Fest zerre ich an den Fesseln, die meine Hände an den kühlen Metalltisch binden. Doch vergeblich. Auch die Gurte um meine Fußgelenke und meinen Bauch geben keinen Millimeter nach. Der Tisch wurde so weit gekippt, dass ich problemlos durch eine Glasscheibe in den Raum gegenüber zu meinem Bruder schauen kann, der genauso festgekettet wurde wie ich. Andreas' Blick ist auf mich gerichtet. Die Panik in seinem Blick ist deutlich zu sehen. Hinter ihm öffnet sich eine Tür und eine breit grinsende Frau betritt den Raum. Nein. Das kann nicht sein. Wir...wir sind doch entkommen. Wir sind frei! Sie sollte doch im Gefängnis sitzen! "Hey meine Herzchen. Schön euch wieder zu sehen. Ich wusste doch das ihr zurückkommen werdet." Meine Atmung wird schneller und ich habe das Gefühl als würde mein Kopf bald platzen. Heiße Tränen rinnen meine Wangen hinunter. Nein bitte. Da kann doch alles nicht wahr sein. Während die mir nur allzu bekannte Frau gesprochen hat war sie neben meinen Bruder getreten und strich ihm zärtlich über die Wange. Mir war nicht aufgefallen, dass unsere Entführerin ihre andere Hand hinter ihrem Rücken versteckt hatte, doch als sie sie nun vor Andys Gesicht hält erkenne ich ein langes Messer in ihrer Hand. Mir dreht sich bei diesem Bild der Magen um und ich muss mich zusammenreißen dessen Inhalt nicht hier zu verteilen. Ihre Mimik ist ernst als sie weiterspricht: "Aber ihr ward böse Jungs. Und was macht man mit bösen Kindern?" Langsam holt sie mit dem Messer aus. "Genau. Man bestraft sie." Das Messer saust auf meinen Bruder zu und steckt kurz darauf in seiner Seite. "NNNNEEIIIINNNNN!"
Ruckartig setze ich mich in meinem Bett auf und sehe mich verwirrt um, bis ich ein paar Sekunden später merke, dass ich in meinem Schlafzimmer bin. Es war nur ein Alptraum gewesen. Mit meinen Händen fahre ich über mein von Schweiß bedecktes Gesicht und drehe meinen Kopf etwas nach rechts um auf die Funkuhr auf meinem Nachttisch sehen zu können. 2:56 Uhr. Seufzend lasse ich mich zurück fallen. Diese ganze Geschichte war nun schon Monate her, doch noch immer quälen mich die Erinnerungen an diese Zeit. Aber das würde sich vermutlich nie ändern. Die Ereignisse hatten sich tief in mein Hirn gebrannt. Nur langsam beruhigt sich meine Atmung wieder und ich beschließe erst einmal duschen zu gehen. Erstens um meine verspannten Muskeln etwas zu lockern und zweitens ist es echt ekelig verschwitzt zu schlafen. Ich schnappe mir also eine frische Boxershorts und eine Jogginghose aus der Kommode und gehe ins Bad. Unter der Dusche lehne ich mich mit der Stirn an die kühlen Fliesen, während das Wasser in meinen Nacken prasselt. Erleichtert seufze ich auf, stelle das Wasser ab und greife nach dem Duschgel. Ich gebe etwas davon auf meine Hand und verteile es dann auf meinem Körper. Als ich die Narben auf meiner Brust und meinem Bauch erreiche blitzen einige Szenen unserer Gefangenschaft auf und ich zwinge mich ruhig weiter zu atmen. "Ich bin Chris. Ich war gefangen mit meinem Bruder. Wir sind gerettet. Wir haben überlebt. Eva sitzt im Gefängnis. Wir sind frei." Immer wieder murmle ich diese Sätze leise vor mich hin. Nach der ganzen Sache war ich einige Zeit in psychologischer Behandlung und ich muss echt sagen, das es mir geholfen hat. Gerade in Situationen wie dieser jetzt, in denen ich das Gefühl habe ich werde von den Erinnerungen erdrückt, helfen mir die Techniken die ich gelernt habe weiter.
Kurz darauf spüle ich das Duschgel von meinem Körper, trockne mich ab, schlüpfe in meine frischen Sachen und gehe zurück ins Schlafzimmer. Ich ziehe die nasse Bettwäsche ab und wende mich zum Schrank um neue zu holen, als mein Blick auf meine Kommode fällt. Die Schublade mit meiner Unterwäsche ist nicht ganz zu. Ich überlege und bin mir eigentlich sicher, dass ich sie geschlossen habe, aber vielleicht doch nicht. Naja egal. Ich drücke sie zu und wende mich wieder meiner Bettwäsche zu. Wenig später liege ich wieder im Bett, schließe die Augen und schlafe ein.POV unbekannt
Ich stehe neben dem Fenster und beobachte ihn beim Schlafen. Er ist ziemlich unruhig. Träumt bestimmt schlecht. Ich frage mich wovon er wohl träumt als er plötzlich aufschreckt und sich aufsetzt. Schnell schlüpfe ich hinter den Vorhang neben mir. Vorsichtig schiebe ich meinen Kopf hinter dem Vorhang hervor um sehen zu können was er macht. Eine Weile sitzt er so da, lässt sich dann nach hinten fallen um kurz darauf aufzustehen. Er holt etwas aus seiner Kommode und geht dann aus dem Zimmer. Ein Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht. Ich bewege mich vorsichtshalber nicht, doch als ich höre wie das Wasser der Dusche aufgedreht wird komme ich aus meinem Versteck. Leise schleiche ich zu der Kommode und öffne eine Schublade. In der ersten liegen einige T-Shirts und ich schließe sie wieder. In der zweiten Schublade finde ich dann mein eigentliches Ziel: Chris' Unterwäsche. Grinsend nehme ich eine der Boxershorts, halte sie mir vor die Nase und atme tief ein. Da höre ich wie die Dusche ein zweites Mal aufgedreht wird. Zeit zu verschwinden also. Schnell greife ich mir noch 2 Boxer und schließe dann die Schublade als ich auch schon die Badezimmertür höre. Raus kann ich jetzt nicht mehr, also zurück hinter den Vorhang. Ich bin gerade hinter diesem verschwunden als Chris zur Tür hereinkommt. Ich atme möglichst flach und drücke die Boxer vor mein Gesicht um meine Aemgeräusche zu verringern. Nach einigen Minuten wird es still und ich spähe hervor. Chris legt sich gerade ins Bett und löscht das Licht der Nachttischlampe, die er angemacht hatte als er wieder gekommen ist. Wenig später atmet Chris ruhig und ich verlasse mein Versteck wieder. Ich stelle mich an das Fußende des Bettes und beobachte diesen wundervollen Mann. Wie gerne würde ich mich jetzt zu ihm legen und mit ihm zusammen sein, doch das musste noch etwas warten. Ich schlich zur Tür und verschwand dann mit einem letzten Blick auf meinen Engel auf dem gleichen Weg den ich hereingekommen war.Wie findet ihr es? Bin am überlegen ob ich nicht eine komplette Geschichte daraus machen und dann die 5 Teile von Entführt mit einbeziehe. Was denkt ihr? Neue Story daraus machen oder lieber nicht?