15 - Caroline

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Die Woche strich so dahin und da Mae und Benji sich immer näher kamen, war er auch ständig in ihrer Etage und mit ihnen zusammen. Das führte natürlich auch dazu, dass Darren ständig in der Nähe von Ella herumlungerte.

Sie konnten sich beide aber wunderbar ignorieren, was sie die meiste Zeit über auch taten.

Ella war schon so im Gleichgültigkeitsmodus, dass sie fast gar nicht mitbekam, dass heute die jüngere Schwester von Benji, Carolin, bei ihnen vorbei kommen wollte. Es war nur für einen Tag und sie war anscheinend auf der Durchreise.

So gegen Mittag kam sie dann auch. Im Gegensatz zu Benji sah man ihr stärker an, dass sie ein Mischling war, denn ihre Haare waren viel heller und ihre Augen hatten keine allzu starke asiatische Form. Sie war nur einige Jahre jünger als Benji, also wahrscheinlich 22 oder 23, sehr lebhaft und schien auf den ersten Blick freundlich. Vor allem hatte sie aber ein besonderes Interesse an diesem düsteren Gesellen in ihrem Wohnheim.

Mae, Jenica und Linda waren kurz draußen etwas für das Abendessen einkaufen. In der Küche blieben nur vier Leute. Ella, die es sich auf der Couch gemütlich gemacht hatte und ihr Buch weiterlas, Carolin, Benji und Darren. Die beiden Herren saßen auf dem Sofa und spielten mit ihren Handys. Carolin saß zwischen ihnen und beobachtete dabei Darren die ganze Zeit über.

„Oh, du schreibst mit deiner kleinen Schwester." bemerkte sie nach einer Weile. Ella horchte auf. Dieser ungemütliche Geselle hatte eine kleine Schwester? Das arme Geschöpf, dachte sie sich.

„Grüß sie von mir." sagte sie weiter.

Darren antwortete ihr nicht.

„Sie ist so süß..."

Er ging immer noch nicht auf sie ein.

„Du schreibst voll schnell..."

Und dann gab er endlich eine Reaktion.

„Nein, nicht wirklich."

„Du hast viel Kontakt mit ihr, nicht wahr?"

„Sie ist meine Schwester."

„Ich will sie unbedingt mal wieder sehen. Grüß sie ganz lieb von mir."

„Hab ich gerade schon."

„Zeichnet sie immer noch? Sie hat so viel Talent! Ich hoffe sie hört damit nicht auf."

„Ja, es macht ihr viel Spaß."

„Du bist echt ein süßer Bruder, der sich so lieb um sie kümmert."

„Naja, ich kümmere mich um sie... Ob es immer lieb ist, dass kann ich nicht sagen."

„Also ich wüsste nicht, was an deinem Kümmern nicht liebevoll wäre. Ihr schreibt euch schon seit Stunden. Immer wenn ich meinem Bruder schreibe, dann antwortet er mit den kürzesten Worten, die er finden kann, und dafür braucht er dann auch noch Stunden, ja manchmal sogar Tage."

Benji musste sich nun lachend verteidigen.

„Ich denke viel zu schnell und viel und habe einfach keine Lust, alles abzutippen. Und deswegen bin ich oft schon bei einem anderen Gedanken und vergesse halt manchmal, dass ich aber noch nicht geantwortet hatte."

Ella mischte sich mit ein.

„Deine Offenheit und Bescheidenheit sollten alle Vorwürfe verblassen lassen."

„Nichts ist trügerischer als allzu laute Bescheidenheit." griff Darren ein und fuhr fort: „Meistens ist es Oberflächlichkeit oder indirekte Prahlerei."

„Und zu was ordnest du meine Bescheidenheit von eben ein?" wollte Benji wissen.

„Indirekte Prahlerei. Du bist stolz darauf, dass deine Chatmängel von deinem schnellen Denken kommen, denn schnelles denken ist eine Qualität, auf die man zurecht stolz sein kann. Aber du vergisst, dass dadurch unbedachtes und riskantes Verhalten entstehen kann. Schnelligkeit führt zu Oberflächlichkeit und zu Fehlern."

„Das ist doch gar nicht so schlimm... Ich kenne durchaus schlimmeres..." meinte Ella.

„Natürlich ist es schlimm. Es macht ihn manipulierbar. Benji, glaub mir. Wenn dich jemand von einem Vorhaben überzeugen will, er hat leichtes Spiel."

„Das kommt doch immer auf die Person an! Natürlich, wenn ein aufdringlicher Freund, wie du mich zu etwas bewegen will... Dann ist das was anderes. Deiner Sturheit kann man sich ja wohl nur beugen! Schon allein, weil du einen Kopf größer bist, als ich und wir wissen, wer von uns beiden stärker ist! Und deinen miesen Launen will sich keiner aussetzen... Dann gibt man lieber klein bei und tut was du willst."

Ella merkte, dass Benjis Worte Darren verletzten. Auch als Carolin zu ihm hielt und Darren tapfer verteidigte, Benjis Worte konnte er nicht so schnell verdauen.

All das wurde jedoch von Mae, Linda und Jenica unterbrochen, als sie lachend hinein spazierten und das Thema somit beendet wurde.

Vielmehr fingen sie an bei freudigeren Unterhaltungen zu kochen und jeder half mit, wo er konnte. Außer Darren. Er hing den weiteren Abend lieber an seinem Handy.

Sie deckten den Tisch, riefen den Rest der Truppe und aßen alle beisammen genüsslich ihr Abendessen. Heute koreanisch. Mae hatte die Ehre zu kochen.

Carolin verabschiedete sich nach dem Essen, denn sie musste noch weiterfahren. Sie verabschiedeten sich voneinander und hofften, dass sie vielleicht mal wieder vorbei kommen würde.

Ella - der Genuss von Stolz und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt