Kapitel 17:

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Stille. Totenstille. Wieso bin ich nur alleine hierhergekommen? Ich wünsche, dass Tony mich doch begleitet hätte. Aber das hat er nicht, weil ich es ihm gesagt habe, dass ich das wieder schaffe. Sogar wenn ich nichts tue, mache ich alles falsch. Ich sehe verwirrt um mich – und das seit einer ganzen Minute – und frage mich, wieso ich ausgerechnet bei dem Anblick des Zepters eine solche Vision bekomme. Ich will weinen, ich will nicht mehr, denn ich erinnere mich, als Frigga zu mir sagte, dass meine Visionen immer Recht haben und sie unausweichlich sind. Aber wieso kommt gerade eine Vision, von der ich am meisten Angst habe? Ich habe doch bereits gelernt, dass keine zufälligen Visionen mehr kommen, denn ich habe es ja gelernt es zu kontrollieren, vor allem keine aus der Zukunft, denn ich finde, dass diese die schlimmsten sind. Ich bin mir sicher, dass diese Vision etwas mit dem Zepter von Loki zu tun hat und der Sache werde ich noch auf den Grund gehen. Aber eine riesen Wut macht sich in mir breit. Ich will diesem Schicksaal hintergehen, ich will nicht, dass es zu so etwas kommt. Und dass ich das Zepter nehme, lassen sie alle zu.

***

Zurück im Quinjet sitze ich alleine, spiele mit meinen Fingern und starre aus dem Fenster, wo das Meer aus Wolken wohl kein Ende nimmt. Tony fährt mit Hilfe von Jarvis den Jet, Bruce sitzt auf der anderen Seite und hört mit seinen Kopfhörern entspannte Musik, damit er auch nicht mehr grün wird. Clint liegt in Mitte des Jets auf einer Liege und Natascha leistet ihm Gesellschaft. Er scheint stabil zu sein. Thor erblickt mich, kommt zu mir rüber und setzt sich gegenüber von mir.

„Alles in Ordnung, Freya?"

Steve hört die Frage mit und dreht sich zu mich um. Jetzt erblickt auch er, wie nervös ich eigentlich bin und meine Hände nicht aufhören mit Zittern. Außerdem klappern meine Zähne, als hätte ich eiskalt.

„J-ja. Alles im grünen Bereich."

Thor blickt auf meine Hände, die ich reibe und runzelt die Stirn. „Bist du dir sicher?"

„Ganz sicher.", lüge ich.

Ich will ihnen sicherlich nicht von dem Moment ihres Todes berichten. Wie fühlt sich ein Mensch, der weiß, wie er stirbt? Wie kann er dann noch weiterleben? Wie kann er sagen, dass er noch Zeit vor sich hat, wenn er weiß, dass er nicht mehr altern wird, als ein Senior. Ich klopfe mit den Händen auf meine Knie, stehe auf und gehe auf Clint zu.

„Wie geht's ihm?", frage ich.

„Gut, er wird schon wieder.", antwortet Steve, welcher seine Maske auszieht.

Natascha setzt sich neben Bruce, welcher seine Kopfhörer absetzt und beide sich unterhalten. Nach einer halben Minute lächelt Natascha und sinkt ihren Blick.

„Thor, Bericht über den Hulk."

„Durch Helheims Tore hallen die Schreie seiner Opfer.", sagt er laut und lächelt breit dabei, wobei Natascha ihm einen wütenden Blick zuwirft und Bruce kopfschüttelt den Kopf hängen lässt. „Äh, keine Schreie von Toten natürlich.", versucht sich Thor zu retten, doch damit geht es Bruce nur noch schlechter und er versteckt sein Gesicht mit seinen Händen und nickt nur. „Nein, äh, Schreie von Verwundeten, meistens nur, äh, Gejammer und Gestöhne über verstauchte Gelenke, Knochen und äh, und..." Thor lässt es endgültig sein und hält den Mund, wobei ich auf lächeln muss.

„Hey, Banner.", ruft Tony ihn vom Cockpit aus. „Doktor Cho kommt aus Seoul rüber. Kann sie sich in deinem Labor einrichten?"

„Äh, ja. Sie kennt sich ja aus."

„Danke!", sagt er. „Sie soll alles vorbereiten. Barton braucht das volle Programm."

„Sehr wohl, Sir.", antwortet Jarvis ihm.

„Jarvis, übernimm mal kurz."

„Ja, Sir."

In dem Moment wird mir klar, dass ich neunzehn Jahre alt bin. Wieso wird mir das gerade jetzt in diesem Moment klar? Es ist wirklich seltsam, dass man jedes Jahr eine andere Zahl dafür benutzen muss, gerade, wenn man sich an die andere gewöhnt hat. Ich hoffe, dass mein neunzehntes Lebensjahr besser wird, als die letzten zwei, denn die will ich definitiv nicht wiederholen. Doch der Start in diesem neuen Lebensjahr scheint auch nicht gerade prickelnd zu sein. Ich fasse an meiner Streifwunde, die immer noch etwas blutet und, als Tony an mir vorbeigeht, erblickt er diese sofort.

„Oh nein, Freya blutet uns noch davon."

Natürlich nehme ich somit noch die ganze Aufmerksamkeit auf mich, was ich zu tief hasse und verabscheue.

„Das ist nichts.", sage ich, doch Natascha kommt auf mich zu, reist meinen Agentenanzug bei der Wunde kaputt und verarztet diese. „Das ist nicht nötig."

„Das ist nicht nur eine Streif- sondern auch eine Brandwunde.", sagt sie und ich kneife die Zähne und Augen zusammen, als sie Alkohol über die Wunde schüttet und sie verbindet.

Als sie fertig ist, lausche ich dem Gespräch zwischen Tony, Thor und Steve mit.

„Gutes Gefühl, he? Hinter dem Ding bist du schon seit dem Zusammenbruch von S.H.I.E.L.D her. Nicht, dass die Suche keinen Spaß gemacht hat."

„Nein, aber das hier ist ein gutes Ende.", sagt Thor.

„Sobald wir wissen, wofür es noch benutzt wurde. Und ich meine nicht nur für Waffen. Seit wann kann Strucker menschliche Kräfte verstärken?", fragt Steve.

„Banner und ich untersuchen es nochmal, bevor es nach Asgard geht, ist das okay?" Thor nickt. „Nur ein paar Tage bis zur Abschiedsparty. Du bleibst doch, oder?"

„Ja, ja natürlich. Einen Sieg sollte man mit Lustbarkeit feiern."

„Ja... wer mag keine Lustbarkeit.", fragt Tony und hält das Gesicht ernst. „Captain?"

„Hoffentlich sind die Chitauri und Hydra damit Geschichte, also... ja. Lustbarkeit."

Ich weiß, dass Tony eine Abschiedsparty für Thor und dem Zepter machen wird. Die zwei Dinger werden uns fehlen, wirklich, aber er wird bestimmt wiederkommen. Oder ich werde wieder nach Asgard gehen, was ich eigentlich ziemlich vermisse, wenn ich so darüber nachdenke.

„Und du Freya? Bleibst du?", fragt Tony und dreht sich zu mir um.

Ich stehe immer noch vor Clint und komme aus meinen Gedanken raus. „Ja, dann habe ich wenigstens 'ne Party." Das ist meine Andeutung.

„Für was?", fragt Steve und runzelt die Stirn, als wäre es ein schlechter Gedanke.

„Für meinen Geburtstag.", sage ich und umrunde die Liege von Clint.

„Wann ist der denn?", fragt jetzt auch Natascha neugierig.

„Heute."

Tony lächelnd. „Noch ein Grund für die Feier. Wie alt wirst du denn, altes Haus?" Er setzt sich wieder ins Cockpit und übernimmt den Flug.

„Neunzehn."

„Was? Und du bist dir da ganz sicher? Nicht fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig?"

„Jap, Neunzehn. Da bin ich mir sicher."

„Schade, aber ein so großer Altersunterschied macht mir auch nichts aus."

Und in dem Augenblick lachen alle und ich habe niemals gedacht, dass ich mit dieser verrückten Bande je zusammen lachen könnte.

Freya: Age of UltronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt