28 - Die Liebeserklärung

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Am nächsten Tag früh am Morgen fuhr Ella wieder nach Kassel. Lotte blieb noch bei ihren Eltern. Sie wollte erst am Wochenende nach kommen und die Zeit noch genießen.

Auf der Rückfahrt und auch den ganzen weiteren Tag dachte sie über diesen Jungen und seinen unmöglichen Charakter nach. Sie konnte sich einfach keinen Reim aus ihm machen. Wie sehr sie auch versuchte, seine Beweggründe zu verstehen, es gelang ihr nicht. Dieser Unmensch war ihr ein Rätsel.

Als es schon Abend wurde, saß sie in ihrem Zimmer und war vertieft in ihr Buch, da sie ihre Gedanken wieder auf etwas anderes lenken wollte. Sie fing schon an, verrückt zu werden. Lotte und Ella hatten sich versprochen, es Mae nicht zu sagen. Zumindest noch nicht. Es würde sie unnötig trauriger machen und noch mehr Trauer brauchte sie gerade nicht.

Es klopft an ihrer Tür. Sie verließ ihr warmes Bett und ging die Tür öffnen. Ob es Ahmet war? Manchmal klopfte er an und borgte sich Bleistifte oder Radiergummis, die sie danach nie mehr wieder sah, aber sie lieh ihm trotzdem weiterhin Dinge aus. Sie verwöhnten ihre Jungs viel zu sehr, bemerkte sie. Gedankenverloren öffnete sie die Tür.

„Kann ich rein...?" fragte Darren. Sie war so verdutzt, dass sie nicht wirklich wusste, was sie sagen sollte und deswegen nickte sie ihm zu und er lief an ihr vorbei. Dieser Junge schaffte es doch immer wieder, sie zu überraschen. Was machte er schon hier? Aber vielleicht konnte sie diese Gelegenheit ausnutzen und über seine abscheuliche Tat mit ihm reden. Sie bat ihm Platz auf ihrem Sofa zu nehmen. Sie saß sich auf ihre Couch. Aber er setzte sich nicht sofort. Erst lief er noch kurz nervös in ihrem Zimmer herum. Bis er sich dann doch hinsetzte. Ella beobachtete ihn argwöhnisch. Er holte tief Luft.

„Ich habe versucht dagegen anzukämpfen... Es bringt aber nichts... Ich schaffe es nicht... Ella... Ich bewundere dich aus tiefstem Herzen und empfinde... mehr als viel für dich! Ich weiß, eine Frau stellt sich eine Liebeserklärung wahrscheinlich romantischer vor, aber zu mehr bin ich nicht in der Lage."

Schames- und Zornesröte stiegen in Ella zugleich hoch und kämpften um die Vormacht. 

„Ich musste lange mit mir ringen... Du bist ein schwieriger Charakter. Deine Zunge nur allzu neckisch, zänkisch, stur und auf die Fehler anderer fokussiert. Du lässt dich stark von deinen Vorurteilen lenken. Du bist albern und kindisch. Dann wieder manchmal kalt und du wirst wahrscheinlich nie die Erfüllung in deinem Beruf finden, denn ich bezweifle dass du auch nur irgendeinen Bekanntheitsgrad in der modernen Kunstwelt erlangen wirst. Deine Freunde wählst du viel zu unbedacht. Aber ich habe versucht, dich zu ignorieren... Ich schaffe es einfach nicht... Und deswegen würde ich gerne eine Beziehung mit dir eingehen..."

Die Wut hatte nach diesen Worten überwiegt und die Zwietracht in ihr wurde überwunden, weshalb sie endlich sprach:

„Ich glaube, normalerweise bedankt man sich wohl bei so was, für den Mut und die eingestandenen Gefühle, auch wenn man sie nicht erwidert!" sagte sie unbeherrscht und fuhr fort: „Wenn ich dankbar wäre, würde ich dir jetzt danken. Aber ich bin es nicht. Es interessiert mich nicht, wie du über mich denkst, und ich glaube, deine Erklärung ist dir sehr widerwillig aus deinem Mund gerutscht! Es tut mir Leid jemanden zu enttäuschen. Das ich irgendwelche Gefühle in dir geweckt habe, ist absolut unbewusst passiert und ich hoffe, es ist nicht von Dauer! All meine negativen Eigenschaften und die Umstände, die so lange dein Geständnis gehindert haben, werden dir sicherlich dabei helfen, es leicht zu überwinden!"

Sie merkte, was ihre Worte in Darren auslösten. Er kämpfte mit sich selbst. Zorn, Wut, Überraschung, Trauer, Verletztheit. Er schwieg bis er seine Gefühle wieder unter seiner Kontrolle hatte:

„Und das ist deine Antwort?" man spürte förmlich seine gezwungene Ruhe. „Darf ich wenigstens wissen, warum du mich so kalt abweist?"

„Genauso kann ich dich fragen, warum du mir mit so verletzenden und beleidigenden Worten mitteilst, dass du gegen deine Vernunft, gegen deinen Willen, und sogar gegen deine innere Überzeugung hier vor mir stehst und mir deine Liebe gestehst?! Schon allein das entschuldigt jede Kälte! Mal abgesehen davon, glaubst du ernsthaft, ich würde eine Beziehung mit jemandem eingehen, der das Glück einer meiner besten Freundinnen zerstört hat?!" Seine Farbe wechselte kurz. Sie fuhr fort:

„Du bist ein schlechter Mensch! Du hast Benji in seinen Kopf gesetzt, dass Mae nicht die richtige sei! Du hast die beiden auseinander gebracht! Was fällt dir ein einfach über andere Menschen zu urteilen und dich in fremde Angelegenheiten einzumischen! Weißt du wie sehr du Mae damit verletzt hast? Sie liebt ihn!"

Er lächelte kurz ungläubig.

„Ich habe ihm einen Gefallen getan! Einen größeren, als mir selbst einen getan habe!"

„Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich dich nicht ausstehen kann! Schon bei unserer ersten Begegnung, ist mir deine Arroganz und deine Eitelkeit zuwider gewesen! Das Getue von Erhabenheit und .... Und ab Will und was du dem armen Jungen angetan hast, warst du für mich gestorben!"

„Du scheinst diesem Will ja sehr zu vertrauen." sagte er und wurde sichtlich rot dabei.

„Du hast ihn einfach grundlos zusammengeschlagen!"

„Grundlos?! Ja, es war bestimmt grundlos!"

„Er hat dich nur angerempelt! Ist dein Ego schon so groß, dass Anrempeln dich fuchsteufelswild macht?!"

„Das also ist deine Meinung von mir?!" er stand auf und lief auf sie zu. „Das also! Danke, dass du es so offen mit mir geteilt hast! Aber ich bezweifle, dass du all das negative gesagt hättest, wäre ich nicht so direkt zu dir gewesen! Hätte ich dir meine Bedenken und Gedanken nicht mitgeteilt.... Hätte ich deinen Stolz nicht verletzt! Aber weißt du was?! Ich verschleiere nichts! Ich hasse Unehrlichkeit! Ich schäme mich nicht für meine Gefühle und für meine Gedanken! Meine Einwände sind natürlich und gerecht!"

„Oh tut mir furchtbar leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber glaube mir, wenn ich sage: auf welcher Art und Weise du auch immer deine seltsame Liebe zu mir gestanden hättest, keines hätte mich dazu gebracht, es zu erwidern!" Überraschung weidete sich in seinem Gesicht aus. Er sah sie gekränkt und ungläubig an.

„Deine unendliche Arroganz und deine Eitelkeit und wie du sie in das Zentrum deines Weltbildes rückst und so auf andere herabsiehst, ist die Grundlage meiner Verachtung dir gegenüber! Alles andere basiert darauf! Du wärst der letzte Mann auf der Welt, mit dem ich eine Beziehung eingehen würde!"

„Okay! Ich habe verstanden! Entschuldige die Störung und die Zeitverschwendung! Auf Wiedersehen!" sagte er kalt und im nächsten Moment war er aus dem Zimmer verschwunden.

Sie atmete tief ein und versuchte gerade zu realisieren, was geschehen war. War das ein schlechter Traum? Ein schlechter Witz? Tränen stiegen in ihr auf. All das war zu viel für sie. Es reichte ihr. Was war nun wieder passiert? Wie hatte sich das entwickelt?

Sie konnte nicht anders und fing an zu weinen.

Ella - der Genuss von Stolz und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt