Kapitel 28

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,,Du weißt ja noch, was ich von dir verlangt habe, oder?", schnaufte er. Sie nickte. ,,Sehr gut. Dann kannst du ja direkt anfangen. Zieh mich aus!" Ihr Augen weiteten sich und sie versuchte, die Abscheu zu verdrängen, die in ihr aufkam. 'Du schaffst das. Stell dir einfach vor, es wäre einer deiner ehemaligen Freier.' Sie atmete kurz durch, ehe sie ein süffisantes Lächeln aufsetzte und die wenigen Schritte auf Firat zu ging. ,,So willst du das also...", hauchte sie so verführerisch, wie es ihr möglich war. Langsam öffnete sie seine Hemdknöpfe und ließ ihre Finger über seine Brust wandern. Sie hatte es geschafft, ihre Gedanken abzuschalten, spulte nur ein Programm ab, funktionierte. Damals war das für sie der einzige Weg gewesen, im Bordell nicht verrückt zu werden. Nachdem der letzte Freier gegangen war, hatte sie das Zimmer wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht und sich danach lange geduscht, um das benutzte, schmutzige Gefühl loszuwerden. Oftmals war sie danach bei Corinna gewesen oder diese hatte sich zu ihr gesellt und sie hatten sich gegenseitig Trost gespendet. In diesem Fall müsste sie nun überlegen, bei wem sie später Trost suchen konnte. Nachdem Firats Hemd komplett aufgeknöpft war, striff sie es ihm von den Schultern, ihr Kopf war dabei immer nah an seinem Körper und sie begann, sich an seinem Hals zu schaffen zu machen. Er reagierte sofort. Immer häufiger stöhnte er unter ihren Streicheleinheiten und kleinen Küssen auf. ,,Du weißt wirklich, wie du einen Mann zu behandeln hast", flüsterte er erregt. Bevor sie auch nur ansatzweise Zeit hatte, darauf zu reagieren, hob er sie hoch und verfrachtete sie auf einen Tisch, der mitten im Raum stand. ,,Du weißt nicht, wie lange ich darauf gewartet habe, dich endlich wieder unter mir zu sehen", hauchte er ihr ins Ohr, woraufhin es ihr eiskalt den Rücken hinunter lief und sie sich anspannte. Bevor sie sich wieder fangen und entspannen konnte, hatte er sich bereits seine Hose ausgezogen und ihr das Höschen abgestreift. Er zog sie an die Tischkante und drang ohne Vorwarnung hart in sie ein. Ihr entwich ein unterdrückter Schrei, den sie im letzten Moment als Stöhnen tarnte. Firat grinste zufrieden und machte unbeirrt im gleichen Tempo und der gleichen Härte weiter. Leyla wurde nun deutlich, dass sie nur zur Triebbefriedigung dort war. Während er immer lauter stöhnte und seinem Orgasmus näher kam, war es für sie einfach nur unangenehm und schmerzhaft. Trotzdem stöhnte sie bei jedem seiner Stöße auf, sie hatte nicht vergessen, dass sie mitspielen musste. Schließlich ergoss er sich in ihr und zog sich dann aus ihr zurück. Sie rutschte vom Tisch herunter und wollte sich gerade wieder anziehen, als er sie aufhielt. ,,Wer hat dir das erlaubt, hm? Woher willst du wissen, dass wir schon fertig sind?", zischte er. Erneut schluckte sie Hass und Ekel herunter und richtete sich wieder vor ihm auf. Mit einer flinken Bewegung öffnete er ihren BH und ließ diesen zu Boden fallen. Er begann wieder, sie zu küssen und ließ seine Hände zu ihren entblößten Brüsten wandern. Grob knetete er diese, was Leyla vor Schmerz aufschreien ließ. Unbeirrt machte er weiter und sie konnte spüren, wie sich bei ihm wieder etwas regte. Er hatte eine Hand in ihren Haaren vergraben. Mit dieser Hand packte er nun zu und schubste sie in Richtung des Tisches. Sie stieß unsanft dagegen, konnte sich aber nicht um den Schmerz kümmern, da er sie mit dem Bauch auf die Tischplatte drückte und nun von hinten in sie eindrang. Sie kniff die Augen zu und biss die Zähne zusammen. Sie wollte ihm nicht zeigen, dass sie am liebsten geweint hätte. Diesen Stolz hatte sie sich bewahrt.

Nachdem Firat sie endlich gehen lassen hatte, musste sie den Weg zum Schiff zu Fuß bewältigen. Vorsichtig und schleichend ging sie zum Hafen zurück, immer darauf Bedacht, möglichst wenig Menschen zu begegnen und kein großes Aufsehen zu erregen. Auf dem Hafengelände fing es plötzlich an, zu regnen. Anstatt das letzte Stück zu laufen, blieb sie stehen und hielt ihr Gesicht gen Himmel. Endlich konnte sie weinen, ohne dass es jemand merken würde. Den ganzen Weg über hatte sie es sich verkniffen, hatte die Schmerzen in ihrem Unterleib und das Gefühl seiner Hände auf ihrer Haut ignoriert und war weitergegangen. Doch in diesem Moment ließ sie das alles heraus. Sie versuchte, sich schnellstmöglich wieder zu beruhigen, aus Angst, dass sie jemand aus der Crew dort stehen sehen könnte. Vollkommen durchnässt kehrte sie also auf das Boot zurück und duschte sich in dem Badezimmer, das sie gefunden hatte, ab und zog sich um. Anschließend föhnte sie ihre Haare und machte sich auf den Weg zum Aufenthaltsraum. Vielleicht gab es Neuigkeiten für sie. Auf dem Weg dorthin vernahm sie plötzlich ein lautes Klopfen und Schreie. "Mach die Tür auf!" Lenny. Sie rief immer weiter und raubte Leyla damit den letzten Nerv. Schnellen Schrittes ging sie auf die Tür zu und öffnete diese. ,,Lassen Sie uns gehen! Lass uns gehen!", schrie Lenny weiter. Aus Verzweiflung und weil sie sich nicht anders zu helfen wusste, schlug Leyla ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Lenny taumelte zurück und Leyla wurde erst so richtig bewusst, was sie getan hatte. Wie oft hatte sie sich geschworen, nicht eines dieser Monster zu werden, dass irgendwelche Mädchen schlug, nur weil ihr Verhalten gerade nicht passte. Und jetzt war genau das passiert. Fassungslos starrte sie ihre Hand an, sah aber ruckartig auf, als sie den nächsten Schrei vernahm. ,,Lass mein Kind in Ruhe, du dämliche -", weiter kam Isabella nicht, denn Leyla hielt ihr ihre Waffe an den Kopf. Sie wollte das alles nicht, hatte sie nie. Doch im Moment sah sie keinen anderen Weg, als den, den sie gerade einschlug. Wie gerne würde sie sich bei Lenny entschuldigen, doch sie wusste, dass sie damit den Plan zerstörte. Aus einer inneren Eingabe heraus, zog sie ein Handy hervor und wählte die Rufnummer von Lennys Handy. Sie hatten diese herausgefunden und mitbekommen, dass Nick das Handy an sich genommen hatte. ,,Was tun Sie?", fragte Isabella. ,,Ich nicht. Ihr. Telefonieren mit Papa." Lenny riss ihr das Handy förmlich aus der Hand. ,,Kein Standort, keine Hilfe. Sonst kommt die zum Einsatz." Sie zeigte auf ihre Pistole. Beide Frauen nickten verängstigt. ,,Papa?", rief Lenny ins Telefon, als am anderen Ende jemand abnahm. ,,Hilf uns bitte! Bitte tu, was sie sagen." Nach einer kurzen Pause nahm Leyla ihr das Handy ab und reichte es Isabella. ,,Nick? Wir sind okay. Was wollen die von dir? Brauchst du Geld?" Leyla lauschte aufmerksam und ließ die Frauen nicht eine Sekunde aus den Augen. ,,Sie tragen keine Masken, Nick." Nach diesem Satz entriss sie auch Isabella das Handy und nahm es zurück an sich selbst. Die Pistole richtete sie dabei weiter auf die beiden Frauen, um versuchte Hilferufe zu unterbinden. ,,Das hat nichts zu bedeuten, übermorgen seid ihr da raus. Das verspreche ich euch. Ihr müsst nur durchhalten, bis übermorgen." Nicks Worte waren deutlich durch das Handy zu hören. Leyla verließ das Zimmer und legte auf. Sie hasste sich so sehr für diesen Schlag und dafür, dass sie die Frauen bedrohen musste. Sie hätte niemals geschossen, aber das konnten die beiden nicht wissen. Mit einem mulmigen Gefühl machte sie sich nun endlich auf den Weg zum Aufenthaltsraum.

Sie nannten mich EisprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt