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Einen Tag nach der Schlacht war Gwyneth dabei, ein Pferd, welches sie von Thranduil geschenkt bekommen hatte, zu satteln und mit ein klein wenig Gepäck zu beladen. Bain, Sigrid und Thilda halfen ihr dabei. ,,Ich verstehe immer noch nicht warum du gehst", sagte Bain, als sie damit fertig waren. ,,Du hast doch selbst bemerkt, dass alle es meiden, mit mir zu sprechen oder mich in ihre Nähe zu lassen", erklärte Gwyneth, ,,Und das nur, weil ich in Esgaroth gestohlen habe. Niemand außer euch vertraut mir noch. Die Menschen müssen vergessen, wer ich einst war und das funktioniert am besten, wenn ich gehe." ,,Dort draußen ist es gefährlich", entgegnete Bain, der Gwyneth einfach nicht gehen lassen wollte. ,,Ich reise nicht alleine. Gandalf, der graue Zauberer und Bilbo begleiten mich doch. Bzw ich begleite sie", sagte Gwyneth und ging zu Sigrid, um sich zu verabschieden. Die beiden jungen Frauen umarmte sich kurz. ,,Du bist eine tolle Freundin", sagte Sigrid, bevor Gwyneth Thilda in den Arm schloss. ,,Diesmal hab ich kein Geschenk", meinte Thilda. ,,Das macht doch nichts", entgegnete Gwyneth, ,,Ich habe ja immer noch das Armband, das du und Bain mir geschenkt haben, als ich zu den Elben gegangen bin." Thilda lächelte leicht und Gwyneth richtete sich auf. Jetzt kam der schwierigste Teil des Abschiednehmens. Der Abschied von Bain. Dieser hielt das Pferd an den Zügeln fest und sah Gwyneth wehmütig an. ,,Du weißt, dass ich nicht will, dass du gehst", sagte er traurig. ,,Mein Entschluss steht fest", sagte Gwyneth, ,,Nur so können die Menschen vergessen. Aber ich will nicht behaupten, ich würde euch nicht vermissen. Dich nicht vermissen." ,,Ich vermisse dich schon, wenn ich nur daran denke, dass du gehst", meinte Bain. Gwyneth lächelte leicht verlegen und strich dem Pferd über den Hals. ,,Es wird Zeit", sagte sie nach einem kurzen Blick zum Himmel, ,,Gandalf hat gesagt eine Stunde nach Sonnenaufgang treffen wir uns am Fluss." Bain ließ die Zügel los und trat näher zu ihr. Dann zog er sie in eine Umarmung. Als sie die Umarmung nach einer Weile lösten, sah Gwyneth ihn an. ,,Das werde ich wohl am meisten vermissen...", seufzte sie, sah kurz in seine Augen, beugte sich vor und küsste ihn lang und innig. Dann schwang sie sich in den Sattel und trieb ihr Pferd an. In schnellem Gallopp preschte das Pferd durch die Stadt und schließlich über die Ebene davor bis zum Fluss, wo Gandalf und Bilbo bereits warteten.

Bain sah Gwyneth lange hinterher. Er vermisste sie jetzt schon so sehr, obwohl sie doch erst vor einigen Minuten davongeritten war. ,,Bain?", hörte er die Stimme seines Vaters neben sich. ,,Sie ist gegangen", sagte Bain nur traurig und Bard legte ihm eine Hand auf die Schulter. ,,Irgendwie...fühle ich mich leer", meinte Bain schließlich, ,,Und mein Herz schmerzt. Weißt du was das ist Vater?" ,,Ja, ich denke schon", antwortete Bard seufzend. ,,Sagst du es mir?", fragte Bain. ,,Du spürst gerade eine Art Liebeskummer, Bain", sagte Bard daraufhin. Bain schwieg. Ja, es könnte wirklich Liebeskummer sein, den er gerade verspürte, denn seine Liebste hatte ihn gerade verlassen. Er hatte Gwyneth nie gesagt, dass er sich in sie verliebt hatte. Zwar hatten sie sich mehrmals geküsst, doch süße Worte voller Liebe und Zuneigung hatten sie sich nie gesagt. Es schien gar nicht nötig gewesen zu sein, doch jetzt wünschte er, er hätte ihr wenigstens vier Worte gesagt, damit sie es wirklich wusste: Ich liebe dich, Gwyneth.

Die Diebin von EsgarothWo Geschichten leben. Entdecke jetzt