Aus und Vorbei

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Hey Leute. BITTE LEST ERST DAS HIER. In diesem OS wird es mal wieder etwas härter zugehen. Um genau zu sein... Es geht um Selbstmord. Ich weiß einige von euch möchten sowas nicht lesen und finden es geschmacklos, doch dann lest es halt nicht und wartet bis wieder etwas schönes kommt ;) für mich sind die Geschichten die ich hier schreibe auch ein Teil Therapie. Also lest es oder lasst es bleiben. Ich mag momentan nunmal dieses schmerzvolle einfach mehr als die "heile Welt" ;)

Zum gefühlt tausendsten Mal ertönt der Klingelton meines Handys, doch ich gehe nicht ran. Es liegt nicht weit von mir weg auf dem Tisch. Ich müsste mich nur ein wenig strecken und schon könnte ich das nervige Gedudel abstellen, doch mir fehlt die Kraft. Müde und erschöpft liege ich auf der Couch und bin kaum fähig zu blinzeln. Es ist als wäre jegliche Kraft aus meinen Muskeln verflogen. Ein Wunder das ich es vom Bett hierher geschafft hatte. Ich blende den Lärm um mich herum aus und denke wieder an sie. Es schmerzt unglaublich, doch ich kann es nicht lassen. Ich dachte ich würde irgendwann über sie hinwegkommen, doch auch nach all den Monaten beherrscht sie immer wieder meinen Geist und nimmt mein Denken ein. Ich vermisse die Zeit mit ihr. Die Zeit in der wir unbeschwert herumblödelten und und alles gesagt haben. Die Zeit in der wir uns beste Freunde nennen konnten. Ich weiß nicht ob sie es vermutete oder sogar wusste, doch ich... Unvermittelt werde ich aus meinen Gedanken gerissen als meine Haustürklingel sich laut bemerkbar macht. Ich seufze und bleibe liegen. Ich habe keine Lust mit irgendjemandem zu reden. Ich hatte mich in der letzten Zeit immer mehr zurückgezogen. Ich wollte nicht das irgendjemand sieht wie ich leide. Leide wegen jemandem, der es eigentlich nicht verdient hätte. Doch trotzdem ist da ein Teil in mir der ihr gerne verzeihen würde. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Sie hat mich unglaublich verletzt und ich weiß ich bin ohne sie besser dran, doch etwas in mir will das nicht wahrhaben. Wieder und wieder dringt das durchdringende Klingeln an mein Ohr und vermischt sich mit der sanften Melodie meines Handyklingeltons. Ich presse mir die Hände auf die Ohren, doch leider bringt das absolut nichts. "Hau ab", rufe ich stattdessen und hoffe der nervtötende Klingler hört mich. Kurz ist es still, sogar mein Handy gibt Ruhe, doch dann höre ich das Klopfen und die dumpfe Stimme meines Bruders. "Komm schon Chris mach auf. Bitte." "Verschwinde", sage ich lustlos und weiß nicht ob er es überhaupt hören kann. "Man Chris wir machen uns doch nur Sorgen. Seit Tagen meldest du dich bei niemanden mehr. Was ist denn los? Jetzt mach schon auf." Seine kleine Rede wird nur von gelegentlichem Klopfen unterbrochen. Ich seufze und bleibe liegen, während Andreas im Hintergrund immer noch versucht mich dazu zu bringen die Tür zu öffnen. Doch schnell schweifen meine Gedanken wieder ab. Ich sehe ihr Lachen vor mir wenn wir uns über irgendwas lustig machten und sehe das Strahlen in ihren Augen, wenn sie etwas sah das ihr gefiel. Ich spüre ihre Umarmungen wenn wir uns begrüßten oder verabschiedeten. Ihre besorgte Miene wenn ich im Dunkeln bei Regen nach Hause gefahren bin. "Chris jetzt mach diese verdammte Tür auf oder ich trete sie ein!" Andreas hört sich richtig sauer an und auch wenn ich keine Lust habe mit ihm zu reden... Ich habe noch weniger Lust auf eine eingetretene Tür. "Na gut", rufe ich also halbherzig zurück und mache mich daran aufzustehen. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis ich mich aufgerichtet habe, stehe und mich mit kleinen Schritten auf den Weg zur Tür mache. Nachdem ich den steckenden Schlüssel gedreht habe gehe ich einen Schritt zurück und warte. Sofort springt die Tür auf und ein wütender Andreas steht vor mir. Er will schon den Mund öffnen um mir vermutlich irgendwas an den Kopf zu werfen wie ich es wagen kann mich nicht zu melden, nicht ans Handy zu gehen und all sowas, doch als er mich erblickt wird sein Gesichtsausdruck sofort weicher. Zögernd kommt er auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Ich hätte nicht gedacht wie gut es tun kann einfach nur gedrückt zu werden und so tue ich es meinem Bruder gleich und klammere mich an ihn. Was als nächstes passiert kann ich nicht verhindern: ein Schluchzen verlässt meine Kehle und Tränen beginnen zu fließen. Ich spüre wie Andy mich fester an sich drückt und nun bin ich doch froh ihn bei mir zu haben. Erst als er mich mit nach unten zieht merke ich das er uns zu meiner Couch manövriert hat. Ohne uns loszulassen setzen wir uns hin. "Was ist denn los Kleiner?", fragt Andy mitfühlend und streicht mir sacht über die Haare. Ich schweige. "Denkst du wieder an sie?", fragt er und ich schaffe es an seiner Schulter zu nicken. "Ach mein kleiner. Du weißt das sie deinen Kummer nicht verdient hat oder? Sie hat dich die ganze Zeit hintergangen und dich vorsätzlich verarscht." "Ich weiß. Ich dachte auch es wäre besser, doch ich habe letztens eine Nachricht von ihr gelesen das sie alles auf mich schiebt. Ich hätte ihr ja unglaublich wehgetan und alles", schluchze ich winde mich aus der Umarmung um meine Tränen wegzuwischen. "Das bist du aber nicht. Es war richtig von dir erstmal keinen Kontakt zu ihr zu wollen. Du wolltest dich selbst schützen und das ist vollkommen in Ordnung." "Aber vielleicht hätte ich..." "Nix hättest du", unterbricht er mich mich mit sanfter, doch bestimmter Stimme. "Du hast nichts falsch gemacht. Du musst dich für nichts entschuldigen. Also musst du dich auch nicht als erstes melden. Wenn sie es nicht tut dann zeigt das doch nur das du ihr nicht wichtig bist." Ich sage nichts und senke nur den Kopf. "Hach Chris. Ich mache mir echt Sorgen um dich. Aber ich muss leider weg die Kinder abholen. Ich komme aber gleich wieder ja?" Wieder nicke ich und möchte eigentlich nicht das er geht. "Ok dann bis gleich." Er streicht mir nochmal übers Haar wie Mama es immer macht und kurz darauf höre ich wie sich die Haustür schließt. Und wieder bin ich mit meinen Gedanken allein. Und wieder zieht sich mein Herz zusammen und scheint erneut zu brechen. Ich hatte es ihr nie gesagt, doch ob es was geändert hätte weiß ich auch nicht. Und bevor ich sie noch verloren hätte habe ich ihr lieber verschwiegen das ich sie geliebt habe. Und es vielleicht immer noch ein Stück weit tue. Doch das was sie abgezogen hat sollte man niemanden antun. Egal ob seinem besten Freund oder sonst wem. Ich meine wer sagt Leuten denn bitte zu obwohl man weiß das man die Verabredung oder das Abkommen eh nicht einhalten wird? Nein. Lieber wird kurz vorher mit einer fadenscheinigen Ausrede abgesagt. Lange hatte sie das mit mir gemacht und lange habe ich es nicht gesehen. Oder sehen wollen. Erst meine Freunde haben mich darauf aufmerksam gemacht. Und als sie es einer guten Freundin von mir gebeichtet hat habe ich das natürlich bald erfahren. Ich blicke auf und sehe mein ausgemerkeltes Gesicht im Spiegel. Wie bin ich den hier ins Bad gekommen? Und warum habe ich eine Rasierklinge in der Hand? Doch wie in einen Strom werden meine Gedanken zurück gezogen. Als ich sie zur Rede stellen wollte hat sie erst auf verständlich getan, doch schnell griff sie mich an und ich beendete das Gespräch. Danach war mehrere Tage lang Funkstille. Ein Schmerz in meinem Arm holt mich wieder zurück. Ich blicke hinunter und sehe wie sich die Klinge durch meine Haut vom Handgelenk aus nach oben schiebt. Fasziniert beobachte ich wie das Blut aus der dünnen Linie strömt und ins Waschbecken tropft. Es kommt mir vor als wäre ich nicht mehr in meinem Körper als ich die blutige Klinge in die andere Hand gebe und nun auch meinen anderen Unterarm aufritze. Es ist als wäre ich nur ein Beobachter der Szene und nicht selbst der Akteur. Ich spüre wie das Blut und mit ihm mein Leben aus mir fließt, lasse die mittlerweile rote Klinge ins Waschbecken fallen und setze mich auf den Boden. Das Blut fliest auf den schwarzen Teppich, doch es ist mir egal. Ich lehne mich an ein Regal hinter mir, schließe die Augen und kehre mit meinen Gedanken wieder zu ihr zurück. Ich wartete und wartete auf eine Nachricht von ihr, doch nichts. Inzwischen hat sie mich wohl schon vergessen, doch ich kann sie nicht vergessen. Sie war die erste die ich wirklich geliebt hatte. Für sie habe ich lieber den Schmerz ertragen einfach nur so mit ihr etwas zu unternehmen statt sie komplett zu verlieren. Ich hasse mich selbst dafür das es nun soweit kommen musste wegen ihr. Es tat mir leid um Andreas, der mich nachher so finden würde und ich würde es auch irgendwie gerne rückgängig machen, doch mein Körper machte schon eine ganze Weile nicht mehr das was ich wollte. Ich hoffe sie würden es verstehen. Und ich hoffe sie würde erfahren das ich sie liebte. Und damit hören auch die letzten Gedanken auf.

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