11 - Drum drum drum

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Es dauerte nicht lange und der Wald und die Natur um Ella ließen sie wieder ruhig werden. All der Ärger den sie Darren gegenüber hatte verschwand allmählich.

Sie hoffte, dieser Junge würde ihr fern bleiben. Sie stöpselte sich ihre Kopfhörer ein und gab sich ihrer Musik hin. Sie hatte gerade ihre Boybandphase. Neema machte sich manchmal darüber lustig, aber es war doch egal, was sie hörte. Diese Boybandlieder waren so einfach und ohne besondere Tiefe. Genau das brauchte sie zur Zeit in ihrem Leben. Darauf kramte sie nach ihrem Buch und lief tiefer in den Bergpark hinein, während ihre Gedanken tiefer in ihrem Buch "Stolz und Vorurteile" verschwanden. Es war ihr ein Trost, dass sich auch die gute Lizzy mit arroganten Männern herumschlagen musste.

Nichtmal eine halbe Stunde später fing es an, wie aus Kübeln zu regnen. Sie musste an Neemas Worte denken und lachte auf. Dieses Mädchen war manchmal einfach viel zu stolz auf ihre wilde Ader, von der sie wohl nur noch ihren Tanz Groove beibehalten hatte. Das Wetter konnte sie zumindest nicht voraussehen. Das stand jetzt fest.

Ella öffnete ihren Schirm, schaltete ihre Musik aus und machte sich auf den Weg zu ihrer Gruppe. Trotz ihres Schirmes, konnte sie nicht verhindern, dass sie auch schon ein ganzes Stück nass wurde, da es auch sehr stürmte und ihr der Schirm mehrmals aus der Hand gerissen wurde.

Aber sie machte sich nichts aus der Nässe und dem schlechtem Wetter. Es war sogar schön endlich mal wieder ein wenig durchnässt zu werden und mal zur Abwechslung ein Kampf gegen die große Natur zu fechten. Gegen die Natur hatte man nur fast nie eine Chance.

Ella lief im Regen. Langsam, sie wollte sich keinen stress machen. Ihre Gedanken wanderten unwillkürlich zu den kleinen Regentropfen um sich herum. Einzeln flossen sie umher und suchten nach ihrem verlorenen Meer. Die Tröpfchen trommelten sanft auf ihrem Regenschirm.

Drum drum drum.

Es klang wie ein Trommelspiel. Mal leiser mal stärker.

Drum drum drum.

Die Erde unter ihr atmete und seufzte zufrieden mit jedem Tropfen, dass er in sich aufsaugen konnte, auf. Ein rhythmisches Trommelwirbel erfüllte die Umgebung.

Drum drum drum.

Der Himmel pulsierte begeistert. Jeder Tropfen verabschiedete sich von seiner himmlischen Herberge und warf sich zur Erde herunter, die ihn sehnsüchtig erwartete. Die Erde, der Staub, die Steine, alle Lebewesen verstummten und lauschten dem Takt des Regens.

Drum drum drum.

Rosane, puderne, marine, bordeaux Blumen erfreuten sich an ihnen. Mit dem Rhythmus des Regens wurden sie wieder zu Leben erweckt. Kleine Lichter erstrahlten um jeden Tropfen, die sie runter begleiteten.

Drum drum drum.

Der Himmel lachte auf und schmunzelte mit jedem Wassertropfen, der ihn verließ. Das Leben belauschte dieses übersinnliche Lied selig. Überall verbreitete sich der Duft des Regenwassers und erfüllte die Natur damit. Ein tiefer Atemzug und man fühlte sich vor den Pforten des Paradieses wieder. Alles erwachte zu Leben und blühte auf. Die Seelen und die Geister erfüllten die Bäume und Sträucher.

Drum drum drum.

Alles erstrahlte in einer süßen Harmonie und in einer freudigen Ruhe. Leise plätscherte und sprudelte es um sie herum, als käme es aus einer anderen Dimension.


Sie erblickte ihre Gruppe, die sich unter die Bäume geflüchtet hatte und hoffte, dass es nicht auch noch anfangen würde zu blitzen und zu donnern. Die Ersten aus der Gruppe, sahen sie schon vom Weiten und winkten. Sie lief auf sie zu und nach kurzer Zeit stand sie neben ihnen.

„Alles okay, Ella?" fragte sie Linda. Sie bejahte, obwohl sie noch ein wenig benommen war von der Melodie des Regens und dann bemerkte sie einen Blick auf sich und sah auf. 

Es war Darren, der sie anstarrte. 

Der Wind stürmte. 

Der Regen tropfte. 

Er sah sie ausdruckslos an.

„Ah, Ella! Da bist du ja!" hörte sie dann Neema sagen und sie stieß zu ihr. Darren wandte sich wieder von ihr ab. Ella war noch kurz verwirrt über das, was passiert war, aber legte diesen Gedanken schnell weg.

„Ich will ja nicht sagen, dass ich euch nicht gewarnt hätte, aber... Ich hab euch gewarnt."

„Du hast manchmal unmenschliche Sinne, Ella!" lachte Neema auf. Mae kam dann von hinten auf sie zu, mit Benji im Schlepptau, denn er hatte seine Jacke ausgezogen und hielt sie schützend über sie beide. Ella wurde bei diesem Anblick warm ums Herz.

„Es tut mir echt Leid... Wenn wir nicht gewesen wären, dann hättet ihr euch diesen Ausflug gespart..." meinte Benji schuldbewusst.

„Ach Quatsch! Wir wollten schon lange wieder den guten, alten Herkules besuchen. Und seine Männlichkeit bewundern." antwortete Ella und grinste. Die Antwort beruhigte Benji ein wenig. Sie hoffte nicht wegen der Anmerkung mit der Männlichkeit. Doch plötzlich hatte sie das Bedürfnis auch Darren in dieses Gespräch ein zu integrieren.

„Darren sagt nichts zu unserer misslichen Lage? Wie steht er denn zur Natur und Regenstürmen?"

Er räusperte sich leicht.

„Der Sturm kam unerwartet..."

„Die Antwort von dir nicht wirklich."

„Was wäre denn deiner Meinung nach eine unerwartete Antwort von mir?"

„Oh, das zum Beispiel kam sehr unerwartet! Ich gratuliere! Du machst Fortschritte!"

Eine Stille folgte.

„Ich..." fing Darren plötzlich wieder an zu reden, doch sie schnitt ihm das Wort ab:

„Ich glaube, das reicht heute vollkommen an unerwarteten Ereignissen!"

„Es gibt Frauen und es gibt Frauen... Und dann gibt es wiederum Frauen..." kommentierte Neema rätselhaft von hinten. Vielleicht war das ein Sprichwort aus ihrem Land. Ella wusste es nicht, aber Darren überraschte sie wieder.

„Es gibt im Grunde nur zwei Arten von Frauen... Die Sorte Frau, die schrecklich bei einem Regensturm aussieht, und die, die dabei nur umso schöner wird..."

Diese Aussage von Darren hatte keiner wirklich erwartet und sie fingen alle an zu lachen. Selbst Ella konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Jetzt hat er sich da in etwas hineingeritten... Hier sind eine Menge Frauen, die gerne wissen würden, wem der Regen denn nun von ihnen steht und wem nicht." wollte Lotte wissen.

Ella mischt sich aber schnell ein:

„Ich glaube, dass sollte man unserem schweigsamen Freund, der aus Höflichkeit bestimmt nicht lügen wird, nicht fragen... Ich will gar nicht wissen, zu welchem Frauentyp ich gehöre."

„Bei dir gibt es nur eine Antwort..." hörte sie ihn leise sagen und darauf sah sie ihn eindringlich an. Dann schluckt er auf und schaute wieder weg.

„Kommt Leute!" Benji griff ein. „Das Warten wird das Wetter auch nicht verbessern. Ella hat einen Regenschirm. Wir quetschen uns so viele wie drunter passen und rennen bis zur Haltestelle! Noch nässer als jetzt können wir eh nicht mehr werden!" 

Ella - der Genuss von Stolz und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt