Die Menschen erreichten Thal und verteilten sich in den Straßen. Alle suchten sich einen Unterschlupf. Thilda hatte ein Haus gefunden, in dem ein kleiner Raum wie durch ein Wunder nicht zerstört war. ,,Bain, komm hierher", rief sie, während Sigrid schon in den Raum ging. Bain ging zusammen mit Gwyneth, die er noch immer stüzte, in den kleinen Raum. Das Dach hatte zwar einige Löcher, aber es war besser wie nichts und der Raum war gerade so groß, dass sie alle Platz darin fanden. In dem Raum standen tatsächlich zwei Betten, die das Drachenfeuer von vor 60 Jahren überstanden hatten. ,,Hier hinten in der Kammer ist noch ein Bett", sagte Sigrid, die eine schmale Tür entdeckt und sie geöffnet hatte. ,,Dort bringen wir am Besten dich unter", sagte Bain zu Gwyneth, ,,Dann bist du bei uns, hast aber trotzdem noch deine Privatsphäre." Gwyneth nickte und sie gingen in die Kammer. Nachdem Gwyneth sich vorsichtig ins Bett, welches für die größe der Kammer (sie war noch kleiner wie der Raum mit den 2 Betten) erstaunlich breit war, gelegt hatte, ging Bain nach draußen und suchte Holz für ein Feuer.
,,Bain, endlich habe ich dich gefunden", sagte Bard erleichtert, als er seinen Sohn sah. ,,Vater, wir haben dort hinten einen kleinen unzerstörten Raum gefunden, gerade groß genug für uns vier und Gwyneth.
Allerdings ist es ziemlich kalt. Wir müssen ein Feuer machen", sagte Bain. Bard ging mit ihm und gemeinsam trugen sie Feuerholz und ein paar Decken zu dem Raum. Bard machte in der Mitte des kleinen Raumes, über der ein relativ großes Loch im Dach war, ein Feuer und gab Sigrid und Thilda zwei Decken. Bain nahm etwas von dem übrigen Feuerholz und ging zu Gwyneth in die Kammer. Auch dort befand sich ein relativ großes Loch in einer Ecke gegenüber des Bettes und an dieser Stelle entzündete Bain ein kleines Feuer. Durch das warme Licht des Feuers fühlte Gwyneth sich gleich ein bisschen wohler, denn dadurch wirkten die grauen Steinwände nicht mehr ganz so kalt. Plötzlich kam die ältere Frau, die Gwyneth Wunde am See untersucht und halbwegs versorgt hatte, in die Kammer. ,,Ich würde deine Wunde noch einmal versorgen", sagte sie zu Gwyneth, ,,Ich habe auf dem Weg hierher ein besseres Heilkraut und Beeren gefunden." Gwyneth nickte und die Frau machte sich an die Arbeit. Nachdem sie eine neue Salbe auf Gwyneth Wunde getan und die Wunde dann wieder verbunden hatte, holte sie drei Beeren hervor. Sie waren nicht größer wie durchschnittliche Blaubeeren, waren aber nicht dunkelblau sondern violett. ,,Diese Beeren sind äußerst selten", erklärte die Frau, ,,Man könnte eigentlich sagen es gibt sie fast gar nicht mehr. Es war großes Glück, dass ich welche davon gefunden habe. Wenn man drei dieser Beeren isst, dann verheilt eine Wunde innerhalb von drei bis vier Stunden komplett." ,,Das muss eine Wunderbeere sein, wenn das funktionieren soll", meinte Gwyneth ungläubig. ,,Die Elben haben diese Beere gezüchtet und gesegnet", sagte die Frau, ,,Allerdings verläuft die Heilung nicht schmerzfrei." Gwyneth überlegte. ,,Ich esse die Beeren", sagte sie schließlich. ,,Gwyneth, dann wirst du 3 Stunden lang Schmerzen haben", entgegnete Bain. ,,Bain, die Wunde muss so schnell wie möglich heilen, denn ich fürchte, der Drache war nicht die einzige Gefahr, der wir in dieser Zeit begegnen", sagte Gwyneth, ,,Das Gold des Berges ist jetzt unbewacht, bis auf 13 Zwerge und einen Hobbit, wenn überhaupt alle überlebt haben. Und das wird mit Sicherheit viele anlocken. Allerdings nicht (nur) mit guten Absichten." Mit diesen Worten nahm sie die drei Beeren in die Hand. ,,Mein Entschluss steht fest", sagte sie. Bain sah sie an und seufzte. ,,Wie du willst", meinte er, ,,Aber dann kann ich nicht hier bleiben. Ich würde es nicht aushalten, dich leiden zu sehen, ohne etwas dagegen tun zu können." Gwyneth nickte verständnisvoll. Ihr würde es genauso ergehen. ,,Dir gute Besserung zu wünschen ist wohl eher unpassend", sagte Bain und setzte sich kurz neben sie, ,,Also sage ich einfach bis später." ,,Bis später", erwiderte Gwyneth. Bain küsste sie kurz auf die Wange und verließ, zusammen mit der Frau, die Kammer. Gwyneth atmete tief ein und aus und aß die drei Beeren. Was innerhalb der nächsten drei Stunden passierte, konnte sie nur mit einem Wort beschreiben: Schmerzen.
Bain verließ die Kammer und erklärte seinen Schwestern kurz, was mit Gwyneth in den nächsten drei Stunden passieren würde. Die Beiden waren erschrocken und sahen sich besorgt an, als man Gwyneth zum ersten mal schmerzvoll aufschreien hörte. ,,Ich suche Vater und helfe ihm", sagte Bain und verließ den kleinen Raum. Er musste sich regelrecht zwingen, nicht zurück zu laufen und konzentrierte sich stattdessen auf die Suche nach seinem Vater. Schließlich fand er ihn und half ihm, Essen zu verteilen. Doch trotzdem waren seine Gedanken die ganze Zeit bei Gwyneth. ,,Bain, was ist los mit dir?", fragte Bard, als sie durch eine der Straßen liefen, ,,Du scheinst gedanklich ganz wo anders zu sein." ,,Schon möglich...", antwortete Bain. Bard sah seinen Sohn prüfend an und blieb schließlich stehen. Bain ebenfalls. ,,Was ist los?", fragte Bard, ,,Ich verstehe, dass man jetzt nicht übermäßig fröhlich sein kann, aber dein Verhalten ist eigenartig und bereitet mir Sorgen." Bain seufzte und erzählte von Gwyneth Heilung. ,,Und jetzt...ich weiß nicht. Es ist nur so, dass ich einfach die ganze Zeit an sie denken muss und daran, dass sie gerade leidet, ich aber nichts dagegen tun kann", beendete er seinen Bericht. Bard nickte verständnisvoll. ,,Jetzt wo ich weiß, warum du dich so verhälst, verstehe ich dich auch", sagte Bard, ,,Sie bedeutet dir viel, das ist mir in den letzten Tagen klar geworden." ,,Was meinst du damit?", fragte Bain. Bard lachte kurz auf. ,,Das wirst du noch früh genug verstehen mein Sohn", antwortete Bard lächelnd.
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Die Diebin von Esgaroth
FanfictionGwyneth ist 16 Jahre alt und lebt in Esgaroth, östlich des Düsterwaldes. Allerdings hat sie weder Familie, noch ein Haus. Zudem ist sie (leider) die Dienerin des Bürgermeisters. Da sie von diesem aber so gut wie kein Geld und nie etwas zu essen beko...