Kapitel 10

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Eigentlich war es mir schon bewusst, aber trotzdem war ich sehr enttäuscht darüber. Ich durfte das Krankenhaus nicht verlassen. Nicht einmal um nur 2 Blöcke weiter etwas essen zu gehen. Ich muss ständig überwacht werden, da ich eine schwere Gehirnerschütterung habe. Wenn ich das richtig verstanden habe, müssen sie alle 2 Stunden meine Gehirnströme messen. Aber ich verstand sowieso nur die Hälfte davon, was die Ärzte von sich gaben. „Sie haben eine Gehirn-Fremdwort, deshalb hat der Fremdwort Fremdwort sich nach hinten verschoben und wir müssen sie rund um die Uhr mit einem Fremdwort bewachen um eine Fremdwort-Fraktur ausschließen zu können." Ich fühlte mich, trotz der schweren Gehirnerschütterung, im Gegensatz zu heute morgen ziemlich gut. Allerdings könnte dies auch an den starken Schmerzmitteln liegen. Hatte ich deshalb so einen großen Hunger? Naja, wenn Martijn allerdings nicht bald kommt, dann verhungere ich hier noch. Er versucht nämlich immer noch die Ärzte umzustimmen, doch es war vergeblich.

Er kam enttäuscht zur Türe herein. „Sorry süße, aber wir müssen hier essen." Moment einmal? Hat er mich gerade wirklich Süße genannt? Mein Herz machte einen kleinen Sprung. Er lies sich neben mir aufs Bett fallen und hob zwei Pizzaschachteln in die Luft. „Essen ist fertig. Frisch abgeholt von mir!" Er lachte und reichte mir stolz eine Schachtel und wünschte mir einen Guten Appetit. Ich konnte garnicht mehr aufhören zu grinsen. Ebenfalls musste ich lachen wegen der Pizzen,Martijn's Lieblingsessen. Innerlich musste ich an die ganzen Bilder in Instagram denken, auf denen irgend welche witzigen Bemerkungen über Martijn und Pizza standen. Nun musste ich noch mehr lachen. Ich beugte mich zu ihm herüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke Martijn! Für alles." Er wurde rot. So wie es aussah, hatte er mit so einer Reaktion von mir nicht gerechnet. Ich eigentlich auch nicht. Kurz zweifelte ich an meiner Tat, aber als er mir kurz darauf seinen Arm um den Hals auf meine Schultern legte, war ich ganz froh über meine spontane Aktion. Ich freute mich aber erst einmal über meine Pizza, denn ich hatte seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr gegessen.

„Martijn, wie soll das ganze jetzt eigentlich weiter gehen?". Ich steckte mir das letzte Stückchen Pizza in den Mund und klappte die Schachtel vor mir zu. „Was genau meinst du Lina?". Er legte die leeren Pizzaschachteln bei Seite und setzte sich neben mich. „Ich hab kein Handy mehr, ich kann nicht einmal meinen Eltern bescheid sagen. Geld hab ich auch keins und nach Hause kann ich auch nicht, weil ich weder Auto- noch Hausschlüssel habe. Ich weis nicht was ich machen soll. Es ist alles weg." Plötzlich entstand wieder dieser enge Klos in meinem Hals und plötzlich war mir zum Weinen zumute. Es dauerte auch keine weiteren drei Sekunden, bis mir die ersten Tränen über die Wange liefen. Martijn packte mich an der Schulter und zog mich zu sich herüber und nahm mich fest in den Arm. „Lina, es wird alles gut. Beruhige dich erst einmal, dann besprechen wir alles in Ruhe ok? Ich helfe dir so gut es geht. Hörst du?" Ich nickte und schmiegte mich fester in seine Arme und versuchte mir ein Schluchzen zu unterdrücken, jedoch vergebens.

Es tat verdammt gut von ihm getröstet zu werden. Ich fühlte mich plötzlich so wohl in seiner Nähe und irgendwie vertraute ich ihm, ohne ihn wirklich zu kennen. Ja ok er ist Martin Garrix. Ich verehre ihn seit mehr als 2 Jahren. Ich weis wo er geboren ist, wie seine Eltern heißen und wo er wann ist. Aber seit dem Unglück, seit dem er hier das erste Mal in mein Zimmer hereingekommen ist und mich angesehen hat, steht plötzlich eine ganz andere Person vor mir. Nicht der Top-Dj Martin Garrix, sondern einfach nur ein liebevoller, fürsorglicher und witziger Teenager namens Martijn.

Ich weis nicht wie lange wir in dieser Position verharrten, doch plötzlich kam eine junge Krankenschwester herein und störte unsere entspannte Zweisamkeit. „Entschuldigung das ich Sie Störe, aber ich muss ihnen Blut abnehmen." Martin lockerte seine Umarmung, stand auf, zog sein T-Shirt zurecht und setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett. Auch ich setzte mich auf und streckte der jungen Dame meinen Arm entgegen. Da ich beim Blutabnehmen immer wegschauen muss, wich mein Blick zu Martijn und erst dann bemerkte ich, dass ich sein T-Shirt voll geheult habe. Automatisch hob ich mir meine Hand vor den Mund und seufzte: „Oh nein. Es tut mir leid Martijn." Plötzlich schämte ich mich. Wie konnte ich mich vor ihm nur so gehen lassen?

„Jetzt spüren sie gleich einen leichten Piks und dann sind wir auch schon fertig. Ich komme nachher noch einmal und gebe ihnen ihre Ergebnisse bekannt. Haben sie noch irgendwelche Fragen Mrs. Steel ?" Tatsächlich hatte ich einige Fragen. „Wann werde ich wieder entlassen? Mir geht es schon viel besser. Und könnte ich vielleicht ein bisschen an die frische Luft?". „Selbstverständlich. Ihre Werte haben sich verbessert. Sie können sich in unseren Garten ein bisschen umschauen. Er befindet sich direkt hinter dem Gebäude. Ein bisschen Bewegung wird ihnen gut tun, aber bitte überanstrengen sie sich nicht.". „Ich werde sie begleiten und auf sie aufpassen.", fiel ihr Martijn ins Wort. „Einen sehr aufmerksamen Freund haben sie da Mrs. Steel. Halten sie ihn gut fest, es ist schwierig heut zu Tage noch Männer dieser Art zu finden. Glauben sie mir." Sie zwinkerte Martijn zu, lachte und nahm mir endlich diese schmerzhafte Infusion ab. „Wenn sie Glück haben, dürfen sie morgen Mittag nach Hause. Aber jetzt warten wir erst einmal ihre Blutwerte ab." Ich bedankte mich und massierte die Stelle, an der bis vor kurzem noch die Infusion gelegt war.

Doch nun hatte ich noch ein Problem. Ich habe absolut nichts zum anziehen. Was mit meinen alten Sachen passiert ist weis ich nicht, aber seit ich aufgewacht bin trage ich ein weites weißes T-Shirt und eine viel zu große graue Jogging Hose. Ach ja, woher kommen die Sachen eigentlich? Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. „Martijn, ich bräuchte dringend neue Kleidung. Ich weis es ist zu viel verlangt, aber könntest du mir welche besorgen?" Er kam auf mich zu und strich mir sanft eine Haarsträhne hinters Ohr. „Nein es ist nicht zu viel verlangt. Mach dir nicht immer so einen Kopf über das ganze. Ich mache das gerne, wenn nicht würde ich dann überhaupt noch hier sein?" Er hatte ja recht. Doch ich konnte es mir immer noch nicht erklären, wieso er gerade an mir solch eine Interesse zeigte. Naja, vielleicht hatte er ja recht und ich machte mir wirklich zu viele Gedanken. „Ich bin in einer Stunde wieder da und danach gehen wir gemeinsam an die frische Luft ja? Dann können wir auch alles weitere besprechen. Mach kein Blödsinn." Er grinste und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Mal wieder wurde ich rot. Er schlenderte zur Tür und tippte zügig eine Nummer in sein Handy, und hob es sich ans Ohr. Noch bevor er den Raum verlies, drehte er sich um, musterte mich von oben bis unten und sagte: „Schade eigentlich, du siehst so süß in meine  Klamotten aus."

Ich hörte nur noch das schließen der Türe.

In the Name of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt