2 - Zu Hause ist da wo deine Freunde sind

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Sie drängten Ella dann zu Necla Teyze zu gehen und sie einzuladen, heute in ihrer Etage gemeinsam zu essen. Aber es war eine etwas andere Einladung. Das Essen wurde von ihr mitgebracht und sie aßen gemeinsam in ihrer Küche zu Abend.

Necla Teyze mochte es nicht bei Studenten zu essen. Sie nahm auch nie Geschenke von ihnen an. Nur sehr schwer und meistens schenkten sie es dann Herrn Ay, um sich den Kampf zu ersparen. Sie hatte da nun mal ihren Ehrenkodex, dass sie von mittellosen Studenten nichts Materielles annahm und das zog sie penibel durch. Aber es machte sie nur lieblicher und wunderbarer in ihren Augen.

Ihre Etage hatte sich versammelt und Necla Teyza saß unter ihnen. Diesmal waren Harun und Ahmet auch dabei. Die Jungs schienen sie normalerweise ein wenig zu meiden, da sie ihnen manchmal ein wenig zu laut oder verrückt waren. Oder so begründete es Ella zumindest. Wahrscheinlich wären sie heute auch nicht gekommen, aber sie schienen noch nichts gegessen zu haben. Und Türken verzichteten nie gerne auf ihre hausgekochte Nationalküche.

Die ganze Zeit redeten die Mädchen durcheinander, wie immer. Necla Teyze schwieg mehr und hörte lieber zu. Aber die werten Herren sagten fast nichts und nachdem sie gegessen hatten, wollten sie im nächsten Augenblick auch schon wieder verschwinden, doch da meldete sich Necla Teyze noch vorher zu Wort:

„Oglum? Harun, Ahmet! Tabaklarinizi yikayibda kalksaniza!"

Harun stöhnte auf, wahrscheinlich hatte sie ihm etwas Negatives gesagt.

„Tamam, Tamam..." Er nickte ihr müde zu und dann ging er seltsamerweise auf die Spüle zu und spülte sein Geschirr. Ahmet tat es ihm gleich. Die Mädchen fingen an zu lachen, denn üblicherweise versuchten sie ihren Dreck immer an ihnen hängen zu lassen, was meistens auch funktionierte. Vor allem Jenica spülte öfter als ihr gut tat das Geschirr von Harun ab. Unter dem wachsamen Blick von Necla Teyze vollendeten sie ihre Aufgabe mit Diskretion und dann verbeugte sich Harun, zwinkerte Jenica zu und sagte:

„Tirokamawa gesea!" Er drehte sich darauf um und verschwand ohne ein weiteres Wort. Ahmet folgte ihm ebenfalls wortlos. Er war eh nie sehr gesprächig.

Doch mit ihrem Verschwinden, huschten alle Blicke gebannt zu Jenica. Eine leichte Röte schlich sich in ihre sanft braune Haut.

„Du bist so schlimm!!" rief dann Linda plötzlich aus.
„Wie kannst du ihm deine Sinti Sprache beibringen und uns nicht!" warf Neema hinterher und alle fingen an zu lachen.

Die Sinti waren ein wenig eigen, wenn es darum ging, geheimnisvoll und verschlossen zu sein. Es war ein Tabu anderen Menschen, die nicht Sinti waren, ihre Sprache beizubringen. Und Jenica hielt sich dran. Ella konnte ein wenig koreanisch, ein wenig swahili, und türkisch... Aber kein Wort Sinti.

„Ich... Er hat das nicht von mir!" protestierte Jenica und wurde nur  umso röter. „Vielleicht irgendwo aus dem Netz gefischt... War noch nicht mal ganz richtig..."

„Deine Röte sagt da aber was anderes!" meinte Ella und grinste breit. Necla Teyze konnte sich bei solchen Momenten nicht allzu lange halten und sie drückte schon Jenica lachend an sich.

„Ich mag ihn nicht!" protestierte Jenica zwar aus Necla Teyzes Umarmung heraus, aber keiner glaubte ihr wirklich.

„Lasst das arme Mädchen!" wurde sie beschützt und wieder losgelassen.

„Was hat er denn gesagt...?" fragte Mae.

Jenica kicherte in sich hinein.
„So was wie... dein Wille geschehe." Und alle fingen wieder an zu lachen.

„Typisch Harun! Wo hat er das wohl her?" lachte Lotte.

„Harun! Du bist unser Held!" rief Neema darauf laut und wahrscheinlich hatte er es gehört, denn sein Zimmer war direkt neben der Küche.

Ella - der Genuss von Stolz und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt