Entführt (4)

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Hinter Eva trat ein Mann mit zwei Eimern den Raum. Einen davon stellte er ab, den anderen kippte er über Chris aus. Chris rieß die Augen auf und fing anscheinend an zu Husten, doch Andy konnte nichts hören. Gebannt schaute er zu wie Eva redete und Chris' Tisch nun ebenfalls aufrechter positionierte. Nun konnte Chris seinen Bruder sehen und formte seinen Mund zu einem Andreas. Eve lachte und verschwand kurz aus Andreas Blickfeld. Sie drückte auf einen Knopf an der Wand woraufhin ein Knacken zu hören war. "So Andreas. Wir wollen doch das du die Schreie deines kleinen Bruders hörst", tönte es aus einem unsichtbaren Lautsprecher. "Chris ich...", fing Andreas an, doch Eva unterbrach ihn. "Mach dir keine Mühe Herzchen. Ich habe die Verbindung nur einseitig aktiviert. Du kannst uns zwar hören, aber wir dich nicht." Angstvoll blickten sich Andreas und Chris in die Augen. Sie bekamen nicht mit wie Eva zu einem der Tische ging und ein Messer in die Hand nahm. Sie bemerkten es erst als Chris plötzlich aufschrie. Eva hatte das Messer an seiner Brust angesetzt und fuhr nun langsam von einer Seite zur anderen. Dabei hinterließ sie eine rote Linie aus der das Blut ohne Unterlass floss. Tränen traten in Andreas Augen. Es tat weh seinen kleinen Bruder so leiden zu sehen und ihm noch nicht einmal beruhigende Worte sagen zu können. Eva wiederholte den Vorgang immer wieder bis Chris vor lauter Erschöpfung kaum noch schreien konnte. Er hatte höllische Schmerzen und jedes Mal wenn er dachte es wäre vorbei setzte Eva das Messer von neuem an. Zwischendurch fuhr sie mit einem nassen Lappen über Chris' Brust, wenn zu viel Blut seinen Oberkörper bedeckte. Das kalte Wasser brannte in den frischen Wunden und Chris wand sich vor Schmerz. Andreas hatte irgendwann seine Augen geschlossen. Er konnte den Anblick nicht ertragen, jedoch hörte er weiterhin die Schreie. Er war innerlich kaputt. Er würde alles tun damit Chris nicht mehr leiden musste. Nach einer endlosen Zeit war es dann still. "Andreas", hörte er Chris krächzen und er öffnete die Augen. Durch seine Tränen war seine Sicht verschwommen, doch er erkannte wie schlaff Chris in seinen Fesseln hing. Eva und der Kerl waren verschwunden. Andreas' Blick fiel auf Chris' Brust aus der weiterhin Blut floss. Ihm drehte sich der Magen um. Eva hatte 'EHRLICH' quer über die Brust geschnitten. Neue Tränen quollen aus Andys Augen und er formte 'Es tut mir leid' mit seinen Lippen. "Nein. Du hast keine Schuld daran. Das hat niemand", sagte Chris so leise, das man ihn kaum verstand. Er war einfach nur geschwächt und unheimlich müde. "Ich werde etwas schlafen", sagte er noch und schon fielen ihm die Augen zu. Hinter der Glasscheibe schrie Andreas immer wieder den Namen seines Bruders. Er hatte Angst dieser würde nicht mehr aufwachen wenn er nun einschlief. Irgendwann schlief auch Andreas vor Erschöpfung ein.

Als Andreas aufwachte schaute er direkt nach Chris. Dieser war schon wach und immer noch in dem anderen Zimmer. Doch um seinen Oberkörper war ein weißer Verband gewickelt worden, der schon ein paar rote Flecken hatte. Sie hatten ihn also verbunden. Beide sagten etwas, doch Eva hatte die Anlage ausgeschaltet. Sie konnten sich nicht hören. Plötzlich richtete sich Chris' Aufmerksamkeit auf etwas hinter Andreas, doch dieser konnte nichts hören oder sehen. Mit einem Mal wurde es dunkel vor seinen Augen. Er bekam eine Augenbinde umgelegt. "Hallo Herzchen", flüsterte Eva ganz dicht an seinem Ohr, sodass er ihren Atem auf seiner Haut spüren konnte. Andreas durchzog ein Schauer. Er hatte Angst vor dem was jetzt kommen könnte, aber vor allem um Chris. Er wusste das Chris es nicht leiden konnte andere leiden zu sehen. Schon gar nicht seine Familie. Das Andreas nicht sehen konnte was gerade vor sich ging machte es noch schlimmer. Er konzentrierte sich darauf jedes einzelne Geräusch wahrzunehmen. Er hörte Schritte und spürte wie sein Bauchgurt gelöst wurde. Eva schaltete den Lautsprecher ein, sodass Chris sie nun hören konnte. Dieser zitterte schon bei dem Gedanken was Eva seinem Bruder nun antun könnte. Eva ging nun zu dem Regal auf der linken Seite und holte eine der kleinen Peitschen heraus. Sie hatte mehrere Enden, die alle circa einen halben Meter lang waren. Schief grinsend schlich sie zurück zu Andreas, holte aus und ließ die Peitsche auf seinen nackten Bauch knallen. Andreas schrie vor Überraschung und Schmerz auf. Chris traten die ersten Tränen in die Augen als er die roten Striemen sah, die die Peitsche hinterlassen hatte. Ein weiteres Mal knallte die Peitsche auf Andreas' Bauch und er zuckte zusammen. Wieder und wieder schlug Eva zu und jedes Mal drangen Andys Schreie in Christians Gehirn und nisteten sich dort ein. Die Schläge kamen unregelmäßig und ohne Muster, sodass Andy nie abschätzen konnte wann oder wo ihn der nächste Schlag treffen würde. Erst als fast der ganze Oberkörper von Andy rot gefärbt war legte Eva die Peitsche weg. Sie hauchte ihm einen zarten Kuss auf die geschundene Brust, woraufhin Andy scharf die Luft einzog. Sie lachte und entfernte die Augenbinde. Als erstes blickte er durch das Fenster zu seinem Bruder, der mit weit aufgerissenen und mit Tränen gefüllten Augen zu ihm starrte. Im Hinterkopf machte sich die Hoffnung breit, das das schon alles war, doch natürlich nicht. Eva wollte die beiden innerlich vernichten, ihren Willen brechen. Andy nutzte die kurze Pause um seine Augen zu schließen. Dadurch bekam er nicht mit wie Eva von einem der Tische ein Messer holte und zu ihm lief. Chris schrie seinen Namen, doch er konnte ihn ja nicht hören. Ein Schrei drang aus Andys Kehle als er spürte wie sich das Messer durch seine Haut zog und sie auftrennte. Die nächste Zeit fühlte sich für Andy und für Chris an wie Tage, während Eva immer wieder Schnitte in der Haut hinterließ. Chris wandte immer wieder seinen Blick ab, doch er schaute auch immer wieder zu seinem Bruder. Er musste für ihn da sein, wenn auch nur mit Blicken falls er es brauchte. Irgendwann war auch diese Tortur vorbei und Eva ließ Andreas allein. Noch immer durchfuhren leichte Zuckungen seinen Körper und er konnte nicht klar denken, während das Blut aus dem eingeritzten 'BROTHERS' floß. Irgendwann hob er mit letzter Kraft den Kopf, blickte zu seinem Bruder und versank dann in Dunkelheit. Es tat Chris unglaublich weh seinen großen Bruder so zu sehen. Und der Blick den ihm Andy zuwarf bevor er einschlief oder ohnmächtig wurde gab Chris den Rest. Er würde dafür sorgen das Andy nie wieder so leiden müsste.

Kurzgeschichten/Oneshots Über Die Ehrlich BrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt