Entspannung pur (1)

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Huhu. Kleine Info: von diesem OS wird es mehrere Teile geben. Viel Spaß ;)

„Ach fuck! Wo ist der scheiß?" Unkontrolliert laufe ich durch meine Wohnung mit nur einem Ziel: das zu finden was ich gerade so dringend brauche. Ich zittere am ganzen Körper, während ich Schranktüren aufreiße und den Inhalt durch die Gegend werfe. Verdammt. Irgendwo muss ich das Zeug doch haben. Da kommt mir eine Idee. Ich lasse von meinem Kleiderschrank ab, steige über Klamottenberge und falle anschließend vor meinem Nachttisch auf die Knie. Ich brauche einige Anläufe bis meine bebenden Finger den kleinen Griff zu fassen bekommen und ich die unterste Schublade aufziehen kann. Ungeduldig reiße ich sie komplett heraus, drehe sie um, sodass ihr Inhalt sich vor mir auf dem Boden verteilt und werfe sie dann blind hinter mich. Zwischen leeren Verpackungen, ein paar Süßigkeiten, einem alten Notizbuch, von dem ich dachte ich hätte es entsorgt, zerknüllten Blättern und einem gefalteten Stück Papier finde ich dann endlich das Gesuchte. So gut es geht versuche ich die Lasche der Medikamentenpackung zu öffnen, doch es dauert viel zu lange. Aber umso schneller nehme ich eine der Paletten heraus, drücke zwei der kleinen, runden Pillen aus ihrem Gefängnis und schmeiße sie mir in den Mund, wo ich sie ohne zu kauen oder etwas zu trinken herunterschlucke. Erleichtert aufseufzend lasse ich mich seitlich an mein Bett fallen. Es dauert nicht lange bis ich spüre wie das Zittern nachlässt und sich Körper und Geist wieder entspannen. Eine Weile bleibe ich so sitzen und genieße das ruhige Gefühl und die Gedankenlosigkeit. Eigentlich hätte ich noch ewig hier bleiben können, doch ein Knurren in meinem Magen durchbricht die herrliche Stille. Also stehe ich auf, steige über das Durcheinander in meinem Schlafzimmer, das mir jedoch egal ist und laufe in die Küche. Zum Glück finde ich dort noch einen Karton mit der restlichen Pizza von gestern. Mit einem großen Stück in der Hand mache ich mich auf den Weg zur Couch im Wohnzimmer nebenan. Auch hier muss ich über einige Sachen steigen, die ich während meiner Suchaktion verteilt habe. Aber das kann bis später warten. Mit der Pizza in der Hand, von der ich immer mal wieder abbeiße, mache ich es mir auf der Couch gemütlich und schaue an die Decke. Ich beobachte den Staub im Sonnenlicht, das durch das Fenster in den Raum fällt. Gedankenlos schaue ich dem Tanz zu, während ich mechanisch kaue. Als das letzte Stück verspeist ist lasse ich den Arm einfach entspannt hängen. Ich genieße die Ruhe und Entspannung bis es plötzlich an der Tür klingelt. Doch ich habe keine Lust aufzustehen und stelle mich einfach tot. Allerdings lässt das Klingeln auch nach ein paar Minuten nicht nach. „Ich bin nicht da", rufe ich deshalb und hoffe einfach, dass der Störenfried endlich abhaut. Doch natürlich habe ich dieses Glück nicht. „Dein Ernst? Hast du vergessen was heute ist?", höre ich die Stimme meines Bruders dumpf durch die Tür. „Ja. Darf ich jetzt weiterschlafen?" Kurze Zeit ist es ruhig und ich bin schon dabei wieder in die Gedankenlosigkeit zu versinken, als das Geräusch eines sich drehenden Schlüssels ertönt und kurz darauf die Tür aufgeht. Na toll. Warum nochmal habe ich ihm meinen Ersatzschlüssel gegeben? „Chris! Was zur Hölle ist denn hier passiert?" Ich bewege mich nicht. „Hab nur was gesucht." „Und deshalb sieht es hier schlimmer aus als nach einem Erdbeben?" „War dringend", antworte ich. Mein Blick ist noch immer an die Decke geheftet. Nur im Augenwinkel sehe ich wie Andy neben mich tritt. „Was ist los mit dir? Hast du was genommen oder so?", fragt er mit einer Mischung aus Sorge und einem leisen Lachen. „Was? Nein! Wie kommst du auf die Scheiße?", antworte ich wie aus der Pistole geschossen. „Jo chill. War doch nur eine Frage. Aber mal ernsthaft. Was machst du hier? Du hast den Kids versprochen heute mit uns in den Zoo zu gehen." Oh mist. „Oh. Das war heute? Ich dachte das wäre morgen gewesen." „Nein heute. Also kommst du nun oder muss ich die kleinen enttäuschen?" Am liebsten würde ich einfach nur weiter hier liegen, doch zum einen wollte ich die Kids nicht enttäuschen und zum anderen sollte keiner merken was mit mir los war. Sie würden es ja eh nicht verstehen. „Nein nein. Ich komme schon. Ich muss nur noch kurz was holen", sage ich beim Aufstehen. „Okay", meint Andy und schaut mir hinterher. Zum Glück kann er von seiner Position aus nicht in mein Schlafzimmer schauen, doch ich schließe die Tür trotzdem hinter mir. Meine Füße tragen mich direkt zu meinem Nachttisch, vor dem noch immer meine Tabletten auf dem Boden liegen. Schnell stecke ich mir die vorhin angebrochene Palette in die Hosentasche. Damit mein Verschwinden nicht so auffällt ziehe ich mir noch schnell das nächstbeste Shirt an, das ich zu fassen bekomme und achte darauf, dass der Umriss der Tabletten in der Hose nicht zu sehen ist. Dann gehe ich mit einem Lächeln zurück zu meinem wartenden Bruder.

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