Kapitel 30

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Im Flur begegnete Leyla einem der Männer, die sich eher im Hintergrund hielten. Er war auf dem Weg in den Maschinenraum. ,,Schichtwechsel", rief er, als er Leylas Blick bemerkte und die Tür öffnete. Ein anderer Mann schien bereits darauf gewartet zu haben und tauschte mit ihm. ,,Im Aufenthaltsraum gibt es was zu essen. Auch für dich, Leyla", sagte der erste Mann noch, ehe er sich konzentriert seiner Arbeit widmete. Schnell ging Leyla weiter, sie hatte wenig Lust, begleitet zu werden. ,,Ja, dann morgen. Was dauert denn da so lange? ....Achso... Meld dich!" Vlad legte auf und pfefferte das Telefon auf den Tisch. ,,Was ist los?", fragte Leyla und griff nach einer Imbiss-Box, die sie öffnete, als sie saß. Ein asiatisch aussehendes Gericht kam zum Vorschein. ,,Das ist gut, guck nicht so skeptisch." Akim schien von ihrem misstrauischen Blick fast schon beleidigt zu sein. ,,Ist ja gut. Wer hat angerufen?" Sie schob sich den ersten Löffel in den Mund. Es schmeckte wirklich gut und war sogar noch warm. ,,Firat. Die Route wird erst morgen besprochen." Erstaunt weiteten sich ihre Augen. ,,Wie bitte? Warum das denn?" Vlad zuckte mit den Schultern. ,,Sie haben wohl Angst, dass irgendwer nicht dichthält und sind deshalb extrem vorsichtig." Langsam nickte Leyla. ,,Verständlich. Bringt ihnen am Ende ber auch nichts. Oder eürdest du dichthalten, wenn die Leben deiner Frau und Tochter davon abhängen würden?" Er schüttelte den Kopf. ,,Vermutlich nicht. Es ist schon erstaunlich, dass Nick es geschafft hat, mit auf den Transport zu kommen. Revenbrook scheint sich viel von ihm zu versprechen." ,,Der verspricht sich so einiges", grummelte Leyla, bevor sie weiter aß.
Der nächste Tag verlief relativ ruhig. Immer wieder begab Leyla sich unnauffällig an Deck, da sie dieser Ruhe nicht traute und das Gefühl nicht loswurde, dass irgendwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Doch jedes Mal, wenn sie sich im Hafen umsah, bit sich ihr das gleiche verschlafene Bild in eintönigem Grau, das so typisch für Hamburg war. Sie hoffte so sehr, dass alles gut gehen würde und sie endlich mit dem Ganzen abschließen könnte. Es musste einfach funktionieren! Sie ahnte noch nicht, was Nick derweil plante.
,,Wo ist das Essen für die Frauen?", fragte Leyla kühl, als sie zu den Männern stieß, die sich gerade an das Abendessen machten. ,,Akim bringt es ihnen gerade." Genau in dem Moment stieß Akim zu ihnen. ,,Sie sind versorgt. Es ist auch genug Wasser da." Leyla nickte. ,,Sehr gut. Was habt ihr denn heute geholt?" ,,Nudeln. Zum Teil mit Käse überbacken, hier." Eine dampfende Aluschale wurde vor Leyla geschoben. Hungrig öffnete sie diese und sog den herrlichen Duft von Käse und Nudeln ein. ,,Wissen wir schon was zur Route?", fragte sie nach einer Weile. Wie auch an den Abenden vorher schmeckte das Essen überraschend gut und sie fragte sich, seit wann Hamburg so gute günstige Schnellrestaurants besaß. ,,Nein, noch nicht. Aber wenn Firat anruft, sind wir vorbereitet. Wir haben eine Karte mit dem Teil bis zur Autobahn dort hinten liegen und können dann genau nachvollziehen, was wo passieren soll." ,,Und die ganzen Spielzeugautos?" ,,Das sind verschiedene Polizeiauto-Typen. Zu jedem gibt es eine Beschreibung mit Grundausstattung und ähnlichem. Damit wir wissen, worauf wir uns einstellen müssen." Anerkennend sah Leyla den Mann an. Er hatte eine Glatze und trug eine Brille mit einem schwarzen Glas. So viel Mitdenken hatte sie ihren Männern nicht zugetraut und war daher positiv überrascht. Als das Telefon klingelte, verschluckte sie sich beinahe, so sehr erschrak sie. ,,Ja? .... Aha, in Ordnung. Wir wissen noch nichts. ... Gut, wir leiteb das dann weiter." Vlad legte auf und starrte in eine runde gespannter Gesichter. ,,Das war die russische Mafia. Die Transporteinheit hat sich vorhin getroffen und gerade wurden die ersten Männer auf dem Heimweg gesichtet. Es kann also nicht mehr lange dauern, bis Nick bei Firat anruft und er uns dann informiert." Alle nickten und widmeten sich dann wieder dem Essen. Leyla wurde von einem Gedanken geplagt, der ihr das Essen schwer im Magen liegen ließ. ,,Wenn sie so besorgt um einen Maulwurf sind, warum gehen die einzelnen Männer dann ganz entspannt wieder nach Hause, so dass sie jeder sehen kann? Wäre es nicht intelligenter, sie zu beobachten? So könnte doch jeder etwas ausplaudern." Vlad sah sie nachdenklich an. ,,Worauf willst du hinaus?" ,,Haben wir nicht vielleicht irgendwas übersehen? Das ist immerhin die Polizei und für die ist der Transport alles andere als unwichtig. Die können doch unmöglich so unvorsichtig sein." ,,Du meinst, sie ändern den Plan, ohne irgendwem davon zu erzählen?" Sie zuckte mit den Schultern. ,,Ich weiß es nicht. Möglich wäre es doch oder? Bleibt  zu hoffen, dass Nick die richtige Information weiterleitet." Das restliche Essen verlief schweigend, da jeder seinen Gedanken nachhing. Akim verteilte Joghurts an die Runde und legte Löffel auf den Tisch. ,,Die gabs dazu. Keine Ahnung, warum", erklärte er, als er die irritierten Blicke der Anderen bemerkte. Nachdem auch diese verspeißt waren, verschwnad er noch einmal zu Isabella und Lenny. ,,Ich bringe denen auch noch einen Joghurt." Angespannt saßen alle im Raum und warteten darauf, dass das Telefon klingelte. Nach gefühlten Ewigkeiten, machte es sich tatsächlich bemerkbar. ,,Das ist Firats Nummer. Jetzt wird es ernst", murmelte Vlad, ehe er das Gespräch entgegen nahm.

Sie nannten mich EisprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt