Heute ist der achte August 2016.
Nach dem Zusammenbruch des Plots war ich am Boden zerstört. Ich hatte mich knapp vor dem Ziel gewähnt und nun stand ich vor einem Scherbenhaufen. Statt mich auf die Veröffentlichung in einem Verlag zuzubewegen und am zweiten Roman zu arbeiten, stand ich nach mehreren Testläufen und Feedbackschleifen wieder ganz am Anfang.
Es schien, dass ich sechs Jahre harte Arbeit für die Katz' verschwendet hatte. Ich fühlte, als wäre ich eine Figur in einem Roman Franz Kafkas, der an einem Buch arbeitet, es aber nie veröffentlichen wird, weil immer irgendein Scheiß auftaucht, der dies verhindert. Ich überlegte, den Todesernst in die Schublade zu verstauen und das Schreiben ein für alle Mal bleiben zu lassen. Zumindest wollte ich nur mehr dann schreiben, wenn ich zuvor ein stringentes Expose zusammengebracht habe.
Die Reaktionen in der Wiener "Selbsthilfegruppe der Schreibabhängigen" fielen vor allem durch viel Mitgefühl aus - eine veröffentlichte Autorin hat mich sehr stark unterstützt und mir neuen Mut zugesprochen. Dort meinte man, es wäre vernünftig, den Todesernst zu überarbeiten und dann erneut damit auf Verlagssuche zu gehen. Dennoch hatte ich in dieser Stunde vor, den Todesernst tatsächlich ad acta zu legen und etwas Neues zu beginnen.
Auch intensiv vertretene Ratschläge bekam ich zu hören
Ein Schreibcoach, mit der ich bereits einen längeren Weg zurückgelegt hatte, schleuderte mir per Mail ein hämisches "Willkommen in der Realität!" entgegen. Dann riet sie mir von weiteren Überarbeitungen am Todesernst ab. Sie sagte mir, der Roman wäre bereits in der jetzigen Fassung SEHR GUT! Ihr zufolge könnte ich das Werk nur noch verschlimmbessern. Daher sollte ich jede Arbeit am Todesernst aufgeben und ihn am besten in die Schublade legen.Stattdessen riet sie mir, Kurzgeschichten zu schreiben und diese bei Wettbewerben einzureichen. Ferner sollte ich es mit 180 bis 200 Seiten langen Whodunits versuchen. Diese müssten jedoch in Graz spielen.
Darüber hinaus sollte ich krampfhaft Lesungen organisieren und dort mit unveröffentlichten Texten auftreten, damit sich mein Name rumspräche. Bei Lesungen würde sie mich sofort unterstützen, aber dafür brauche sie von mir TERMINE sowohl in Graz als auch in Wien.
Zum Glück gab es einen Lichtblick am Schwarzlteich
Heute ging es mit meinem Schreibkollegen Mark-Dennis Leitner zum Schwarzlteich. Dort haben wir mit Hilfe von Blake Snyders Werk "Save The Cat" den Todesernst unter die Lupe genommen und die Optionen analysiert.Rasch kam heraus, dass man den alten Todesernst vergessen kann. Zugleich kristallisierte sich die Lösung heraus: Wir entdeckten einen viel besseren Plot, wobei man einen Großteil aus dem alten "Todesernst" übernehmen und zugleich die Ermittler massiv stärken konnte.
Fazit: Das Baby kann gerettet werden! Nun gilt es, an dem Problem zu arbeiten und es zu lösen oder anders rum gesagt: Ich vergesse den Roman - ab jetzt schreibe ich einen neuen und bringe den alten doch noch über die Kante.