12 Frauen sind...

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Sie schafften es total durchnässt und unterkühlt in ihrem Wohnheim anzukommen. Und dann fing der Kampf um die Duschen an. Da die andere Dusche gerade defekt war, blieb ihnen eine, die sie sich nun teilen mussten.

„Ich dusche zuerst!" rief Jenica.

„Nein, zuerst muss Mae duschen! Ihr wisst, wie schnell sie krank wird!" entgegnete Ella.

„Gut, dann bin ich Zweite!"

„Dritte!" rief Lotte ein.

„Vier!" schnappte sich Linda den Platz.

Ella war wie immer letzte, was ihr nicht viel ausmachte. Sie zog ihre nassen Sachen aus und hüllte sich schon mal in ihren warmen Bademantel ein und las ihr Buch weiter.

Nachdem sie auch endlich geduscht hatte, und sich nicht mehr so elend und kalt fühlte, gesellte sie sich zu den anderen in die Gemeinschaftsküche und sie tranken Tee, was ihr Wohlbefinden noch weiter steigerte. Warm von Innen, warm von Außen. Sie lächelte in sich hinein. In ihrem Frieden störte sie selbst Darrens Anwesenheit nicht. Er saß auch wieder unter ihnen. Eine friedliche Unterhaltung kam langsam zu Stande. Die Unterhaltung führte zum Thema: weibliches Geschöpf.

„Ich finde, Frauen sind eigentlich da, um das Leben zu verschönern." bemerkte Lotte.

Sie fingen an zu lachen.

„Der Meinung bin ich auch." bekräftigte Benji sie.

„Schwachsinn! Frauen sind zum Putzen und Kochen da!" rief Harun rein, wofür er von Jenica sofort zurecht gewiesen wurde.

„Balitsi! Du bist so ein Trottel!" Er schien es nicht ernst zu meinen, denn sein breites Grinsen offenbarte, dass er im Grunde Jenica bloß ärgern wollte.

„Die Neandertaler mal hier beiseite geschoben... Ja, bin ich aber auch der Meinung, dass wir Frauen, eine besondere Rolle hier auf dieser Welt haben." stimmte Ella ein.

Als selbst Darren einstimmte, wurden verwunderte Blicke ausgetauscht.

„Sie übernehmen die Rolle der Künstler in der Gesellschaft..." Sein Blick huschte kurz zu Ella, wahrscheinlich weil sie Kunst studierte. Er fuhr fort:
„Sie taugen aber nicht wirklich als Einnahmequelle... Sie sind viel zu gefühlvoll und sensibel... Selbst die stumpfsinnigste Frau hat eine künstlerische Ader. Da blühen sie irgendwie auf."

„Warum taugen wir nicht zum Geldverdienen?" hakte Mae nach.

„Ich wollte nicht direkt sagen, taugen nicht... Ich finde, ihre Aufgabe sollte es nicht sein, ihr feines Gemüt mit so einer lästigen Aufgabe zu belasten. Man sollte sich ihr selbst überlassen. Sie sollten lesen, kreativ sein, ihre Künste verfeinern, Arbeit verrichten, dass ihrer Natur mehr zusagt. Die Last der harten, materiellen Welt sollte sich dann doch eher traditionell der Mann aufbürden."

„Dann hast du aber somit hohe Anforderungen an eine Frau." bemerkte Ella.

„Frauen sollten Intellekt ausstrahlen. Sie sollten gewandte Redner sein, gute Konversation führen können, sich in den feinen Künsten und in der Literatur auskennen, und ein gutes Allgemeinwissen von der Welt und seinem Geschehen haben..."

„Zusammengefasst: Jede Frau muss eine kleine Professorin sein!" lachte Linda.

Ella gestand:

„Ich kenne keine Frau, die so wäre! Wo kann man die bitteschön treffen?"

Darren verteidigte sich: „Ich kenne einige solcher Frauen..."

Ella lachte.
„Ja, einige trifft es sicherlich gut. Aber es wundert mich eher, dass du überhaupt eine kennst..."

„Du solltest dein Geschlecht nicht so runter machen."

„Ich hab noch nie so eine Frau getroffen... Ich hab noch nie so viel Geschick und Geschmack mit so viel Talent geschmückt gesehen. Und wenn ich ehrlich bin... Finde ich den Gedanken an so eine Frau, schrecklich..." Sie musste unwillkürlich an die Rosenhexe denke.

„Ich finde, er hat recht." stimmte ihm aus heiterem Himmel Ahmet zu. Noch größere Überraschung verspürte die Gruppe, als bei Darren zuvor. Er sah konzentriert auf seine Hände.

„Ist im Islam auch so. Auch wenn das niemand weiß... Der Mann trägt die Last auf seinen Schultern die Familie zu schützen, zu kleiden und zu ernähren. Die Frau hat zwar die Aufgabe einer Erzieherin für ihre Kinder, aber ansonsten ist sie frei und kann machen und tun, was sie will. Sie ist viel freier als der Mann. Wir müssen die scheiß Mäuler stopfen! Sie kann durch die Gegend hüpfen und sich frei entfalten."

Er war so ernst, dass man schon fast dachte, er würde die Frauen dafür hassen.

„Schon gut, Ahmet... Ich weiß, ist nicht einfach ein Mann zu sein..." sagte Neema verständnisvoll und tätschelte Ahmets Kopf.

Jenicas Blick wanderte kurz zu Harun und sie lächelte ihn schüchtern an. Er grinste zurück.

Ella - der Genuss von Stolz und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt