter und dann dich, kapiert?" Tränen stiegen in Lennys Augen. ,,Das würdet ihr nicht tun!" ,,Willst du das herausfordern?" Leylas Ton war emotionslos, obwohl in ihrem Inneren die Gefühle tobten. Es fiel ihr unglaublich schwer, das Mädchen anzulügen, aber Tschiller durfte nicht zu früh auftauchen. So oft war sie kalt gewesen, doch jetzt musste sie sich zusammenreißen, um die Fassade zu wahren. Dieser Auftrag war anders, ganz anders als alle vorherigen. Nachdem sie das Video bekommen hatte, gingen beide wieder zum Auto. ,,Lass mich mit beiden am Schiff raus, Akim ist schon dort. Vergrab du das Handy am abgemachten Fleck", flüsterte sie Vlad zu. Dieser nickte und fuhr wieder los. Am Schiff angekommen, warteten Akim und die anderen Männer tatsächlich bereits und nahmen die Frauen in Empfang. ,,Ihr kennt den Auftrag, also los", herrschte sie die Männer an. Diese packten sich jeweils eine Geisel und die anderen begleiteten den Zug, nur um sicher zu gehen. Leyla wartete etwas, ehe auch sie das ihr verhasste Schiff betrat. Sie hatte sich geschworen, es nie wieder zu betreten, und doch stand sie wieder hier. Weil Firat es wollte. Sie rief diesen an, um ihm mitzuteilen, dass beide Geiseln an Bord sind und alles nach Plan verlaufen war. Er legte auf und mit einem Seufzen machte sie sich auf die Suche nach etwas, auf dem sie wenigstens für ein paar Stunden Ruhe finden könnte. In einem Raum lag eine Matratze auf dem Fußboden, auf welche sie sich müde sinken ließ und die Augen schloss.

Sie nannten mich EisprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt